Studie: Elektrische Stimulation im Ohr als mögliche Therapie bei Tinnitus
In einer aktuellen Studie zeigen erste Forschungsergebnisse, dass elektrische Stimulation im Ohr die Intensität von Tinnitus und das damit verbundene Leiden deutlich reduzieren kann. Vor allem Frauen und Menschen mit beidseitigem Tinnitus erlebten innerhalb von nur drei Tagen eine spürbare Linderung.
In Deutschland kommt es bei zehn Millionen Erwachsenen jährlich zu Tinnitus, schätzt die Deutsche Tinnitus-Liga. Patienten nehmen Geräusche wahr wie Summen, Brummen, Pfeifen und Zischen in einem oder beiden Ohren, die aus dem Körper selbst statt aus externen Quellen stammen.
Diese Symptome können leise oder laut, tief oder hochfrequent auftreten und zeitweise oder dauerhaft präsent sein. In manchen Fällen klingen die Symptome spontan ab, können jedoch auch chronisch werden.
Frauen hören anders als Männer
Die Untersuchung umfasste bisher 66 Teilnehmer, die über drei Tage hinweg jeweils zehn Minuten lang eine elektrische Stimulation durch eine im Ohr platzierte Elektrode erhielten. Dabei beobachteten die Forscher, wie sich die Symptome der Patienten entwickelten. Es stellte sich heraus, dass 47 Prozent der Teilnehmer eine statistisch signifikante Abnahme der Tinnitus-Lautstärke erfuhren, während 36 Prozent eine generelle Milderung der Symptomschwere berichteten.
Auffällig waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Frauen berichteten eher von einer sofortigen Reduzierung der Tinnitus-Lautstärke bereits nach der ersten Behandlung, während Männer vergleichbare Ergebnisse erst nach mehreren Sitzungen erzielten. Die Forscher führten dies auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der sensorischen Reaktivität zurück.
Bei Patienten, die an beidseitigem Tinnitus litten, zeigte sich eine frühere und stärkere Reaktion auf die Behandlung im Vergleich zu denjenigen mit einseitigem Tinnitus. Das Alter der Betroffenen spielte keine Rolle für den Erfolg der Therapie.
Die Studie brachte zudem Erkenntnisse über den Umgang mit kompensiertem und dekompensiertem Tinnitus. Während kompensierter Tinnitus oft zu einer Gewöhnung an die Phantomgeräusche führt, bleibt bei dekompensiertem Tinnitus der Leidensdruck bestehen, was schwerwiegende psychologische Symptome wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen und Depressionen nach sich ziehen kann.
Die elektrische Stimulation führte bei allen Patienten zu einer deutlichen Reduzierung der Tinnitus-Lautstärke nach der zweiten und dritten Sitzung, doch nur bei kompensiertem Tinnitus konnte nach drei Tagen auch eine signifikante Reduktion des Leidensdrucks festgestellt werden.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Zusätzlich zur elektrischen Stimulation gibt es weitere therapeutische Ansätze, die Menschen mit Tinnitus helfen könnten. Dazu zählen die Infrarotlichttherapie, Koreanischer Roter Ginseng, Ginkgo Biloba, Zink, Melatonin und spezielle Ernährungsansätze.
Außerdem haben mehrere Studien gezeigt, dass Cochlea-Implantate effektiv Tinnitus reduzieren können. Ein Cochlea-Implantat ist ein kleines elektronisches Gerät, das Personen, die taub sind oder schwer hören, ein Gefühl für Klänge vermittelt, allerdings ohne das Hörvermögen wiederherzustellen.
Trotz der potenziellen Hoffnung, die diese Proof-of-Concept-Studie, also eine Studie in einer sehr frühen klinischen Phase, für Tinnitus-Betroffene bietet, gibt es mehrere Einschränkungen: Die Stichprobengröße war aufgrund eingeschränkter Patientenzugänglichkeit während der COVID-19-Pandemie relativ klein.
Zudem fehlte eine Kontrollgruppe. Des Weiteren waren die audiometrischen Informationen bezüglich der Tinnitus-Lautstärke und -Frequenz sowie bezüglich psychologischer Faktoren, die die Behandlung beeinflussen könnten, unzureichend.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Electrical Ear Canal Stimulation Shows Promise as Potential Treatment for Tinnitus: Study“. (deutsche Bearbeitung kr)
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