Auf ein Wort: Zurück zu Kreativität
Liebe Leser,
seit dem 26. August begeistert die weltgrößte Campingmesse, der Caravan Salon in Düsseldorf, seine Besucher. Mehr oder weniger, zumindest in meinem Fall. Warum? Weil Camping – früher hieß es Zelten – für mich etwas anderes ist als das, was dort angeboten wird. In 16 Hallen präsentieren über 750 Aussteller „Reisemobile, Caravans und Campervans in einer spektakulären Vielfalt“.
Allerdings beschränkt sich diese hauptsächlich auf die verschiedenen rollenden Untersätze. Zelte stehen in nur einer halben Halle. Auf dem restlichen Messegelände ist vom klassischen (Klapp-)Wohnwagen über den ausgebauten Transporter bis zum Luxus-Wohnmobil in Busgröße tatsächlich alles vertreten. Die Grenzen des Fahrbaren liegen dabei häufig allein im Geldbeutel. Trotz unzähliger Grundrisse und Optionen kann spätestens ab der dritten besuchten Halle leicht das Gefühl auftauchen, man habe bereits alles gesehen.
Ich sage scherzhaft, ich habe auf einem Zeltplatz laufen und schwimmen gelernt, habe später fast alle Sommerferien so verbracht und finde bis heute Gefallen daran. In diesem Sinn verbinde ich viele schöne Erinnerungen mit dem Zelten: Momente mit der Familie, mit Freunden Baumhäuser oder mannshohe Sandburgen bauen oder nächtelang am Lagerfeuer sitzen und die Sterne beobachten.
Was das Zelten für mich einzigartig und unvergesslich macht, ist jedoch etwas anderes: Es ist der Raum für Kreativität – und es ist eben jene Kreativität, die ich auf dem Caravan Salon vermisse.
Zwar gibt es in einer Ecke von Halle 14 einen Anbieter, der ein Stecksystem anbietet, um das eigene Fahrzeug nach persönlichen Wünschen und Bedürfnissen mit Schränken, Bänken und Bett(en) zu füllen. Und in Halle 5 gibt es Wohnmobile, so man denn über das nötige Kleingeld verfügt, die ausschließlich nach Kundenwunsch gefertigt werden. Bei vielen anderen kann man zumindest zwischen diesem und jenem Modell wählen. Doch selbst das Reisen wird in mehr oder weniger starren Tourenvorschlägen serviert.
Von der Kreativität, die ich von früher kenne, ist nicht mehr viel erhalten. Losfahren und sich treiben lassen oder auf sprichwörtlich unbefahrenes Terrain vordringen wollen oder können die wenigsten.
Ein Sprichwort besagt, „Not macht erfinderisch“. Man sagt auch, dass Fähigkeiten, die man nicht nutzt, verkümmern. Beides lässt sich in meinen Augen auf die heutige Zeit übertragen. Ich habe den Eindruck, dass die heutige Konsumgesellschaft diese Notwendigkeit verdrängt hat.
Statt selbst Neues zu schaffen, gibt es für (fast) alles und jeden eine vorgefertigte Lösung, allerdings bleibt dabei das Individuelle und Einzigartige auf der Strecke, so als ob es auf halbem Weg aus dem Kofferraum gefallen wäre. Während heute zwar die Not verschwunden ist, fehlt ebenso die Wendigkeit, innezuhalten und den Erfindergeist wieder aufzusammeln. – Was ist schon ein Campingurlaub, wenn die Hälfte des Gepäcks fehlt?
Schöne Grüße
Tim Sumpf
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