Disney im Stimmungstief: Vom kindlichen Wegbegleiter zum politischen Ideologen
Der Mediengigant Disney wankt. Zuletzt stürzten die Aktien der Walt Disney Company rasant ab. Die Konzernspitze versucht, dem Negativtrend entgegenzuwirken. Doch wie erklärt sich die Entwicklung? Gibt es möglicherweise einen Absturz der Beliebtheit von Disney bei den Verbrauchern – und wenn ja, warum?
CEO Bob Iger will Jobs und Geld kürzen
Im Geschäftsjahr 2022 (Oktober 2021 bis September 2022) verlor der Konzern fast 150 Milliarden US-Dollar an Börsenwert gegenüber dem Vorjahresvergleich – trotz Rekordumsatz und Rekordgewinn. Nachdem 2022 Disney-CEO Bob Chapek, der vormalige Themenparkchef, vom Verwaltungsrat nach zwei Jahren bereits wieder von der Firmenspitze abgelöst wurde, kam der vorherige und langjährige Disney-Chef Bob Iger aus dem Ruhestand zurück. Doch der Erfolg wollte sich einfach nicht einstellen. Jetzt wurde bekannt, dass der Medienkonzern dem 72-jährigen Iger zwei Jahre mehr Zeit gibt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Sein Vertrag wurde bis 2026 verlängert.
Wie das Börsenmagazin „Der Aktionär“ berichtet, hätten Disney und Iger gleich mehrere Baustellen vor sich. Das Video-Streaming sei mit hohen Produktionskosten ein Verlustgeschäft, der US-Fernsehmarkt schrumpfe und die Disney-Freizeitparks, so scheine es, stießen auf immer weniger Interesse. Mit Einsparungen von 5,5 Milliarden US-Dollar und dem Abbau von 7.000 Arbeitsplätzen wolle der Konzern nun gegensteuern, heißt es.
Medienmacht im Stimmungstief?
Eine Umfrage von Axios und Harris im Mai dieses Jahres ergab, dass der Ruf von Disney in den letzten Monaten gelitten hat. Disney wurde in einer Umfrage als das am fünftgrößten polarisierende Unternehmen in den Vereinigten Staaten eingestuft. Im Zuge von Disneys aktuellen Umstrukturierungen verließ im Juni unter anderem auch Chief Diversity Officer Latondra Newton nach mehr als sechs Jahren das Unternehmen, wie „Variety“ berichtete. Wie „Disney Parks Magazin“ schreibt, habe Newton die strategischen Diversitäts- und Inklusionsinitiativen des Unternehmens geleitet und Disneys diverses Unterhaltungsprogramm umgesetzt. Über die Hintergründe ist wenig bekannt.
Warum Disney im Stimmungstief ist, könnte auch am Engagement vieler Menschen liegen, die konservative Werte gegen die Gender-Ideologie verteidigen, die auch Disney in diesen Tagen voranzutreiben versucht. Wie etwa Brian S. Brown, Präsident des World Congress of Families (WCF, Weltkongresses der Familien). Seit 1997 setzt sich der WCF in Jahrestagungen in verschiedensten Städten der Welt für traditionelle christliche Werte ein. Großes Aufsehen erregte unter anderem der Redebeitrag von Giorgia Meloni 2019 in Verona, Italien. In einer hochemotionalen Rede erklärte die damals noch zukünftige Ministerpräsidentin Italiens: „Weil wir keine Nummern sein wollen. Wir werden den Wert des Menschen verteidigen. Jedes einzelnen Menschen. Weil jeder von uns einen einzigartigen genetischen Code hat, der nicht reproduzierbar ist […], das ist heilig. Wir werden es verteidigen. Wir werden Gott, Land und Familie verteidigen.“ Die Epoch Times berichtete.
Kürzlich erklärte Brian S. Brown auf der von ihm gegründeten konservativen Onlineplattform „International Family News“ (IFN), dass den Streaming-Dienst Disney+ über zwei Millionen Abonnenten verlassen hätten. IFN meint: „Ihre Filme und Fernsehsendungen zum Thema Homosexualität sind alle gefloppt und habe sie Hunderte Millionen an Verlusten gekostet.“ Auch die neue Disney-Animation „Elemental“, in der eine „nicht-binäre“ Figur vorkomme, sei vom Publikum abgelehnt worden. Der Film habe das schlechteste Eröffnungswochenende in der Geschichte des Unternehmens hervorgebracht. Tatsächlich ist Disney+ nach einem ständigen Aufstieg in den vergangenen zwei Jahren von einem Höchststand im vierten Geschäftsquartal 2022 (7-9/22) von 164,2 Millionen Abonnenten auf 161,8 im ersten Geschäftsquartal und 157,8 Millionen im zweiten Geschäftsquartal 2023 (1-3/23) gefallen. Letztlich verweist man auf eine Petition zum Boykott von Disney, in dem sich bereits mehr als 33.000 Menschen verpflichtet hätten: keine Disney-Produkte und -Dienstleistungen mehr zu nutzen.
Im Allgemeinen verbindet man mit dem Namen Walt Disney niedliche Comics für Kinder wie Mickey Maus, Cinderella, Bambi, Peter Pan und Tinkerbell oder aber die Abenteuer der Avengers für Jugendliche sowie zahlreiche Dokumentarfilme und so weiter. Die 1927 gegründete Walt Disney Company ist seit vielen Jahrzehnten ein Global Player der Medien- und Unterhaltungsindustrie. Film, TV, Radio, Multimedia, Verlage, Freizeitparks und Hotels – das Geschäftsfeld ist riesig und bescherte dem Konzern aus Burbank, Kalifornien, über Jahrzehnte hinweg satte Gewinne.
Es war einmal […] Mickey Maus
Der Gründervater des Konzerns, der Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walter Elias „Walt“ Disney (1901 – 1966), sah sich als amerikanischer Patriot, Anhänger der Republikaner und eiserner Antikommunist. Heute vertritt die Konzernführung eher sozialdemokratische Ansichten. Dennoch, Disney traf mit seinen Produkten den Zeitgeist. Die Umsatzzahlen stiegen und stiegen – und ebenso die Aktienwerte. Im Geschäftsjahr 2022 erreichte der Umsatz einen Rekordwert von über 83 Milliarden US-Dollar. Das war Platz vier unter den weltgrößten Medienkonzernen. Doch trotz dieser im gesamten Geschäftsjahr erwirtschafteten Rekordzahlen stürzte der Marktwert der Walt Disney Company (Wert aller Aktien) im selben Geschäftsjahr rasant ab – von einem ebenfalls Rekordwert im Vorjahr von fast 320 Milliarden US-Dollar auf knapp 172 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2022. Wie die FAZ berichtete, büßte der Konzern im November 2022 an einem einzigen Börsentag sogar 23 Milliarden US-Dollar an Wert ein und landete bei 159 Milliarden US-Dollar. Aktuell liegt der Marktwert von Disney bei 146,7 Milliarden US-Dollar.
Entgegen Jahresumsätzen reagieren Aktienwerte unter Umständen abrupt auf Veränderungen und sogar Stimmungen am Markt. Was war passiert?
Transgender-Aktivismus mit Folgen
In jüngster Zeit hatten gleich mehrere Konzerne für ihre politisch motivierten Werbebotschaften eine gehörige Quittung durch den Verbraucher erhalten. Das bekannteste Beispiel dürfte die vom Absatz her weltgrößte Brauereigruppe Anheuser-Busch sein, die mit einer Transgender-Werbung für ihr Budweiser Bier Bud Light einen enormen Einbruch der Absatzzahlen provozierte. Es entstand eine regelrechte Shit-Storm-Kampagne, bei der Leute Videos hochluden, wie sie Bierdosen vernichteten.
Auch Disney hatte sich in diesem Bereich ideologisch hervorgetan, weil der Konzernspitze ein neues Gesetz der Regierung in Florida nicht gefiel. Im Frühjahr 2022 unterzeichnete der dortige republikanische Gouverneur Ron DeSantis ein Gesetz über „Elterliche Rechte in der schulischen Erziehung“. Dadurch sollten unter anderem Kinder vor übergriffiger Sexualkunde geschützt werden – vom Kindergarten bis hin zur dritten Klasse. „Eltern haben das volle Recht, über die Dienstleistungen für ihr Kind in der Schule informiert zu werden, und sollten davor geschützt werden, dass Schulen ihre Kinder im Alter von fünf Jahren im Unterricht dazu nutzen, ihre Kinder zu sexualisieren.“ Der konservative Regierungschef von Florida hatte zudem angekündigt, dass er dafür sorgen werde, „dass Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können, um Bildung zu erhalten, keine Indoktrination“.
Wie die Epoch Times berichtete, mobilisierten daraufhin linksliberale Kreise und auch Teile der Disney-Belegschaft gegen das Gesetz. Es hieß, dass das Gesetz LGBT-Personen ausgrenze und Themen wie Homosexualität und Transgenderismus tabuisiere. Der damalige Disney-CEO Bob Chapek (2020 – 2022) hatte öffentlich erklärt, sich dafür einzusetzen, dass das Gesetz zurückgenommen werde. Disney werde sogar die Finanzierung von Klagen gegen das Gesetz finanzieren, verkündete Chapek.
Zugleich kündigte der Konzern an, vermehrt nicht traditionelle Charaktere in seine Produktionen zu integrieren und Transgeschlechtlichkeit und Homosexualität darin zu enttabuisieren. Auch der langjährige vorherige CEO von Disney, Bob Iger (2005 – 2020 und seit 2022), wandte sich gegen das Gesetz, nannte es sogar „potenziell schädlich für Kinder“. Gegenüber CNN erklärte Iger im März 2022, dass Disney in dieser Frage Stellung beziehen wolle, selbst wenn dies „potenziell einen Teil des Geschäfts in Gefahr bringt“.
Im April 2022 warnte Disney-Aktionär und „Disney Biz Journal“-Herausgeber Ray Keating noch den damaligen Disney-Chef: „Hier ist ein Vorschlag für Bob Chapek, CEO von Disney: Kehren Sie zum Geschäft zurück, das heißt zu exzellentem Storytelling, und verschwenden Sie das Geld der Aktionäre nicht mehr für politische Kampagnen, die nichts mit Disneys Geschäft zu tun haben“, so Keating gegenüber „Fox News Digital“. Keating erklärte gegenüber dem Sender auch, dass Disneys Parteinahme dazu geführt habe, dass konservative Bürger und Familien sich zum Boykott von Produkten und Freizeiteinrichtungen entschlossen hätten. Doch offenbar hörte man nicht auf ihn. Man löste Chapek ab, holte Iger wieder ins Boot – und machte weiter.
In Folge des Streits um das Florida-Gesetz entzog Gouverneur DeSantis dem Konzern die Sonderrechte für dessen Bezirk Reedy Creek in Zentralflorida, was die Selbstverwaltung von Disney World dort beendete. Das war das Ende für die nahezu Regierungsbefugnisse des Konzerns aus einem jahrzehntelangen Vertrag wie etwa das Recht, Steuern zu erheben oder staatliche Bau- und Brandschutzvorschriften, Kontrollen und Genehmigungen zu umgehen. „Heute ist der Tag, an dem das Reich des Konzerns endlich ein Ende findet“, hatte Gouverneur DeSantis im Februar 2023 dazu erklärt.
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