BRICS-Staaten diskutieren eigene Handelswährung

Geld sollte neutral und unabhängig sein. Was die BRICS-Staaten planen, ist weder das eine noch das andere. Das Problem der staatlich-politischen Währung bliebe bestehen. Aus einer Position der Stärke heraus setzen sie den Westen unter Druck – möglicherweise sogar unter Zugzwang.
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Beim BRICS-Außenministertreffen am 1. Juni 2023 in Kapstadt posieren v. l.: Ma Zhaoxu (stellvertretender Außenminister Chinas), Mauro Viera (Außenminister Brasiliens), Naledi Pandor (südafrikanische Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit), Sergej Lawrow (Außenminister Russlands) und Subrahmanyam Jaishanker (Außenminister Indiens). Die Gespräche fanden im Vorfeld des Gipfeltreffens der Staatsoberhäupter im August statt.Foto: Rodger Bosch/AFP via Getty Images
Von 23. Juli 2023

Vom 22. bis 24. August 2023 wird im südafrikanischen Durban die Konferenz der sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) abgehalten. Heiß diskutiert wird seit etwas über einem Jahr die Einführung einer gold- oder rohstoffgedeckten Handelswährung dieses Länderzusammenschlusses. Den Diskussionen könnte nun im August eine Beschlussfassung folgen.

Es würde sich um eine Verrechnungseinheit für internationale Handels- und Finanztransaktionen handeln. Die bestehenden Nationalwährungen würden parallel weiter bestehen. Möglicherweise könnte diese Entwicklung eine Neubewertung von Schulden und Vermögenswerten erwirken. Die Folgen für die Kreditbesicherung und die Nachforderung der Banken nach Zusatzbesicherung könnten eine Anpassungskrise auslösen.

Eines vorweggenommen: Geld sollte neutral sowie unabhängig von politischen oder finanzoligarchischen Interessen sein und sich dem Marktprozess auf Basis konkurrierender Geldangebote stellen. Das, was die BRICS planen, ist zu 100 Prozent nicht neutral und zu 100 Prozent politisch.

Motivlage der BRICS-Länder

Die hauptsächliche Motivlage ist klar und kann recht trivial auf folgenden Punkt gebracht werden: Die BRICS-Länder möchten ihre harten Waren und Rohstoffe nicht mehr gegen westliches Geld oder weiche Nominalwertforderungen tauschen – weich dergestalt, dass die westlichen Währungen durch die Ausweitung der Geldmengen (Inflation) beliebig verschlechtert wurden.

So wurde allein die Geldmenge an US-Dollars von Anfang 2020 bis Ende 2022 um etwa 40 Prozent ausgedehnt. Die Quantität des US-Dollars stieg also um 40 Prozent und folglich verschlechtert sich die Qualität, indem der Tauschwert beziehungsweise die Kaufkraft des Dollars gegen andere knapp gebliebene Güter sinkt.

Natürlich streben die BRICS auch danach, sich von den geopolitischen Interessen der USA und den damit verbundenen Konfrontationsszenarien unabhängig zu machen. Gerade die Konfiszierung der russischen Vermögen hat die Notwendigkeit der Unabhängigkeit für die Brics aus deren Sicht zutage gefördert.

„Die BRICS“ haben mittlerweile die Macht, die Deutschland nach 1945 nie hatte

Etwas mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in den BRICS-Ländern. Per 2021 stehen diese Nationen in der Nominalwertbetrachtung für ungefähr ein Viertel der globalen Jahreswirtschaftsleistung. In der Tendenz erhöht sich dieser Anteil.

Zudem zeigen einige andere Länder Interesse daran, sich dem Interessenverbund anzuschließen. Die Abhängigkeiten Europas und der USA von den Exporten aus den Brics-Ländern liegen auf der Hand. Die Null-COVID-Politik Chinas hat gezeigt, was passiert, wenn wichtige Vormaterialien, Rohstoffe und Bauteile aus dem Reich der Mitte fehlen.

Insgesamt weisen die BRICS laut Statista einen kombinierten Handelsbilanzüberschuss in Höhe von jährlich ungefähr 950 Milliarden US-Dollar aus. Markus Krall wies kürzlich darauf hin, dass allein dieser Umstand die BRICS in eine Position der Stärke manövriert habe.

Ich würde ihm zu 100 Prozent beipflichten, denn die BRICS könnten verlangen, dass ihre Exporte künftig in Gold oder in der durch was auch immer gedeckten BRICS-Handelswährung zu bezahlen sind. Die US-Dollar-Dominanz könnte der Tendenz nach weiter schwinden. Vor 20 Jahren lag der globale Reserveanteil des US-Dollars noch bei über 70 Prozent. Dieser Anteil fiel sukzessive und lag per Ende 2022 bei nurmehr 58 Prozent.

Die Stärke der BRICS resultiert maßgeblich aus folgenden Faktoren: dem enormen Rohstoffvorkommen, der militärischen Stärke Russlands, der hohen Bevölkerungsanzahl, der hohen Binnennachfrage und den schon genannten Handelsbilanzüberschüssen.

Deutschland war nie stark genug, um so zu handeln wie die BRICS

Auch Deutschland hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs enorme Handelsbilanzüberschüsse aufgebaut, war jedoch nie in der Lage, für die harten Waren auch harte Währung als Tauschmittel zu fordern. Und so saldieren sich mittlerweile enorme Nominalwertforderungen, die Deutschland durch die Exportüberschüsse aufgebaut hat.

Die aktuelle Forderung der Bundesbank aus „Target2“ gegen andere Euro-Länder beläuft sich per Juni 2023 auf etwas über 1.065 Milliarden Euro. Zudem verfügt Deutschland über 2.776 Milliarden Euro Nettoauslandsvermögen, das ebenfalls aus den über die Jahrzehnte aufgebauten Exportüberschüssen resultiert.

In Summe sprechen wir von einem Betrag in Höhe von 3.841 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Jahreswirtschaftsleistung Deutschlands lag für das Jahr 2022 bei 3.867 Milliarden Euro.

Die Kaufkraft der Forderungen aus Target2 und den Nettoauslandsvermögen schwindet durch die Geldmengenausweitung (Inflation) der Fiatgeld-Währungen dahin wie das Eis in der Sonne.

Deutschland verfügte – zentral bedingt durch verlorene Kriege, die mangelnde militärische Stärke und die vergleichsweise geringe Bevölkerungszahl – nie über die Macht, die Forderungen in Gold oder in anderen harten Sachwerten geltend zu machen.

Die Zeit scheint für die BRICS reif zu sein. Die Position der Stärke haben sie sich in den letzten Dekaden erarbeitet, und nun setzen sie den Westen unter Druck beziehungsweise möglicherweise sogar unter Zugzwang.

Über den Autor

Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er ist Vorstandsmitglied der Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte wie das Free Economic Forum und den YouTube-Kanal Der ökonomische IQ. Im November 2021 veröffentlichte er das Buch Geldzeitenwende: Vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld.

Der Artikel erschien zuerst auf der Website Freiheitsfunken.de unter dem Titel Motivlage und Machtposition der Brics. In Teil II geht es um die Folgen, die sich aus der Einführung der Brics-Währung ergeben würden.

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bilden derzeit die BRICS-Staaten. Foto: ts/EpochTimes

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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