Russland verbrennt täglich 0,5 Prozent des Gasbedarfs der EU

Das Abfackeln von Gas im Verarbeitungsprozess ist nichts Ungewöhnliches. Die Flamme, die Russland aktuell verfeuert, ist jedoch riesig. Täglich sollen mehr als 4 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen.
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Russland scheint derzeit mehr Gas als üblich abzufackeln.Foto: NATALIA KOLESNIKOVA/AFP via Getty Images
Epoch Times30. August 2022

Russland verbrennt einem BBC-Bericht zufolge riesige Mengen an Erdgas nahe der im Moment kaum noch befüllten Ostseepipeline Nord Stream 1.

Die Flamme bei der Kompressorstation Portowaja nordwestlich von Sankt Petersburg ist bis in das benachbarte Finnland und deutlich auf Satellitenbildern zu sehen. Es soll sich um Gas handeln, das für den Export nach Deutschland bestimmt war. Jedoch könnten es die Betreiber wegen der geringeren Auslastung der Leitung im Moment nicht anderweitig abführen.

Deutschlands Botschafter in London, Miguel Berger, sagte der BBC, man beobachte das Abfackeln bereits seit einiger Zeit.

Die Verringerung des Anteils von russischem Gas am deutschen Verbrauch von über 50 auf nun etwa 10 Prozent zeige Wirkung und habe einen starken Effekt auf die russische Wirtschaft. Er fügte hinzu: „Weil sie ihr Gas nirgendwo anders verkaufen können, müssen sie es verbrennen.“

Rund zehn Millionen Euro pro Tag

Professor Esa Vakkilainen von der Universität LUT in Lappeenranta sagte gegenüber „Reuters“, dass Gazprom in den letzten zwei Monaten Gas im Wert von bis zu 1.000 Euro pro Stunde verbrannt haben könnte. Zusätzlich hat Gazprom seine Erdgasproduktion von Anfang des Jahres bis Mitte August um mehr als 13 Prozent auf rund 275 Milliarden Kubikmeter gesenkt. Seine Gasexporte in Länder außerhalb der ehemaligen Sowjetunion sind angesichts des Streits mit dem Westen bezüglich des Ukraine-Kriegs um über 36 Prozent auf 78,5 Milliarden Kubikmeter zurückgegangen.

Das Abfackeln von Gas im Verarbeitungsprozess ist nichts Ungewöhnliches. Erstaunt zeigten sich der BBC zufolge Experten jedoch über die Menge. Der norwegische Branchendienst RystadEnergy geht dem Bericht zufolge sogar davon aus, dass in der Flamme täglich 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen. Das entspreche einem Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag oder 0,5 Prozent des Gasbedarfs der EU.

Massiver Anstieg der Gaspreise

Derzeit ist Nord Stream 1 nach russischen Angaben wegen fehlender Turbinen nur zu 20 Prozent ausgelastet. Damit pumpt die Leitung täglich etwa 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ostsee nach Deutschland. Die von russischer Seite mit technischen Notwendigkeiten begründeten Drosselungen haben zu einem weiteren massiven Anstieg der Gaspreise geführt. Zudem kündigte Russland an, die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 ab dem 31. August für drei Tage zu unterbrechen. Die letzte an der Kompressorstation Portowaja verbliebene Turbine soll dann an Ort und Stelle von Siemens-Experten gewartet werden.

Am Markt gibt es Befürchtungen, der ohnehin schon stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollte die Lieferung nach der Pause nicht wieder aufgenommen werden. Russland beteuert, seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu wollen.

Der russische Energieriese Gazprom bestätigt nicht, dass nicht verkauftes Gas abgefackelt wird. Der Staatskonzern teilte am 26. August mit, dass die Speicher in Russland aktiv aufgefüllt würden. Sie seien zu 91,4 Prozent befüllt. (dpa/mf)



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