Weitere Studie stellt langsamere Entwicklung von Kleinkindern während der Pandemie fest

Immer mehr Studien zeigen die negativen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die kindliche Entwicklung. Laut einer neuen Studie aus den USA schneiden drei Bereiche besonders schlecht ab.
Titelbild
Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensprobleme – die Corona-Maßnahmen hatten viele negative Folgen, besonders bei Kindern.Foto: FamVeld/iStock
Von 2. Mai 2024

Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigte die Entwicklung von Kleinkindern sehr negativ, das stellten viele Untersuchungen fest. Nun veröffentlichten Forscher der Johns Hopkins University eine Studie, die sich ebenfalls diesem Thema widmet.

Dafür analysierten die Wissenschaftler die Daten von mehr als 50.000 Kindern in den USA, darunter Säuglinge und Kinder bis fünf Jahren. Sie wollten herausfinden, ob sich die Pandemie negativ auf die Entwicklung der Kinder in fünf Bereichen ausgewirkt hatte. Zu diesen Bereichen gehörten Sprache und Kommunikation, Problemlösung, Grobmotorik, Feinmotorik und persönliches und soziales Verhalten.

Die Forscher verwendeten das Ages and Stages Questionnaire (ASQ) der American Academy of Pediatrics. ASQ ist ein Fragebogen, mit dem man die Entwicklungsfortschritte von Kindern im Alter von 1 bis 66 Monaten bewerten kann. Dabei füllen Ärzte bei jeder Untersuchung sechs Fragen zu jedem der fünf wichtigsten Entwicklungsbereiche aus, um die Entwicklung des Kindes zu beurteilen. Anhand der Bewertung beurteilen die Ärzte, ob sich ein Kind typisch entwickelt oder ob eine Überweisung zur Frühförderung erforderlich ist.

Die Stichprobe der Studie umfasste: 

  • 29.277 Kinder, die den Fragebogen nur vor der Pandemie, 
  • 1.657 Kinder, die den Fragebogen vor der Pandemie und während der Lockdowns
  • sowie 19.271 Kinder, die den Fragebogen vor und während der Pandemie ausgefüllt hatten.

Entwicklungsverzögerungen könnten langfristig Kinderärzte überlasten

Laut der Studie gab es, verglichen mit der Zeit davor, während der Pandemie signifikante altersspezifische Rückgänge in den Bereichen Kommunikation, Problemlösung und persönliches Sozialverhalten. Dabei bereitete die Kommunikationsfähigkeit den Betreuern die größte Sorge und die grobmotorischen Fähigkeiten die wenigste.

Die Werte für die Kommunikation gingen um etwa drei Prozent zurück, die Werte für das persönliche und soziale Verhalten sowie für das Problemlösen um etwa zwei Prozent. Was nicht nach viel klingt, würde auf nationaler Ebene etwa 1.500 zusätzliche monatliche Überweisungen für Förderleistungen gegenüber dem Ausgangswert bedeuten.

Die Werte für Fein- und Grobmotorik blieben im Zeitraum vor der Pandemie und im Zeitraum während der Pandemie stabil. Allerdings nahmen die Werte für Grobmotorik im Zeitraum der Lockdowns im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie ab. Die Werte für Kommunikation und Problemlösung bei Säuglingen gingen in ähnlicher Weise zurück. Bei den Werten für das persönliche und soziale Verhalten gab es hingegen keine Veränderungen.

Den Autoren zufolge sind die Rückgänge gering und scheinen kurzfristig keinen Anlass zur Sorge zu geben. Doch sie könnten eine „bereits überlastete Infrastruktur in der Kinderheilkunde für Entwicklungs- und Verhaltensprobleme belasten“.

Weitere Studien: Auffälliger Rückgang bei kognitiven Leistungen

Dies ist nicht das erste Mal, dass sich Forscher mit den negativen Auswirkungen von Pandemie und Lockdowns auf die Entwicklung von Kleinkindern beschäftigten.

So erschien im Dezember 2023 in der Fachzeitschrift „JAMA Pediatrics“ eine Studie zum gleichen Thema. Dabei verwendeten die Forscher ebenfalls den Fragebogen ASQ. Sie stellten fest: Die Pandemie beeinträchtigte Faktoren in der Gesellschaft, Familie und bei Kindern, was dazu beitrug, dass sich die sozio-emotionale Entwicklung von Kleinkindern verzögerte.

Ferner erschien im August 2022 auf dem Dokumentenserver „MedRxiv“ eine unbegutachtete Studie als Vorabdruck. Ihr zufolge gab es einen „auffälligen Rückgang“ der kognitiven Leistungen bei Säuglingen, die während der COVID-19-Pandemie geboren wurden. 

Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, nachdem sie die allgemeinen kognitiven Werte von Kindern in den Jahren 2020 und 2021 untersuchten und sie mit den Werten von Kindern verglichen, die vor der Pandemie in den Jahren 2011 bis 2019 zur Welt kamen. Sie fanden heraus, dass Kinder, die Mitte 2020 geboren wurden, durchschnittlich einen Rückgang von 27 bis 37 Punkten und signifikant geringere verbale, motorische und allgemeine kognitive Leistungen aufwiesen als Kinder der früheren Jahrgänge.

Auch wenn die Kinder sich nicht mit SARS-CoV-2 ansteckten und an COVID-19 erkrankten, so beeinflussten „die mit der Pandemie verbundenen Veränderungen der Umgebung die Entwicklung von Säuglingen und Kindern signifikant und negativ“, schrieben die Autoren. 

Des Weiteren schrieben andere Forscher in einem Leitartikel vom Juni 2023 in der Fachzeitschrift „Pediatric Research“, dass die COVID-19-Pandemie „signifikante indirekte Auswirkungen“ auf viele Bereiche der kindlichen Entwicklung hatte. Dazu gehören Schulreife, Bildungsniveau, Sozialisation und psychische Gesundheit. Vor allem litt das Schreiben mit der Hand, das zur Feinmotorik gehört, stark darunter. Denn Kinder hatten weniger Gelegenheit, gedruckte Texte zu lesen und auf Papier zu schreiben, heißt es in der Studie.

Mehr Verhaltensprobleme bei Schulanfängern

Auch das National Institute of Economic and Social Research veröffentlichte im Mai 2022 eine Studie, die einen Überblick zum Thema lieferte. Die Institution ist eine englische Denkfabrik für wirtschaftliche Forschung. Die Forscher sammelten die Daten von 94 Schulen, 1.105 Familien und 3.253 Kindern, die im Schuljahr 2020/21 mit der Schule anfingen. In England gilt die Schulpflicht ab dem fünften Geburtstag, wobei aber auch schon Vierjährige die Schule besuchen. Für diese Kinder gibt es die „Reception“-Klasse, die in Deutschland der Klassenstufe 0 entsprechen würde. 

Der Studie zufolge erreichten Kinder dieser Klassenstufe im Jahr 2021 mit geringerer Wahrscheinlichkeit das erwartete Entwicklungsniveau als vor der Pandemie. Während des ersten Lockdowns waren die untersuchten Kinder drei und vier Jahre alt gewesen.

Laut den Erhebungsdaten waren Eltern und Schulen der Ansicht, dass die Kinder bei ihrem Schuleintritt in Bezug auf ihr sozio-emotionales Wohlbefinden, ihre Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie ihre Lese- und Rechenfähigkeiten „benachteiligt“ waren. Mehr als die Hälfte der Schulen gab an, dass die Kinder am Ende des Schuljahres immer noch Unterstützung benötigten.

Darüber hinaus berichteten die Lehrer von einer Zunahme von Verhaltensproblemen wie Beißen, Schlagen und der Unfähigkeit zu teilen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Developmental Milestones Among Young Children Declined During COVID Pandemic, Study Finds“. (redaktionelle Bearbeitung as)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion