Was es bedeutet, ein Mann zu sein
Traditionelle Männlichkeit wurde bereits im Jahr 2019 von der American Psychological Association (APA) als „schädlich“ bezeichnet. Zu den Merkmalen, die an erster Stelle verurteilt wurden, gehörten „emotionaler Stoizismus“ und „Selbstvertrauen“.
Wenn man heute sagt „sei ein Mann“, assoziiert man damit häufig, oberflächlich hart zu sein. Dadurch reduziert man den Mann auf die tiefste Ebene der Männlichkeit.
Den heutigen Männern kann man dafür nicht die Schuld geben. Die Popkultur hat „männliche“ Männer eher als Schläger dargestellt, die kalt und gefühllos sind und sich nur um ihre eigenen Interessen kümmern.
Gleichzeitig werden Männer davon abgehalten, auch nur die grundlegendsten „männlichen“ Eigenschaften zu verkörpern, um nicht Gefahr zu laufen, der „toxischen Männlichkeit“ beschuldigt zu werden.
Die Popkultur wusste genau, wie man das clever anstellt: Man bricht den männlichen Charakter bis auf seine elementarste Form herunter und attackiert dann jeden, der es auch nur wagt, Männlichkeit zu verkörpern.
Was mir über das Mannsein beigebracht wurde, ist jedoch ein ganz anderes Konzept. Mir wurde beigebracht, dass ein Mann zu sein, bedeutet, ein Anführer zu sein. Wenn ein Mann diese Rolle gut spielen will, muss er die Tugenden einer guten Führung beherrschen. Es ist ein Weg, der es erfordert, seine eigenen Interessen zum Wohle anderer zu opfern, rücksichtsvoll gegenüber denen zu sein, die einem anvertraut sind, und bereit zu sein, in kritischen Momenten Entscheidungen zu treffen. Selbst das Konzept, warum Männer hart sein sollten, ist in diesem tieferen Prinzip begründet.
Als junger Mann machte ich oft einen Aufstand wegen jeder Widrigkeit, mit der ich konfrontiert war und sorgte dafür, dass jeder davon erfuhr, wenn ich verletzt wurde. Eines Tages hatte mein Mentor schließlich genug davon und setzte sich mit mir für ein Gespräch zusammen.
Er erklärte, dass der Grund für männliche Härte nicht darin liege, ein bestimmtes Image zu erreichen. Der wahre Grund sei die Rücksichtnahme auf andere.
In einer Gemeinschaft ist es natürlich so, dass die Menschen starke Männer als Anführer ansehen und in Zeiten der Not von diesen Männern ein Gefühl der Sicherheit bekommen wollen. Sollten diese Männer panisch wirken, werden die Menschen jedoch das Gefühl haben, sich auf eigene Faust verteidigen zu müssen. Ein guter Mann wird Schwierigkeiten mit einer stoischen Haltung ertragen. Das wiederum macht anderen Mut, sich ebenfalls den Herausforderungen zu stellen.
Mit anderen Worten: Anstatt die Stärke anderer zu stehlen oder sein eigenes Image aufzupeppen, verbessert ein guter Mann seine innere Stärke und ist somit in der Lage, den Menschen um ihn herum Rückhalt zu bieten.
Ein guter Mann
Leitbilder gibt es in vielen Varianten. Die Geschichte hat uns sowohl gute als auch schlechte Beispiele dafür gezeigt. Und selbst aus den schlechten Beispielen können wir positive Lehren ziehen, indem wir aus ihren Fehlern lernen.
Einige waren selbstsüchtig, andere hingegen völlig selbstlos. In der Geschichte gab es Tyrannen und andere, die mit Wohlwollen regierten. Es gab Führer, die meinten, Menschen unter ihren Stiefeln zermalmen zu müssen, und andere wiederum, die versuchten, alle, für die sie verantwortlich waren, emporzuheben.
Die gleichen Prinzipien gelten in der Art und Weise, wie ein Mann seine persönlichen Interessen mit den Interessen der anderen ausgleicht – und zwar in jeder Beziehung.
Ich glaube, dass der Begriff „Männlichkeit“ aus zwei Gründen einen negativen Touch verliehen bekam: Erstens, weil Menschen mit politischen Interessen – die hauptsächlich in kommunistischen Ideen wurzeln – versucht haben, jegliche Autorität und soziale Hierarchie zu untergraben, was die Zerstörung des Mannes und der Männlichkeit erfordert. Zweitens verstehen nur noch wenige Männer, was es bedeutet, ein guter Leiter zu sein.
Unabhängig von den Meinungen der Experten mit ihrer Verteufelung der maskulinen Eigenschaften könnte ich wetten, dass die wenigsten Frauen sich für unentschlossene, unmotivierte und geistig schwache Männer interessieren. Das ist aber die Richtung, in die die Männer getrieben werden.
Die Lösung besteht nicht darin, die Männlichkeit aufzugeben, sondern darin, dass Männer ihren Charakter so stärken, dass sie die positiven Formen der Männlichkeit verkörpern können.
Diese Prinzipien waren schon in der Vergangenheit geläufig.
Der japanische Philosoph Yamaga Soko aus dem 17. Jahrhundert schrieb in „Der Weg des Ritters“: „Ein Mann von Format stellt sich Situationen, in denen es um Leben und Tod geht. Er tritt auf blanke Klingen, lässt Schwerter und Speere fliegen, beweist harte Disziplin, stellt sich schweren Aufgaben und trifft wichtige Entscheidungen – all das ohne Unruhe in der Stimme oder im Auftreten.“
Er fügt hinzu, dass „die zivilen und militärischen Fähigkeiten, die Welt auf diese Weise zu stabilisieren, in der Größe des Herzens zu finden sind“.
Im alten chinesischen Militärtext „Wei Liaozi“ heißt es: „Diejenigen, die in alten Zeiten das Volk führten, stellten Höflichkeit und Treue über Rang und Gehalt, Bescheidenheit über Disziplin und Freundlichkeit über Vorschriften.“
Die „Sechs geheimen Lehren“, ein weiterer alter chinesischer Militärtext, rät den Regierenden: „Sei ruhig und gelassen, sanft und maßvoll. Sei großzügig, nicht streitsüchtig; sei offenherzig und ausgeglichen. Behandle die Menschen korrekt.“
Der altgriechische Philosoph Aristoteles erklärt in der „Nikomachischen Ethik“, dass das Wissen nur dann wertvoll ist, wenn man es zum Wohle anderer einsetzt und dass Tugend die Grundlage einer guten Führung darstellt.
Die „Dunkle Triade“
Den meisten Menschen, die an „toxische Männlichkeit“ denken, kommen wahrscheinlich die Eigenschaften der sogenannten „dunklen Triade“ in den Sinn: Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus (Anm.: politische Theorie, nach der zur Erlangung oder Erhaltung politischer Macht jedes Mittel unabhängig von Recht und Moral erlaubt ist). Mit anderen Worten, handelt es sich um Männer, die selbstsüchtig sind, die Konsequenzen ihres Handelns nicht bedenken und alles im Leben als ein Strategiespiel betrachten.
Ironischerweise sind es gerade diese Eigenschaften, die das Image des „Bad Boy“ ausmachen, das viele Frauen attraktiv finden.
Man könnte sagen, dass das ganze Bild auf den Kopf gestellt ist. Es geht nicht darum, ob Männer ihre männlichen Wesenszüge behalten oder ganz auf sie verzichten sollen, sondern darum, ob sie ihre angeborene Natur dahingehend entfalten können, sich die positiven Aspekte der Männlichkeit zunutze zu machen. Die sogenannte „dunkle Triade“ dreht sich um die negativen Aspekte dieser Eigenschaften, die im Egoismus begründet sind. Dennoch glaube ich, dass diese Eigenschaften ebenso ausgleichende Aspekte beinhalten.
In einem Narzissten verbirgt sich ein Mann, der selbstbewusst ist und an sich glaubt. Hinter einem Psychopathen – damit meine ich einen Mann, der nicht über die Konsequenzen nachdenkt, bevor er handelt – steht ein Mann, der entschlossen ist und schnell agiert. Ein machiavellistischer Charakter zeichnet sich dadurch aus, im Leben ehrgeizige Ziele zu haben und Strategien zu entwickeln, um große Dinge zu erreichen. Der Grund, warum sich Frauen von Männern mit diesen Eigenschaften angezogen fühlen, liegt wahrscheinlich darin, dass die Frauen die potentiellen Tugenden in ihnen erkennen und glauben, dass sie diese Männer vor der dunklen Seite retten können.
Wenn sich eine Frau einen Mann an ihrer Seite wünscht, schaut sie normalerweise nicht nur auf dessen Aussehen, sondern auch auf sein Umfeld, das er mit sich bringt. In einer Beziehung wird sein Leben auch zu ihrem. Seine Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen, schnell zu reagieren, entscheidungsfreudig zu sein und Vertrauen in die Entscheidungen zu haben, die er trifft – all das hat einen großen Einfluss auf die Qualität des gemeinsamen Lebens.
Aristoteles erklärt, dass so ziemlich alles problematisch werden kann, wenn es ins Extrem getrieben wird. Der Schlüssel liegt darin, die „goldene Mitte“ zu finden – diesen wohltuenden Mittelweg, ohne Defizite und Exzesse.
Das Gefährliche für Männer ist, wenn man ihnen sagt, sie sollen ihre Natur völlig aufgeben. Dass sie alles, was sie zu Männern macht, über Bord werfen sollen, sich ihren inneren Gefühlen widersetzen und sich dafür schämen sollen, wer sie sind. Wenn sich die Menschen nicht mit ihrer inneren Natur auseinandersetzen, führt das dazu, dass ihre dunklen Charakterzüge unkontrolliert zum Vorschein kommen und ihre Tugenden nicht veredelt werden können.
Wenn Männer die guten Seiten ihres inneren Wesens kultivieren wollen, müssen sie sich allerdings sehr anstrengen. Das war in der Vergangenheit vielleicht einfacher, als Männer leichter gute Mentoren und Vorbilder finden konnten und als Väter nicht durch Scheidungen verloren gingen.
Und doch hat uns die Geschichte eine Fülle von Wissen hinterlassen. Angefangen von den Stoikern in Griechenland und Rom bis hin zu den konfuzianischen Gelehrten in China und Japan. Traditionelle Kampfkünste lehren immer noch Selbstbeherrschung und Disziplin; Sport vermittelt immer noch Teamgeist und Kameradschaft. Wir können auf den Reichtum der Weisheit unserer Kultur zurückgreifen: die Werte unserer Vorfahren sowie die alte Mythologie und Klassik, die uns die Geschichte erhalten hat. Dadurch können wir immer noch einen guten Weg finden – und Hoffnung auf gute Männer schöpfen.
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