Fritz Vahrenholt: Gestiegene Sonneneinstrahlung übertrifft Erwärmung durch CO₂
Die seit 2023 ungewöhnlich starke Erwärmung der globalen Temperaturen hält an. Und obwohl der starke El Niño von 2023/2024 vorüber ist, bleiben die Temperaturen hoch. Dafür gibt es mehrere mögliche Einflüsse.
Zum einen ist der Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga 2022 zu nennen, der eine Wassersäule in die Stratosphäre emporschleuderte und dort die Konzentration an Wasser – dem wichtigsten Treibhausgas – um zehn bis 15 Prozentpunkte erhöhte und dadurch einen Erwärmungseffekt von wenigem Zehntel Grad mit sich brachte. Ein weiterer gewichtiger Grund der Erwärmung ist der Rückgang der Sulfatstaubteilchen durch die internationale Begrenzung des Schwefelgehalts der Schifffahrt.
NASA-Wissenschaftler kamen zum Ergebnis, dass durch die Luftreinhaltemaßnahme die Staubteilchen in der Luft, die zur Wolkenbildung beitragen, zurückgingen und daher die direkte Sonneneinstrahlung auf die Erde zunahm. Sie berechneten, dass die Erwärmung seit 2020 zu 80 Prozent auf diese Maßnahme zurückzuführen ist.
Wenig mehr CO₂ kann starke Erwärmung nicht erklären
Einerseits wird die außergewöhnliche Erwärmung von Teilen der Politik, der Medien und der Klimaaktivisten benutzt, um die Schritte zur CO₂-Verminderung zu verschärfen. Andererseits lässt die Entwicklung der CO₂-Gesamtemissionen der letzten zehn Jahre einen Ursachenzusammenhang der außergewöhnlichen Erwärmung mit dem CO₂ kaum zu:
Seit zehn Jahren sind die CO₂-Gesamtemissionen nicht mehr wesentlich gestiegen. Die Emissionen aus fossilen Quellen haben zwar noch leicht zugenommen, aber die verringerten CO₂-Emissionen durch Veränderung der Landnutzung – Waldrodung, Waldbrand, Landwirtschaft – haben dies ausgeglichen.
Natürlich sind die CO₂-Konzentrationen in der Luft auch in den vergangenen zehn Jahren angestiegen, da jedes Jahr etwa die gleiche Menge hinzukam und heute nur etwa 57 Prozent der Emissionen durch Ozeane und Pflanzen aufgenommen werden. Der Rest wird in wenigen Jahrzehnten abgebaut. Der Treibhauseffekt durch CO₂ hat also in den vergangenen zehn Jahren gleichbleibend leicht zugenommen, er erklärt aber nicht die starke Erwärmung der letzten Jahre.
Klimaschutz erhöht Sonneneinstrahlung, erhöht Klimaerwärmung
Schon im Jahr 2021 haben Dr. Hans-Rolf Dübal und ich eine aufsehenerregende Auswertung der NASA-Messungen der eingehenden kurzwelligen Sonneneinstrahlung und der durch Treibhausgase verursachten langwelligen Rückstrahlung vorgenommen. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent der Erwärmung auf eine verstärkte Einstrahlung kurzwelliger Strahlung von der Sonne zurückzuführen ist.
Grund hierfür war im Wesentlichen der Rückgang der Wolken. Eine höhere Durchlässigkeit für die eingehende Sonnenstrahlung führt zu einer Erwärmung. Natürlich führt eine Erhöhung der Einstrahlung auf die Erde auch zu einer Erhöhung der langwelligen Abstrahlung von der Erde und einer Erhöhung des Treibhauseffektes. Aber das Ergebnis war eindeutig. Der Treibhauseffekt des CO₂ hat eine untergeordnete Bedeutung für die Erwärmung der letzten 20 Jahre.
Der wesentliche Effekt war und ist die zunehmende Durchlässigkeit der Wolken für die Sonnenstrahlung, was sich ebenfalls in einer Erhöhung der Sonnenscheinstunden im Jahr niederschlägt. Allein in Europa sind in den vergangenen 20 Jahren die Sonnenscheinstunden um 250 Stunden im Jahr angestiegen.
Andere Forscher bestätigten diese überraschende Entwicklung, etwa der für die Satellitenmessungen zuständige NASA Forscher Dr. Norman Loeb, Prof.Graeme Stephens (Caltech) und Prof. Thorsten Mauritsen (Universität Stockholm) sowie der finnische Klimawissenschaftler Prof. Antero Ollila.
Aber warum haben sich die Wolken in den vergangenen 20 Jahren verdünnt? Hauptkandidat für diese Entwicklung sind die weltweiten Umweltschutzmaßnahmen zur Abscheidung von Staub und Schwefeldioxid (SO₂) – zunächst in den USA und Europa ab 1980 und dann verstärkt auch in China und Südostasien ab 2005. Die Schwefeldioxidemissionen gingen von 2005 bis 2022 um fast die Hälfte zurück. Hinzu trat ab 2020 die Reduzierung der Schifffahrtsemissionen. Sie allein entfernten über sieben Millionen Tonnen Schwefeldioxid aus der Luft über den Weltmeeren.
Sonneneinstrahlung, nicht CO₂ dominiert die Erwärmung
Die Veröffentlichung von Dr. Dübal und mir stammt aus dem Jahre 2021 mit Daten bis zum Jahre 2020. Wir haben uns gefragt, wie ist der Trend des Wolkenrückgangs seit 2020 weitergegangen und haben daher die Daten des CERES-Satelliten aktualisiert. Um es vorwegzunehmen: Die Erwärmung der Jahre 2020 bis 2023 (Jahresmittelwerte) lässt sich problemlos auf die Erhöhung der direkten Sonneneinstrahlung aufgrund der weiteren Verdünnung der Wolken zurückführen.
Der Vergleich der Entwicklung der auf die Erde einstrahlende kurzwelligen Strahlung und der von der Erde ausgesandten langwelligen Strahlung führt zu einem eindeutigen Ergebnis. Die Veränderung der kurzwelligen Strahlung ist mit 2,5 Watt pro Quadratmeter (W/m²) anzusetzen. Demgegenüber steht der Treibhauseffekt mit 0,66 W/m². Dies beträgt damit etwa ein Viertel dessen, was die Wolken beisteuern.
Wohlgemerkt, das sind Messungen, keine Modellrechnungen. Die Strahlungswirkung des CO₂ haben wir nach dem 5. IPCC Bericht von 2018 berechnet (Anhang 8, S. 16). Die kurzwellige Strahlung haben wir aus den CERES-Satellitendaten ermittelt.
Die Politik bekämpft CO₂ – koste, was es wolle
Es müsste im höchsten Interesse von Politik und Wissenschaft liegen, die Ursachen der zunehmenden Sonneneinstrahlung im Einzelnen zu klären. Sicherlich haben die verringerten Wolkenbildner Staub- und Schwefelteilchen eine Rolle gespielt. Inwieweit erwärmte Ozeane mitwirken, ist nicht geklärt. Aber die Politik ist ganz gewiss, dass eine radikale Bekämpfung des CO₂ daraus abgeleitet werden kann.
Es gibt kaum eine Tätigkeit, die von der Politik nicht mit einer Strafsteuer auf das ausgestoßene CO₂ bedacht wird. Von der Gas- und Ölheizung bis zum Kraftstoff, von der Herstellung von Industrieprodukten bis zur Stromerzeugung, von der CO₂-Maut auf Lkw-Transporte bis zur Besteuerung des Luftverkehrs werden Güter und Dienstleistungen teurer und der Staat schöpft zweistellige Milliardenbeträge ab. Ja, selbst die Müllverbrennung wird nun CO₂-abgabepflichtig und damit steigen auch die Müllgebühren.
Der neueste Zugriff ist die CO₂-Abgabe auf Schiffstransporte. Seit dem 1. Januar 2024 fallen 40 Prozent des CO₂-Ausstoßes unter die Zahlungsverpflichtung, ab 2025 sind es 70 Prozent und ab 2026 alles. Etwa 6,4 Milliarden Euro fließen so in die Kassen der nationalen Regierungen.
Die Rettung des Weltklimas beschränkt sich auf Europa
Nach Angaben von Maersk, der zweitgrößten Container-Reederei der Welt, müssen Reeder – beziehungsweise ihre Kunden – für einen Vierzig-Fuß-Container, der Maschinen oder andere Güter aus Deutschland nach Fernost oder an die Ostküste der USA bringt, 170 Euro CO₂-Steuer bezahlen. Zusätzlich zur Frachtrate von derzeit etwa 400 Euro pro Container. Kühlcontainer schlagen aufgrund ihres erhöhten Energiebedarfs auf derselben Strecke mit 280 Euro zu Buche.
Diese Werte basieren auf einem Emissionspreis von 90 Euro pro Tonne CO₂. Schätzungen lassen eine deutliche Steigerung in den kommenden Jahren erwarten. Zudem gelten diese Preise nicht weltweit, sondern nur für den Überseeverkehr von und nach Europa. Innereuropäischer Verkehr wird etwa doppelt so stark belastet, sodass der Kühltransport von Skandinavien nach Griechenland etwa 500 Euro zusätzlich kostet. Transporte ohne Halt in einem europäischen Hafen zahlen hingegen nichts.
Wenn also ein Erzfrachter von Brasilien nach Deutschland fährt, zahlt er pro Tonne Erz oder Kohle rund zwei Euro CO₂-Steuer. ThyssenKrupp importiert etwa 20 Millionen Tonnen Erz und Kohle pro Jahr. Macht 16 Millionen Euro im Jahr 2024 und 40 Millionen Euro im Jahr 2026 für die Staatskasse. Fährt der Erzfrachter indes von Brasilien nach China, bezahlt er nichts. Warum lässt die Bundesregierung zu, dass die eigenen Unternehmen im Wettbewerb mit China schlechter gestellt werden?
Hinzu kommt, dass Schiffe auf der Route von Ostasien wegen der Huthi-Attacken kaum noch den Suezkanal passieren wollen und daher um Afrika herum fahren. Das verdreifacht die CO₂-Kosten, aber das scheint in Brüssel oder Berlin niemanden zu interessieren. Dort läuft das dann unter dem vielversprechenden Titel „Fit for future“, dem die Bundesregierung und die Abgeordneten von CDU, Grünen und SPD im Europaparlament mit großer Überzeugung zugestimmt haben.
Was interessiert die Wettbewerbsfähigkeit einer Exportnation wie Deutschland, wenn es um die angebliche Rettung des Klimas geht?
Über den Autor:
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt ist promovierter Chemiker, SPD-Politiker, Manager, Wissenschaftler und Buchautor. Seit 1976 arbeitete er unter anderem im Umweltbundesamt, als Staatsrat bei der Umweltbehörde und als Umweltsenator in Hamburg. Er war Vorstand für erneuerbare Energien der Deutschen Shell AG sowie Gründer und Vorstand des Windenergie-Anlagenbauers REpower Systems.
Seit 1999 ist er Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg. Sein Bestseller „Seveso ist überall“ (1978) war eines der wirkmächtigsten Bücher in den Anfangsjahren der Umweltbewegung. 2020 erschien sein Bestseller „Unerwünschte Wahrheiten“ und 2021 folgte „Unanfechtbar – Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz im Faktencheck“. www.vahrenholt.net
Dieser Artikel erschien im Original auf klimanachrichten.de/ unter dem Titel „Fritz Vahrenholt: Die Erwärmung der letzten Jahre ist eine Folge der gestiegenen Sonneneinstrahlung und hat wenig mit CO₂ zu tun“. (redaktionelle Bearbeitung ts/Epoch Times)
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