Salz gegen Migräne: Wie eine Ernährungsumstellung helfen könnte
Millionen Deutsche leiden unter Migräne. Laut den neusten Zahlen des Robert Koch-Instituts waren im Jahr 2020 rund 14,8 Prozent (5,18 Millionen) der Frauen und 6,0 Prozent (2,46 Millionen) der Männer von einer Migräne betroffen.
Migräne ist zwar nicht heilbar und die eigentlichen Ursachen noch weitgehend unklar, aber es gibt verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Nun bringt eine neue Studie jedoch einen neuen Hoffnungsschimmer. Ihr zufolge kann eine Substanz gegen Migräne helfen, die alle im Haushalt haben: Salz.
Neubewertung der Rolle von Salz bei Migräne
In der Vergangenheit wurde ein hoher Salzkonsum mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter auch Migräne. Eine wachsende Zahl von Ärzten vertritt jedoch eine andere Auffassung.
Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Ernährungsumstellung, insbesondere ein höherer Salzkonsum, der Schlüssel zur Behandlung von Migräne sein könnte. Diese widersprüchlichen Studien fanden sowohl in medizinischen Kreisen als auch unter Migränepatienten Interesse und führten zu Diskussionen.
Der Zusammenhang zwischen Salz und Kopfschmerzen ist gut dokumentiert. Doch laut einer in der Fachzeitschrift „Mental Health in Family Medicine“ erschienenen Studie könnte es in diesem Zusammenhang verschiedene Nuancen geben, die darauf hindeuten, dass die Antwort auf die Behandlung von Migräne möglicherweise in der Ernährung liegt.
Dr. Angela A. Stanton, eine Migräne- und Ernährungswissenschaftlerin, leitete die sechsmonatige Studie mit 650 Migränepatienten. Laut den Ergebnissen erhöhte sich die Häufigkeit von Migräne durch eine kohlenhydratreiche und salz- und wasserarme Ernährung. Medikamente, die spannungsabhängige Calcium- oder Natriumkanäle blockieren, schienen die Krankheit zu verschlimmern.
Der Studienautorin zufolge konnten die Teilnehmer die glukosebedingten Elektrolytveränderungen, die häufig zu Migräne führen, verhindern, indem sie ihre Kohlenhydratzufuhr senkten und den Salzkonsum erhöhten. Am Ende benötigten alle Teilnehmer, die diese Ernährungsumstellung vornahmen, keine Migränemedikamente mehr und blieben frei von Migräne.
Gehirn benötigt bei Migräneanfällen mehr Salz
Des Weiteren entdeckte Dr. Stanton, dass Migränepatienten 50 Prozent mehr Natrium in ihrem Urin ausscheiden als Menschen ohne Migräne.
„Das Migräne-Gehirn hat eine andere Hirnanatomie mit mehr Verbindungen zwischen den sensorischen Neuronen“, so Dr. Shanton. Unter sensorischen Neuronen versteht man Nervenzellen, die von den Sinnesorganen eingehende Informationen zum zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) übermitteln. Diese sensorischen Neuronen seien bei Menschen mit Migräne aktiver, würden mehr kommunizieren und daher mehr Natrium verbrauchen, fügte sie hinzu.
Sie ging weiter auf mögliche Ursachen der Natriumausscheidung ein. Ihren Worten nach scheiden Zellen Natrium aus, wenn Glukose in die Zellen gelangt. Dies erkläre möglicherweise den Natriumüberschuss im Urin, wenn Kohlenhydrate konsumiert werden, so die Ärztin. Folglich, wenn man den Konsum von Kohlenhydraten reduziert, verringere dies den Natriumverlust.
Natrium spielt also bei der Gehirnaktivität eine entscheidende Rolle. „Diesem Ergebnis folgend wäre es gut, einfach mehr Salz zu sich zu nehmen, um zu testen, ob eine erhöhte Natriumzufuhr zur Vorbeugung von Migräne beiträgt. Ich habe festgestellt, dass die Zugabe von Salz zu Wasser – nicht zu Lebensmitteln – enorm geholfen hat“, so Stanton.
Stantons Ergebnisse stehen im Einklang mit weiteren Forschungsarbeiten zu diesem Thema. Eine Studie aus dem Jahr 2016, die in der Fachzeitschrift „Headache“ erschien, untersuchte eine ähnliche Frage anhand von Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey von 1999 bis 2004. Das ist eine statistische Erhebung, um den Gesundheitsstatus und Ernährungszustand von Erwachsenen und Kindern in den USA zu ermitteln.
Bei der Analyse der Daten von 8.819 Erwachsenen stellten die Forscher fest, dass Personen mit einer Vorgeschichte von schweren Kopfschmerzen oder Migräne weniger Natrium mit der Nahrung zu sich nahmen. Die Daten deuten darauf hin, dass mit steigender Natriumaufnahme die Wahrscheinlichkeit von Migräne abnahm.
Zusammenhang zwischen Natrium und Bluthochdruck
Weiter sprach Stanton über Salzkonsum und Bluthochdruck. Ihr zufolge sei Salz in diesem Zusammenhang zu lange verteufelt worden. Denn Ernährungsempfehlungen rieten nicht zu einem hohen Salzverzehr.
Doch wenn man die Salzeinnahme zu drastisch reduziere, würde das den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper durcheinander bringen, erklärte sie. Die Folge seien ein niedrigeres Blutvolumen und ein höherer Blutdruck.
Im Gegensatz dazu erhöhe eine gesteigerte Salzzufuhr das Blutvolumen und senke möglicherweise den Blutdruck bei Personen mit gesunden Arterien, fügte die Ernährungswissenschaftlerin hinzu.
Bluthochdruck: Nicht Salz, sondern verarbeitete Lebensmittel schuld
Ähnlich äußerte sich auch James DiNicolantonio, promovierter Pharmazeut und Herz-Kreislauf-Forscher, kürzlich in einem Gespräch mit Epoch Times. „Man sollte nicht dem Salz die Schuld für das geben, was die Ernährung mit verarbeiteten Lebensmitteln (inklusive raffiniertem Zucker) verursacht hat“, sagte er.
Vielen Studien zufolge könnte eine verbesserte Insulinempfindlichkeit, sei es durch eine gesündere Ernährung oder durch Medikamente wie Metformin, die „Salzempfindlichkeit“ aufheben, betonte der Pharmazeut. Ihm zufolge liege der eigentliche Grund für die Salz- und Wassereinlagerungen und den daraus resultierenden Bluthochdruck in einem schlechten Stoffwechsel. Dieser sei die Folge einer Ernährung mit einem hohen Anteil an raffinierten Kohlenhydraten und Zucker in Verbindung mit einem Mangel an Bewegung.
Er wies auch darauf hin, dass Menschen, die empfindlich auf Salz reagieren, oft einen Mangel an Kalium und Magnesium aufweisen. Wenn man diese Defizite behebt, könne das den Blutdruck selbst bei regelmäßigem Salzkonsum normalisieren. Das bedeutet, dass pauschale Empfehlungen zur Verringerung des Salzkonsums für viele Menschen möglicherweise kontraproduktiv sein könnten.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Could This One Small Change in Your Diet Be the Key to Migraine Relief?“ (redaktionelle Bearbeitung as)
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