Mögliche Ursache für Endometriose entdeckt

Eine neue Studie aus Japan könnte Licht auf die rätselhafte und schmerzhafte Erkrankung Endometriose werfen, von der jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter betroffen ist.
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Bakterielle Verbindungen könnten die Therapie von Endometriose revolutionieren.Foto: iStock
Von 23. Juli 2023

Endometriose – eine der häufigsten Unterleibserkrankungen, die bei vielen Frauen die Fruchtbarkeit beeinflusst, ist gegenwärtig weder vermeidbar noch heilbar. Allerdings bietet eine aktuelle Studie aus Japan Hoffnung, indem sie eine mögliche Beziehung zwischen Endometriose und einer bestimmten Bakterienart aufdeckt.

Daraus geht hervor, dass eine gezielte antibiotische Behandlung entscheidend sein könnte, um dieses chronische Leiden zu heilen.

Mögliche Verbindung zwischen Bakterien und Endometriose

Eine von zehn Frauen im gebärfähigen Alter erkrankt an Endometriose – in Deutschland sind es über zwei Millionen Frauen. Die Krankheit kann zu starken Schmerzen führen, da anomales Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst und dabei Organe wie die Eierstöcke und Eileiter beeinträchtigt.

Bisherige Therapiemöglichkeiten haben sich hauptsächlich auf die Linderung der Symptome durch Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol konzentriert, die jedoch andere gesundheitliche Risiken aufweisen, darunter paradoxerweise das Risiko der Unfruchtbarkeit.

In der kürzlich erschienenen Studie, in der 76 gesunde Frauen und 79 Frauen mit Endometriose untersucht wurden, haben Wissenschaftler herausgefunden, dass 64 Prozent der Frauen mit Endometriose das Fusobacterium nucleatum in ihrer Gebärmutter hatten. Bei den gesunden Frauen war das Bakterium hingegen nur bei sieben Prozent nachweisbar. Das Fusobacterium kommt natürlicherweise im Mund, im Darm und im Vaginalbereich vor und ist ein Bestandteil einer gesunden Mund-, Darm- oder Vaginalflora.

Allerdings wird diese Bakteriengattung bei einem Ungleichgewicht des Mikrobioms auch mit Krankheiten wie Darmkrebs und Zahnfleischentzündungen in Verbindung gebracht. Die Forscher glauben, dass das Fusobacterium die körperlichen Veränderungen, die bei Endometriose auftreten, verursachen. Um dies zu untersuchen, wurden weibliche Mäuse mit dem Bakterium infiziert und dann mit Antibiotika behandelt. Sie stellten fest, dass diese Behandlung die Anzahl und Größe der Wucherungen, die typisch für Endometriose sind, reduzierte.

Laut der Studie stimuliert das Fusobacterium das Wachstum bestimmter Bindegewebszellen, die zur Entstehung von Endometriose beitragen.

Die Studie legt daher nahe, dass eine Behandlung mit Antibiotika dazu beitragen könnte, den Verlauf und die Symptome von Endometriosis zu mildern. Dies sagt Yutaka Kondo, Professor an der Universität Nagoya und Hauptautor der Studie. „Eine antibiotische Therapie, die das Fusobacterium ins Zentrum rückt, könnte gemäß unseren überzeugenden Forschungsergebnissen eine wirksame Strategie zur Behandlung der Endometriose darstellen“, betont Kondo.

Kondo betont auch, dass eine gezielte Antibiotikatherapie, die sich auf dieses Bakterium konzentriert, besonders für Frauen, bei denen das Bakterium nachgewiesen wurde, ein sinnvoller Ansatz sein könnte. Die Identifizierung solcher Frauen könnte durch einfache Abstriche aus der Scheide oder der Gebärmutter erfolgen.

Häufigste Theorie zur Entstehung von Endometriose

Abgesehen von der Bakterien-Hypothese der neuen Studie gibt es aber laut Dr. Adi Davidov, stellvertretender Leiter für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Northwell Staten Island University Hospital in New York, auch noch viele andere Überlegungen, wie Endometriose entstehen könnte.

Die am häufigsten genannte Theorie ist die sogenannte „retrograde Menstruation“. Das bedeutet, dass bei einigen Frauen das Menstruationsblut nicht nur aus der Scheide herausfließt, sondern auch in die entgegengesetzte Richtung in die Eileiter und das Bauchfell gelangt. Dies könnte bei Frauen, bei denen der normale Menstruationsfluss durch anatomische Hindernisse gestört ist, zu Endometriose führen, so Dr. Davidov. Eine Operation, die diese Hindernisse beseitigt, wie zum Beispiel eine Trennwand in der Scheide oder ein verschlossenes Jungfernhäutchen, könnte das Risiko möglicherweise verringern.

Endometriose zu diagnostizieren kann lange dauern – oft bis zu zehn Jahren ab dem Beginn der ersten Symptome. Das Alter, in dem die Beschwerden anfangen, kann dabei eine Rolle spielen: Je jünger eine Frau ist, wenn die Symptome beginnen, desto länger kann es dauern, bis die Krankheit erkannt wird.

Zu den häufigsten Anzeichen von Endometriose gehören:

  • sehr starke Menstruationskrämpfe
  • Schmerzen im Bauch oder Rücken während oder zwischen den Menstruationszyklen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • sehr starke Blutungen während der Periode

Mikrobiom könnte Endometriose-Risiko beeinflussen

Weitere Forschungsgruppen erforschen derzeit auch, ob Bakterien und andere Mikroorganismen, die im Körper leben, eine Rolle bei Endometriose spielen könnten. Rama Kommagani, Biomediziner und Professor für Krankheitslehre am Baylor College of Medicine, hat mit seinem Team die Wirkung des Mikrobioms im Darm auf Endometriose untersucht.

In Experimenten mit Mäusen haben sie Hinweise gefunden, dass Veränderungen im Darm-Mikrobiom eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Endometriose spielen könnten. Als sie das Darm-Mikrobiom bei Versuchsmäusen mit Antibiotika eliminierten, bemerkten die Forscher, dass Mäuse ohne Darm-Mikrobiom kleinere Endometriose-Herde hatten als Mäuse, die keine Antibiotika bekommen hatten.

Außerdem stellten sie fest, dass bei Mäusen ohne Darm-Mikrobiom, denen Darm-Mikroben von Mäusen mit Endometriose eingepflanzt wurden, die Endometriose-Herde wieder wuchsen und genauso groß wurden wie bei Mäusen, die ihr ursprüngliches Darm-Mikrobiom behalten hatten.

Darmprobleme wie Darmentzündung und Reizdarmsyndrom kommen oft zusammen mit Endometriose vor.

„Wir möchten herausfinden, ob Veränderungen im Darm-Mikrobiom diese Darmprobleme beeinflussen könnten und ob es möglich ist, sie in den Griff zu bekommen, indem wir das Mikrobiom oder dessen Stoffwechselprodukte verändern“, sagt Kommagani.

In dieser Studie konnten die Forscher noch keinen direkten Zusammenhang zwischen Bakterien in der Gebärmutter und Endometriose herstellen. Aber sie haben eine bestimmte Kombination von Stoffwechselprodukten im Kot von Mäusen mit Endometriose gefunden. Diese Stoffwechselprodukte – besonders die sogenannte Chinasäure (Kaffeesäure) – förderten das Wachstum von Endometriose-Herden.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Bakteriengemeinschaften oder ihre Stoffwechselprodukte das Wachstum von Endometriose fördern könnten. Die Förderung eines gesunden Mikrobioms könnte möglicherweise helfen, Endometriose zu behandeln. „Wir untersuchen zurzeit, ob das möglich ist“, so Professor Kommagani.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „A Surprising Cause of Endometriosis“ (Deutsche Bearbeitung kr)



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