Steigende Corona-Zahlen: Klinikum in Bremerhaven führt Tests und FFP2-Maske wieder ein

Der November bringt die Zahl der Atemwegsinfektionen in Deutschland auf einen neuen Höchststand. Ohne Dunkelziffer gehen Beobachter von derzeit 1,2 Millionen Corona-Fällen aus. Ein Klinikum in Bremerhaven kehrt nun zu FFP2-Masken und Tests zurück.
Die Corona-Schutzvorgaben wurden in mehreren Schritten gelockert.
In Corona-Zeiten allgegenwärtig: die FFP2-Maske.Foto: Daniel Karmann/dpa
Von 7. November 2023

Das Klinikum Reinkenheide in Bremerhaven kehrt zu Corona-Maßnahmen zurück. Alle neu aufgenommenen Patienten müssen sich ab sofort einem Antigentest unterziehen. Im direkten Kontakten mit Menschen oder in Bereichen, in denen sich mehrere Personen aufhalten, gilt die Empfehlung zum Tragen einer FFP2-Maske. Außerdem appelliert die Klinikleitung an Angehörige, nicht in zu großen Gruppen zu kommen.

Tragen der FFP2-Maske bislang nur auf Empfehlungsbasis

Wie „buten un binnen“ berichtet, will man jedoch keine generellen Beschränkungen von Besuchen anordnen. Zum Tragen einer FFP2-Maske verpflichten will in Bremen und Bremerhaven jedoch keine Krankenanstalt ihre Besucher.

In den Krankenhäusern der Geno gilt ebenfalls eine Empfehlung zum Tragen einer Maske. Diese erstreckt sich auf Bereiche mit vielen Infektionen oder besonders gefährdeten Patienten. Außerdem sollen Beschäftigte mit Patientenkontakt eine Maske tragen. Eine gleichlautende, generelle Empfehlung gibt es im St.-Joseph-Stift.

Universitätsmedizin Mainz geht von 1,2 Millionen akuten Corona-Infektionen aus

Hintergrund der bislang hauptsächlich auf Empfehlungen beschränkten Wiederkehr von niedrigschwelligen Corona-Maßnahmen ist eine flächendeckende Zunahme von Atemwegserkrankungen. Der MDR schreibt von einer sich abzeichnenden „Rekord-Infektionssaison“.

Es gebe – wie es um diese Jahreszeit üblich ist – einen deutlichen Anstieg der Zahl von Rhinoviren. Diese sind unter anderem für herkömmliche Erkältungskrankheiten verantwortlich. Allerdings zeigen Labortests auch wieder eine deutlich ansteigende Zahl an Coronaviren.

Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge ist die Zahl der im Labor bestätigten Corona-Infektionen zuletzt von 13.618 auf 17.222 Fälle in der letzten Oktoberwoche angestiegen. Das SentiSurv-Panel der Universitätsmedizin Mainz weist für die Woche bis zum 1. November eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1.394 aus.

Hochgerechnet wären das deutschlandweit etwa 1,2 Millionen akute Corona-Infektionen. Allerdings beruhen diese Zahlen auf einer Schätzung. Grundlage dafür ist ein Panel von etwa 10.000 Erwachsenen in Rheinland-Pfalz. Diese testen sich einmal pro Woche auf Corona – unabhängig davon, ob sie Symptome zeigen.

Zahlen des RKI beruhen auf Panels – Corona derzeit verbreiteter als Schnupfen

Dem RKI zufolge sind derzeit die Corona-Varianten Eris (EG.5) und Pirola (BA.2.86) mit 48 beziehungsweise vier Prozent die auffälligsten Varianten. Keine davon verursacht nach aktuellem Erkenntnisstand schwerere Erkrankungen als zuvor verbreitete Erscheinungsformen.

Die Daten des RKI beruhen auf den Angaben am sogenannten Sentinel teilnehmender Arztpraxen. Diese übersenden Proben aller Patienten, die sich wegen des Verdachts auf Atemwegserkrankungen vorstellen. In 44 Prozent der übersandten Proben wurde demnach SARS-CoV-2 nachgewiesen. In 42 Prozent handelte es sich um einen herkömmlichen Schnupfen. In neun Prozent der Fälle wurden Parainfluenzaviren nachgewiesen, die für grippale Infekte verantwortlich sind.

Mit dem Umfragewerkzeug Grippeweb erfasst das RKI zudem einmal wöchentlich freiwillig gemeldete Atemwegsinfektionen, die nicht durch Labore bestätigt wurden. Demnach, so der MDR, haben sich in der Woche bis zum 28. Oktober etwa 7,1 Millionen Menschen in Deutschland neu angesteckt. Das entspreche etwa 8,5 Prozent der Bevölkerung.

In Kliniken überwiegt Zurückhaltung – auch Virologe Drosten will derzeit keine FFP2-Maske tragen

Im Oktober hatte Charité-Virologe Christian Drosten in einem Interview mit der „Zeit“ geäußert, derzeit keinen Anlass zum Tragen einer FFP2-Maske zu sehen. Im September hatte es in einzelnen Einrichtungen für Senioren Fälle von Corona gegeben. In den betroffenen Einrichtungen sprachen die Verantwortlichen eine Empfehlung aus, vorübergehend auf Besuche zu verzichten. Ein Besuchsverbot stand jedoch nicht zur Debatte.

Verpflichtende Anordnungen von Corona-Maßnahmen durch Gesundheitsämter sind im Zusammenhang mit der derzeitigen Welle an Atemwegserkrankungen bis dato nicht bekannt. Im Bergmann-Klinikum von Potsdam sind dem „Tagesspiegel“ zufolge derzeit rund 30 Patienten mit festgestellter COVID-19-Infektion in Behandlung.

In den meisten Fällen sei aber nicht die Corona-Infektion der Grund für die stationäre Behandlung. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt ist zuletzt innerhalb von zwei Wochen von zehn auf 30 gestiegen. An die Einführung einer Maskenpflicht oder ähnlicher Corona-Maßnahmen wird im Potsdamer Klinikum derzeit jedoch nicht gedacht.

Das RKI bestätigt, dass die Situation in den Krankenhäusern stabil sei. Eine Überlastung mit „schweren, akuten, respiratorischen Infektionen“ sei derzeit nicht in Sicht. Die diesbezügliche Inzidenz liege bisher sogar noch unter den Werten der Vorsaison.



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