Mut tut gut!

Ermutigende Worte für scheinbar festgefahrene Situationen findet unser Gastautor Rainer Fassnacht. Er empfiehlt, anstatt zu jammern, mutig die Handlungsspielräume zu nützen, die da sind.
Titelbild
Auch wenn der Boden nicht mehr so fest zu sein scheint, lohnt es, weiter zu gehen.Foto: iStock
Von 27. Februar 2024

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Dass sich Deutschland auf dem absteigenden Ast befindet, ist unübersehbar. Ökonomische Fakten und die Stimmung im Lande belegen dies eindrucksvoll. Viele Menschen verzweifeln, weil Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft gleichzeitig erodieren und immer offensichtlicher wird, dass die Regierung den Abstieg befördert.

Leider schlägt dies vielfach in Resignation um. Immer mehr Menschen geben in Umfragen an, dass man seine Meinung nicht mehr frei sagen könne. Es trägt zum Verständnis bei, beide Seiten dieser Entwicklung zu betrachten, die „Machtseite“ und die „Bürgerseite“.

Aus Sicht der Machthabenden verständlich

Die Regierung und ihre Supporter haben sicherlich nichts dagegen, wenn offen ausgesprochene Kritik an ihrer Linie unterbleibt. Solange sich die Menschen nur still und heimlich über das ärgern, was politisch vorgegeben wird, steht einem „weiter so“ nichts im Wege.

Darin dürfte auch der Grund dafür liegen, dass Portale beziehungsweise Meldestellen, regierungstreue Medien und NGOs sowie wohlgefällige Wissenschaft ideell und materiell auf Unterstützung durch die Regierung beziehungsweise auf Finanzierung aus dem Geld der Steuerzahler bauen können.

Auch der Versuch der Ausgrenzung von Opposition im Parlament und der Einsatz von weisungsgebundenen Behörden zur Unterdrückung von Regierungskritik in der Öffentlichkeit ist vor dem geschilderten Hintergrund zu verstehen.

Doch das ist nur die Perspektive der „Machtseite“. Was hält die „Bürgerseite“ davon ab, Kritik und Widerspruch nicht einfach trotzdem zu äußern und die Meinungsfreiheit zu leben – was nur der Fall ist, wenn diese auch Machtkritik umfasst?

Die Kraft des eigenen Handelns

Ein Grund liegt in der menschlichen Natur, wir sind soziale Wesen und daher in gewissem Maße harmoniebedürftig beziehungsweise konfliktscheu: um Teil einer Gruppe zu bleiben. Wenn also der gewollte Eindruck entsteht, dass viele Menschen die Entwicklung gut finden, bewirkt dies eine gewisse Hemmung.

Ein weiterer Grund dürfte darin liegen, dass die Wirkung der eigenen Worte und Taten oft unterschätzt wird. Aussagen wie „was kann ich schon bewirken“ oder „es nützt eh nichts, wenn ich meine Meinung sage“ sind Ausdruck dieser Einschätzung.

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, nichts trägt konkreter zu Veränderungen bei als die eigenen Handlungen. Und auch die Wirkung offen ausgesprochener Worte wird deutlich unterschätzt. Die folgenden beispielhaften Fälle aus dem persönlichen Umfeld, dem Markt und dem Bereich des Zwangs verdeutlichen dies.

Wenn Sie eine Nachbarin, die unter Einsamkeit leidet, immer wieder besuchen, zum Kaffee einladen oder kleine Spaziergänge mit ihr zu unternehmen, ist sicher, dass dieses Tun ankommt und wirkt. Werden politische Maßnahmen gegen Einsamkeit angekündigt, ist nur sicher, dass dies viel Geld verschlingen wird; ob es die vorgegebene Wirkung haben wird, ist fraglich.

Wenn es Sie aufregt, dass eine Zeitung gendert oder jede Regierungskritik vermissen lässt, hilft es, das Abo zu kündigen und auch keine Einzelexemplare mehr zu kaufen. Gleiches gilt, wenn es Sie stört, wenn Firmen ihre Produkte mit woken Ideen bewerben.
Beispielsweise hat der deutsche Tagesspiegel aufgrund solcher Kundenreaktionen aufgehört zu gendern. Und der Umsatz der amerikanischen Biermarke Bud light brach so stark ein, dass deren Haltungswerbung der Vergangenheit angehört. Nicht kaufen wirkt!

Ohne Empfänger wird das Senden sinnlos

Aber wirkt dies auch dort, wo nicht der Markt, sondern Zwang herrscht? Beispielsweise muss für jeden Haushalt ein Rundfunkbeitrag gezahlt werden. Ist es da nicht wirkungslos, wenn sie keine Sendung mehr anschauen?

Überraschenderweise wirkt ihre Handlung auch hier – aber es dauert länger. Regierungsfreundliche Medien erleichtern den Machthabern das Leben. Darum wird die für den Bürger verpflichtende Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht aufgegeben und werden auch ausgewählte andere Medien subventioniert.

Doch wenn der Nutzen aus Sicht der Machthaber nicht mehr gegeben ist, weil immer mehr Menschen auf solche Medien verzichten, wird deren Aufrechterhaltung uninteressant. Wenn die gewollte Botschaft über diese Kanäle keine Empfänger mehr erreicht und sich die Bürger gleichzeitig laut und deutlich gegen die erzwungene Finanzierung aussprechen, besteht die Chance auf Veränderung.

Ehrlichkeit ist Trumpf

Warum ärgern über die Illusionswelt „fortschrittlicher“ Medien? Es ist doch viel schöner, die knappe Zeit in der realen Welt im Kreis der Familie, mit guten Freunden und Bekannten oder dem entspannten Lesen eines Klassikers zu verbringen.

Das letzte Beispiel zeigt, dass neben den Taten – wobei auch das „etwas nicht tun“ eine Handlung ist – auch die Worte wirken. Selbst auf Fragen, die mit einem „Meinst Du nicht auch …“ oder Aussagen, die mit einem „Wir müssen …“ beginnen, kann man ganz entspannt mit einem „nein, ich sehe das anders“ antworten.

Möglicherweise ist der Mensch gegenüber trotz der suggestiven Fragestellung ganz anderer Meinung und freut sich über Gleichgesinnte. Aber auch wenn der Mensch gegenüber tatsächlich so denkt, wie es bereits die Fragestellung andeutet, wäre (bei abweichender Meinung) ein Kopfnicken der falsche Weg.

Es mag in diesem Augenblick kontroverse Diskussionen vermeiden helfen, trägt aber nur dazu bei, dass Fehlentwicklungen verstärkt und verlängert werden.

Zu sagen, was man denkt, verändert die Gesellschaft. Es wirkt, wenn auch auf anderem Wege, als die eigene Handlung es tut.

Dazu passend formulierte Goethe:

Hab nur den Mut,
die Meinung frei zu sagen und ungestört!
Es wird den Zweifel
in die Seele tragen dem, der es hört.
Und vor der Luft

des Zweifels flieht der Wahn.
Du glaubst nicht,
was ein Wort oft wirken kann.

Last not least tut es auch uns selbst gut zu reden und zu handeln, wie wir es wollen. Unsere Rechte enden nicht dort, wo anderer Menschen Empfindlichkeit beginnt und Meinungsfreiheit ist nutzlos, solange sie nur auf dem Papier steht. Mut tut gut – uns selbst und der Gesellschaft!

Zum Autor

Rainer Fassnacht ist Diplom-Ökonom und schreibt für verschiedene Printmedien und Onlineplattformen im In- und Ausland. Hauptthema seiner Beiträge ist die Bewahrung der individuellen Freiheit.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion