Wechsel an Spitze des RKI: Wieler geht – Schaade übernimmt kommissarisch sein Amt

Am Samstag übernimmt der bisherige Vize Lars Schaade die Leitung des Robert Koch-Instituts. Er folgt Lothar Wieler nach, der seit 2015 dem RKI vorstand.
Lars Schaade hat ab morgen kommissarisch das Amt des Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) inne.
Lars Schaade hat ab morgen kommissarisch das Amt des Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) inne.Foto: Michael Kappeler/dpa
Von 1. April 2023

Ein Wechsel wird sich am Samstag, 1. April, an der Spitze des Robert Koch-Instituts (RKI) vollziehen. Bereits im Januar hatte der bisherige Leiter Lothar Wieler seinen Rücktritt erklärt. Über diesen hatte er eigenen Angaben zufolge mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Einvernehmen hergestellt. Vorerst kommissarisch wird der seit 2011 amtierende Vizechef Lars Schaade seinen Posten übernehmen.

Erfahrener Humanmediziner künftig an der Spitze des RKI

Wielers Forschungsschwerpunkte hatten vor seiner Übernahme der RKI-Leitung im Jahr 2015 ursprünglich in der Veterinärmedizin gelegen. Demgegenüber reicht die humanmedizinische Erfahrung seines Nachfolgers in der Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie bis in die 1990er-Jahre zurück.

Wie lange Schaade die Leitung der Bundesbehörde mit ihren 1.500 Mitarbeitern behalten wird, hängt von der Entscheidung der Bundesregierung ab. Schaade promovierte 1994 an der Universität Göttingen. Neun Jahre später habilitierte er sich im Fach Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der RWTH Aachen.

Im Bundesgesundheitsministerium wirkte er im Referat für übertragbare Krankheiten. Dort war er vom Jahr 2002 an erst als medizinischer Berater tätig, fünf Jahre später übernahm er dessen Leitung.

Wieler wechselt nach Potsdam

Schaade ist ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Infektionsepidemiologie. Unter anderem hat er sich mit Forschungen während der Ebola-Krise 2014 in Westafrika in der wissenschaftlichen Community einen Namen gemacht. Er veröffentlicht regelmäßig Forschungsarbeiten in internationalen Fachzeitschriften.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist Schaade bisher hingegen eher unauffällig geblieben. Seine Rolle als wissenschaftlicher Berater und Experte für Infektionsepidemiologie übte er vorwiegend im Hintergrund aus.

Wieler wechselt unterdessen ans Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam. Er soll dort die Funktion des Sprechers eines Forschungsbereichs zur Digitalisierung von Medizin und Gesundheitswesen übernehmen.

Arbeit der Einrichtung in der Corona-Zeit uneinheitlich beurteilt

Als kommissarischer Leiter des RKI steht Schaade nun vor der Herausforderung, die künftige Position des Instituts in Anbetracht der Corona-Entwicklung zu definieren. Politik und Öffentlichkeit erwarten von ihm Impulse bezüglich des weiteren Vorgehens zur Eindämmung der Pandemie. Darüber hinaus geht es um die Zukunft des Impfprogramms und die Beobachtung von Virusvarianten.

Als Bundesbehörde, die für die Überwachung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten zuständig ist, stand das RKI während der Corona-Pandemie im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Es prägte die Berichterstattung und hatte starken Einfluss auf die Erarbeitung von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Die Beurteilung der Arbeit des RKI in dieser Zeit ist uneinheitlich. Auf der einen Seite stößt es auf Anerkennung, dass das Institut frühzeitig und kontinuierlich über die Corona-Entwicklung informiert hat. Zumindest in der ersten Corona-Welle haben die Empfehlungen und Entscheidungen des RKI zu einem verhältnismäßig moderaten Verlauf in Deutschland beigetragen. Die Informations- und Entscheidungswege zu anderen Behörden und Institutionen galten als kurz.

RKI musste schädliche Wirkung von Schulschließungen einräumen

Kritiker hingegen attestieren dem RKI, nicht ausreichend auf eine Pandemie vorbereitet gewesen zu sein. Es habe demnach keine ausreichenden Pläne für den Umgang mit einer solchen Situation gegeben. Dabei stellt sich auch die Frage der Verantwortung: Das RKI hatte zwar Pandemieszenarien durchgespielt, die Politik schenkte dem Thema jedoch nur begrenzte Aufmerksamkeit.

Zudem ist das RKI zunehmend mit Blick auf einige seiner Prognosen und Empfehlungen in die Kritik geraten. Dies betrifft unter anderem die Notwendigkeit von Maßnahmen wie Schulschließungen oder Lockdowns.

Mittlerweile räumte auch Minister Lauterbach ein, dass einige dieser Maßnahmen überzogen oder unnötig waren. Das RKI selbst hat eine verheerende Bilanz bezüglich der Schulschließungen und der Wirkung der Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche gezogen.

Es gibt zudem Hinweise, dass das RKI unter politischem Druck stand. Entscheidungen und Empfehlungen seien vom politischen Umfeld beeinflusst gewesen. Einige Kritiker bescheinigen dem RKI auch, nicht ausreichend transparent zu agieren. Es gebe Schwierigkeiten, die Entscheidungsprozesse und die wissenschaftliche Basis für Empfehlungen nachzuvollziehen. Dies könne das Vertrauen in das RKI und in die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beeinträchtigen.

(Mit Material von dpa)



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