Forschung: Tanzen bietet große Vorteile bei Depression
Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass körperliche Bewegung bei der Behandlung von Depressionen wirksamer sein könnte als klassische Antidepressiva. Insbesondere Tanzen übertrifft alle anderen Aktivitäten und pharmakologischen Behandlungen, gefolgt von intensivem körperlichen Training. Aber auch moderatere Bewegungsformen wie Gehen, Yoga oder Qigong zeigten positive Effekte.
Eine im renommierten British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie hat festgestellt, dass Bewegung im Vergleich zu herkömmlichen Behandlungen wie Psychotherapie und Antidepressiva wirksam ist. Diese Wirksamkeit zeigte sich sowohl bei alleiniger Anwendung als auch in Kombination mit anderen etablierten Therapien. Besonders bemerkenswert ist, dass die Vorteile von Bewegung proportional zur Intensität der Aktivität waren – je intensiver die Bewegung, desto größer der Nutzen für die Patienten.
Bewegung als Medizin
Um die beste Art und Menge an Bewegung zur Behandlung schwerer Depressionen zu ermitteln, führten australische Forscher eine umfangreiche Analyse durch. Sie untersuchten Daten von 14.170 Menschen mit schweren Depressionen. Dabei bewerteten sie, wie wirksam verschiedene Bewegungsformen im Vergleich zu bestehenden Behandlungen sind.
Es zeigte sich, dass Gehen oder Joggen, Yoga, Krafttraining und Tanzen die effektivsten Bewegungsformen sind, wenn sie ohne medizinische Behandlung angewendet werden.
Die Untersuchung offenbarte auch, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf diverse Übungen reagieren. Gehen und Joggen halfen beiden Geschlechtern gleichermaßen, während Krafttraining und Radfahren vor allem bei Frauen und jüngeren Menschen besonders effektiv waren. Interessanterweise profitierten Männer und ältere Erwachsene stärker von Yoga und Qigong. Aerobe Übungen in Kombination mit Psychotherapie wirkten sich bei Männern zudem positiver aus als bei Frauen.
Intensivere Aktivitäten wie Laufen, Intervalltraining und gemischte Aerobic-Übungen erzielten die größten Vorteile. Dennoch konnten auch moderate Aktivitäten wie Gehen oder Hatha-Yoga „klinisch bedeutsame Effekte“ erzielen. Bemerkenswert ist, dass der positive Einfluss von Bewegung unabhängig von anderen medizinischen Bedingungen und dem Ausgangsniveau der Depression nachweisbar war.
Am überraschendsten jedoch war das Ergebnis, dass Tanzen alle anderen Sportarten und untersuchten Behandlungsmethoden für Depressionen übertraf. Selbst bewährte Therapien wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und kognitive Verhaltenstherapie konnten laut dem Review mit den Vorteilen des Tanzens nicht mithalten.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen gefragt
Depressionen zählen zu den häufigsten, jedoch oft unterschätzten Erkrankungen in Bezug auf ihre Schwere. Jährlich sind in Deutschland 8,2 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren, also 5,3 Millionen Menschen, von einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung betroffen. Dies geht aus einer Studie von Jacobi et al. aus dem Jahr 2016 hervor.
Symptome einer schweren Depression sind unter anderem eine dauerhaft niedergedrückte Stimmung, das Fehlen von Interesse oder Freude am Leben sowie an zuvor als angenehm empfundenen Aktivitäten. Betroffene leiden häufig unter Gefühlen von Schuld oder Wertlosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Veränderungen im Appetit, psychomotorischen Störungen, Schlafproblemen oder sogar Selbstmordgedanken.
Die Auswirkungen der schweren Depression gehen jedoch weit über das persönliche Befinden hinaus. Sie kann zwischenmenschliche Beziehungen erheblich belasten und zu funktionellen Beeinträchtigungen im Alltag führen. Zudem kann sie sich negativ auf andere gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten auswirken. Ohne angemessene Behandlung kann diese Erkrankung das Leben der Betroffenen stark einschränken und deren Lebensqualität erheblich mindern.
Etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen reagieren laut Untersuchungen nicht auf eine medikamentöse Behandlung. Daher suchen Wissenschaftler nach Alternativen wie Bewegung, die möglicherweise eine wirkungsvollere Ergänzung oder sogar Ersatz für die klassische Therapie sein könnten.
Trotz einiger Einschränkungen in der obigen Übersichtsstudie, wie beispielsweise, dass es bei Studien, die verschiedene Trainings beinhalten, keine Verblindung der Untersuchungsgruppen im klassischen Sinn möglich ist, stützen die Ergebnisse die Empfehlung, Bewegung als festen Bestandteil der Behandlung zu betrachten.
Die Forscher erklärten, dass aktuelle Behandlungsrichtlinien zu vorsichtig sein könnten, indem sie Bewegungsaktivitäten nur als ergänzende oder alternative Behandlung für Patienten empfehlen, bei denen Psychotherapie oder Medikamente nicht wirken oder nicht akzeptiert werden.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Exercise May Be More Effective Than Antidepressants in Treating Depression“. (deutsche Bearbeitung kr)
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