Wird der CO₂-Preis bald vom freien Markt bestimmt? Fachleute befürchten Verzehnfachung

Autofahren mit Verbrennermotor könnte bereits ab 2027 deutlich teurer werden. Dann ändern sich erneut die CO₂-Preise, die wiederum die Spritpreise in die Höhe treiben könnten.
Spritpreise von drei Euro und mehr? Ab 2027 könnte das zur Regel werden.
Spritpreise von drei Euro und mehr? Ab 2027 könnte das zur Regel werden – obwohl der Kraftstoff selbst nicht teurer wird.Foto: franconiaphoto | iStock, Bearbeitung: ts | Epoch Times
Von 28. Mai 2024

Derzeit halten sich die Spritpreise an deutschen Tankstellen trotz erneuter Erhöhung landesweit im Schnitt noch unter der Zwei-Euro-Marke. Diese überschritten Diesel und Benzin zuletzt im Jahr 2022. Doch aus klimapolitischer Sicht sollen die Verbrennermotoren baldmöglichst den Elektroantrieben weichen – gegebenenfalls auch über finanzielle Signale.

Dazu hat die Politik bereits Mechanismen wie 2021 die CO₂-Steuer eingeführt, um die Menschen durch Verteuerung der fossilen Antriebsart zum Umstieg zu bewegen. Die Verbrenner sollen somit unattraktiver für die Autofahrer werden.

Aktuell (Ende Mai) zahlten Autofahrer laut dem Portal „Benzinpreis.de“ im Schnitt 1,80 Euro für den Liter Super E10 und 1,65 Euro pro Liter Diesel. Die Erhöhung der CO₂-Steuer zu Jahresbeginn auf 45 Euro pro Tonne macht derzeit davon allein knapp elf Cent pro Liter Benzin und zwölf Cent pro Liter Diesel aus, wie „Focus“ berichtet. Diese Beträge basieren auf einer Berechnung der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.

Etwas größer ist der errechnete Anteil des CO₂-Preises laut „Autobild“. Das Magazin gab Mitte Mai an, dass die CO₂-Steuer im Schnitt 12,7 Cent pro Liter Benzin E10 und 14,2 Cent pro Liter Diesel ausmacht.

Ab 2027 gilt neue Berechnungsgrundlage

Doch der CO₂-Preis wird mittelfristig nicht bei den 45 Euro bleiben. Bereits im kommenden Jahr steigt die CO₂-Steuer nach den aktuellen Plänen der Politik auf 55 Euro pro Tonne CO₂. Der veranschlagte Preis für die CO₂-Steuer soll im Jahr 2026 bei bis zu 65 Euro liegen.

Für 2027 sind indes Preise von 200 Euro pro Tonne und mehr im Gespräch. Dann soll eine andere Berechnungsgrundlage dafür gelten: die Versteigerung der sogenannten CO₂-Zertifikate. Damit soll das deutsche Festpreismodell in das europäische Marktpreis-Modell überführt werden.

Diese Neuregulierung hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereits angekündigt. So steht auf dessen Website zum Weg zur Klimaneutralität unter Punkt 8:

Zentrale In­stru­mente sind hierfür der nationale sowie europäische Emissions­handel. Diese verteuern schrittweise den Ausstoß von CO₂. Wer die Atmos­phäre mit Treib­haus­gasen belastet, zahlt für jede Tonne CO₂ einen Preis, indem er dafür Zertifikate erwirbt. Rund drei Viertel aller europäischen CO₂-Emissionen werden künftig in den Emissionshandel einbezogen – ab 2027 auch die aus Wärme und Verkehr.“

Verzehnfachung der CO₂-Steuer?

Der Handel mit Verschmutzungsrechten soll zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen führen. Das betrifft bislang besonders Industrieunternehmen, die bei ihrer Warenproduktion Emissionen erzeugen. Sie können Emissionszertifikate erwerben, um ihren CO₂-Ausstoß auszugleichen.

Die Anzahl der CO₂-Zertifikate ist jedoch begrenzt und wird jedes Jahr geringer, wodurch letztendlich weniger Emissionen freigesetzt werden sollen. Unternehmen mit weniger oder keinen Emissionen sind hier im Vorteil. Sie können bestenfalls durch den Verkauf von CO₂-Zertifikaten Gewinne erzielen.

Mit dieser Regelung wird der CO₂-Preis dem freien Markt überlassen, die Angebot und Nachfrage bestimmen dann den Preis – wobei letztere gesetzlich geschaffen und erhöht wird. Wie sich dann der CO₂-Preis entwickelt, ist schwer abzuschätzen. Fachleute rechnen mit mehreren möglichen Zuständen und halten gar eine Verzehnfachung der CO₂-Steuer für möglich.

Spritpreise von drei Euro und mehr

Der „Focus“ bezeichnet diese Preisbildung durch den Emissions­handel als eine künstliche Verteuerung. Das neue Emissionshandelssystem für die Treib- und Brennstoffversorgung des Gebäudesektors und des Straßenverkehrs stellt dabei eine wichtige Grundlage dar. Wenn Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, können sich die Spritpreise spürbar verteuern, wenn die Nachfrage – durch mehr Kunden – steigt und die Zertifikate knapp sind.

Schon zu Jahresbeginn hat die Erhöhung der CO₂-Steuer um 15 Euro pro Tonne CO₂ die deutschen Spritpreise merklich beeinflusst. So ging der Benzinpreis nach der Preisanpassung um vier bis fünf Cent pro Liter Sprit nach oben. Wenn ab 2027 eine Verknappung der Zertifikate herrscht, könnte eine weitaus größere Verteuerung des CO₂-Preises auftreten als 15 Euro pro Tonne.

Belasten CO₂-Preise von derzeit 45 Euro die Autofahrer mit Zusatzkosten von elf bis 14 Cent, würde eine Verzehnfachung der Zertifikatspreise entsprechend mit 1,10 bis 1,40 Euro an den Zapfsäulen zu Buche schlagen. Damit wären Spritpreise von drei Euro pro Liter eher die Regel als die Ausnahme.

Damit die Preise künftig jedoch nicht (gleich) allzu stark ansteigen, hat die Bundesregierung bereits eine Gegenmaßnahme eingeleitet. Um eine zu große Verknappung der Emissionszertifikate zu vermeiden, will sie 2027 deren Gesamtmenge um 30 Prozent erhöhen. Ob dies einen abschwächenden Effekt haben wird und wie groß dieser ausfällt, bleibt abzuwarten.

Dürr: „Klimaziele nur mit Verbrennern erreichbar“

Die geplante Abkehr von den Verbrennermotoren lehnt FDP-Fraktionschef Christian Dürr entschieden ab. Er hält es für ein Gebot des Klimaschutzes, am Verbrennungsmotor festzuhalten. „Nur mit CO₂-neutralen Kraftstoffen im Verbrenner werden wir unsere Klimaziele erreichen“, sagte Dürr den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zudem würde ein Verbrennerverbot „zum Verlust unzähliger Jobs führen“.

Dürr bekräftigte: „Wir wollen, dass Verbrenner, die mit klimaneutralen Kraftstoffen laufen, auch nach 2035 zugelassen werden.“ Der Union sprach Dürr die Glaubwürdigkeit in dieser Frage ab. „Das Verbrenner-Aus hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu verantworten“, sagte er.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz mache sich laut Dürr „unglaubwürdig, wenn er zwei Wochen vor der Europawahl eine Politik zurückdrehen will, die seine Partei über Jahre vorangetrieben hat“. Gleiches gelte für CSU-Chef Markus Söder.

Nach den Plänen der EU soll es ab 2035 verboten sein, Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor zu verkaufen.

(Mit Material von dts)



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