Jurassic Park Experiment 2.0: In Florida werden erneut genmanipulierte Mücken freigesetzt

Die Pilotprojekte von genmanipulierten Mücken sollen in Florida und nun auch in Kalifornien fortgesetzt werden. Umweltorganisationen bezeichnen die Aktion als „unnötig und gefährlich“. Die Projekte werden von der Bill and Melinda Gates Foundation finanziert.
Titelbild
Das erste Pilotprojekt 2021: Meredith Fensom, Leiterin der Abteilung für globale öffentliche Angelegenheiten bei Oxitec, lässt die genmanipulierten Mücken in Florida frei.Foto: Joe Raedle/Getty Images
Von 21. März 2022

Zwei Milliarden gentechnisch veränderte Moskitos sollen in Kalifornien und Florida freigesetzt werden. Das Ziel ist, vorbeugend die Zahl der echten Moskitos zu verringern, die gefährliche Krankheiten übertragen könnten. 

Die US-Umweltschutzbehörde genehmigte am 7. März den Einsatz der gentechnisch veränderten Insekten in Pilotprojekten in bestimmten Bezirken in beiden Bundesstaaten.

Die bevorstehende Freisetzung der veränderten Insekten wird die größte in der Weltgeschichte sein.

Es geht um die Aedes aegypti-Mücken

Die Moskitos werden von dem britischen Biotechnologieunternehmen Oxitec hergestellt, das wiederum von der Bill and Melinda Gates Foundation finanziert wird. Mit den Projekten soll verhindert werden, dass sich Krankheiten wie Dengue- und Gelbfieber und das Zika-Virus weiter ausbreiten.

Oxitec zufolge soll die „nachhaltige und gezielt eingesetzte biologische Technologie zur Schädlingsbekämpfung den nützlichen Insekten wie Bienen und Schmetterlingen nicht“ schaden. Stattdessen soll sie nachweislich die krankheitsübertragende Aedes aegypti-Mücke bekämpfen können, die Gemeinden in Florida, Kalifornien und anderen US-Bundesstaaten befallen hat.

Seit ihrer ersten Entdeckung in Kalifornien im Jahr 2013 hat sich die Aedes aegypti-Mücke in mehr als 20 Bezirken des Bundesstaates ausgebreitet. Dadurch hat sich das Risiko der Übertragung von Krankheiten auf den Menschen erhöht.

Das neue Pilotprojekt in Florida ist eine Fortsetzung der Partnerschaft mit Oxitec, wobei 2021 rund 750 Millionen in der Gegend der Florida Keys freigesetzt wurden.

Daten wurden nicht von Fachleuten überprüft

Kritiker, darunter Wissenschaftler, Gesundheitsexperten und Umweltgruppen, sind jedoch besorgt darüber, welche Auswirkungen die Freisetzung der genetisch veränderten Mücken auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt haben könnte.

„Dies ist ein verheerender Schritt, der für die öffentliche Gesundheit gefährlich ist“, sagte Dana Perls von der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth gegenüber „USA Today“.

Sie beklagt den Mangel an der Überprüfung der Daten zu den gentechnisch veränderten Insekten. Fachleute hätten die potenziellen Risiken, die sie mit sich bringen, nicht erforscht.

Wenn man diese Mücken einmal in die Umwelt entlassen hat, kann man sie nicht mehr zurückrufen“, sagt sie. „Das könnte in der Tat neue Probleme schaffen.“

Zwar gibt es in Kalifornien noch keine lokalen Fälle von Dengue-Fieber oder anderen durch Aedes aegypti verbreiteten Viren, doch ist die Mücke selbst im ganzen Bundesstaat weit verbreitet. Daher seien die Voraussetzungen für lokale Krankheitsausbrüche gegeben, so Perls.

Hinzu kommt, dass die freizusetzenden Mücken noch einige Wochen nach der Freisetzung in der Umwelt verbleiben werden.

Oxitec sagt, dass seine Mücken eine sichere, wirksame und umweltfreundliche Lösung zur Bekämpfung sind und weder für den Menschen noch für die Umwelt eine Gefahr darstellen.

Die neue Technologie von Oxitec besteht aus genetisch veränderten männlichen Mücken, die nicht stechen können. Sie werden in die freie Wildbahn entlassen, wo sie sich mit weiblichen Mücken paaren sollen, die wiederum stechen.

Wenn sie sich mit ihnen paaren, geben sie ein tödliches Gen weiter, das dafür sorgt, dass ihre Nachkommen vor Erreichen der Geschlechtsreife sterben.

„Es gibt bessere Methoden“

Jaydee Hanson, Leiter des Zentrums für Lebensmittelsicherheit, bezeichnete das Experiment als „unnötig und sogar gefährlich“. In Kalifornien gebe es keine bekannten tropischen Krankheiten, sagte er gegenüber „The Sun Gazette“.

„Es gibt keine lokal erworbenen Fälle von Dengue, Gelb-, Chikungunya-Fieber oder Zika in Kalifornien“, sagte Hanson.

Die Freisetzung von Milliarden gentechnisch veränderter Moskitos macht es wahrscheinlich, dass weibliche gentechnisch veränderte Moskitos freigesetzt werden und hybride Moskitos erzeugen, die ansteckender und aggressiver sind.“

Hanson sagte, dass andere Strategien, wie der Einsatz von Wolbachia-infizierten Moskitos, besser kontrollierbar wären. Wolbachia-Bakterien manipulieren die Fortpflanzung ihrer Wirtstiere – also ein ähnlicher Ansatz wie von Oxitec, nur ohne Genmanipulation. 

Sie können über Eizellen eines befallenen Insekts weitergegeben werden. Alle Nachkommen eines Weibchens mit Wolbachia sind also ebenfalls mit Wolbachia infiziert. Hat ein Männchen Wolbachia und paart sich mit einem nichtinfizierten Weibchen, wird das Bakterium zwar nicht übertragen, aber die Eier können sich nicht entwickeln, weil eine Zelle ohne Wolbachia mit einer wolbachiainfizierten nicht kompatibel ist, schrieb 2017 die „Deutsche Welle“ über die Methode.



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