Immer mehr Jüngere erkranken an Krebs – Verdauungssystem besonders betroffen
Statistisch gesehen erkranken Menschen mit über 50 Jahren am häufigsten an Krebs. Doch in den vergangenen 30 Jahren stieg die Krebsrate bei Menschen unter 50 Jahren in mehreren Ländern. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Metaanalyse der Krebshilfen der USA und Großbritanniens.
„Anhand unserer Daten beobachteten wir etwas, das als Geburtskohorteneffekt bezeichnet wird“, meinte Dr. Shuji Ogino über die Analyse, die im Oktober 2022 in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Clinical Oncology“ erschien. Ogino ist Harvard-Professor und medizinisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Pathologie am Brigham and Women’s Hospital.
Dieser Effekt zeige, dass jede aufeinanderfolgende Gruppe von Menschen, die beispielsweise ein Jahrzehnt später geboren wurde, ein höheres Krebsrisiko habe. Grund seien wahrscheinlich „Risikofaktoren, denen sie in jungen Jahren ausgesetzt waren“, so Ogino.
Personen, die 1960 geboren wurden, haben folglich ein höheres Risiko, vor ihrem 50. Lebensjahr an Krebs zu erkranken, als Personen des Jahrgangs 1950. Darüber hinaus wird erwartet, dass dieses Risiko bei künftigen Generationen weiter ansteigen wird.
Krebs des Verdauungssystems immer häufiger
Auf globaler Ebene ergab der Krebsbericht, dass von den 14 Krebsarten, die immer häufiger vorkommen, acht von ihnen – Darm-, Speiseröhren-, Gallenblasen-, Kopf-, Hals-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs – verschiedene Bestandteile des Verdauungssystems betreffen.
„Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, ernährt die Mikroorganismen in unserem Darm“, erklärte Dr. Tomotaka Ugai, Hauptautor und Epidemiologieforscher, in einer Pressemitteilung vom September 2022. „Die Ernährung wirkt sich direkt auf die Zusammensetzung des Mikrobioms aus. Diese Veränderungen können letztlich Krankheitsrisiko und -Verlauf beeinflussen.“
Darüber hinaus scheinen einige der Krebsarten, die zunehmend bei unter 50-Jährigen gefunden werden, aggressiver zu sein als bei älteren Menschen, wie beispielsweise Darm-, Brust- und Prostatatumore.
Neben dem „zunehmenden Verzehr stark verarbeiteter oder westlicher Lebensmittel“ habe sich unter anderem auch die Lebensweise, Umwelt sowie Erkrankungshäufigkeit verändert. Dies alles könnte zu den oben erwähnten Veränderungen beigetragen haben, heißt es im Bericht.
Fettleibigkeit erhöht das Krebsrisiko
Das individuelle Krebsrisiko kann von vielen Faktoren abhängen, dazu gehören genetische Veranlagung, Ernährung, Lebensstil und andere Umweltfaktoren. Die weltweit zunehmende Fettleibigkeit (Adipositas) könnte jedoch eine Erklärung für die höheren Krebsraten sein.
In Europa hat die Adipositas zwischen 2006 und 2016 um 21 Prozent und zwischen 1975 und 2022 um 138 Prozent zugenommen, wie aus dem Europäischen Adipositasbericht der Weltgesundheitsorganisation hervorgeht.
In Deutschland sind dem Robert Koch-Institut zufolge 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer übergewichtig – 19 Prozent aller Erwachsenen sogar fettleibig. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Übergewicht oder Adipositas zu leiden.
Laut einer neuen Studie, die am 12. Juni 2023 erschien, haben fettleibige oder übergewichtige Männer und Frauen ein erhöhtes Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Zudem führen sowohl die Fettansammlung im gesamten Körper als auch die Fettverteilung in den verschiedenen Körperregionen zu unterschiedlichen Krebsrisiken, die vom Geschlecht einer Person abhängen. Zu den genannten Krebsarten gehören Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs.
Den Forschern Mathias Rask-Andersen und Åsa Johansson von der Universität Uppsala in Schweden zufolge, können die Ergebnisse der Studie die Art und Weise verändern, wie wir das Krebsrisiko bei einem Menschen einschätzen.
Unterschiedliches Risiko bei Männern und Frauen
„Ärzte und Wissenschaftler wissen, dass Fettleibigkeit das Krebsrisiko erhöht. In der Öffentlichkeit ist dieser Zusammenhang jedoch weniger bekannt“, sagte Rask-Andersen, Erstautor der Studie.
Auch seine Co-Autorin Johansson äußerte sich. So sei das im Bauchraum gespeicherte Fett pathogener als das Fett, das direkt unter der Haut liege. Außerdem lagere sich das Fett bei Männern und Frauen unterschiedlich ab und auch die Häufigkeit der meisten Krebsarten zwischen den Geschlechtern sei unterschiedlich, so die Forscherin. Das zeigen auch die Daten des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, die die Häufigkeit der verschiedenen Krebsarten bei Neuerkrankungen bei Männern und Frauen auflisten.
„Diese Tatsachen motivierten uns zu einer sorgfältigen geschlechtsspezifischen Analyse des adipositasbedingten Krebsrisikos“, erklärte Johansson. Ferner, so die Forscherin, scheine es einen Unterschied zu geben, wie die Fettleibigkeit sich auf das Krebsrisiko auswirkt – nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Frauen nach und vor der Menopause.
„Besonders bemerkenswert ist, dass Fettleibigkeit erst nach der Menopause ein Risikofaktor für Brustkrebs darstellt. Das ist wahrscheinlich auf die veränderte Östrogenproduktion zurückzuführen, die mit der Menopause zusammenhängt“, meinte die Forscherin.
Im Einzelnen ergab die Studie, dass Adipositas bei Frauen das Risiko für Gallenblasen- und Gebärmutterschleimhautkrebs sowie ein Adenokarzinom im unteren Teil der Speiseröhre erhöht. Bei Männern erhöhte sich das Risiko für Brust-, Leber- und Nierenkrebs.
Das Fazit der Studie: Die meisten Krebsarten, mit Ausnahme von Hirn-, Gebärmutterhals- und Hodenkrebs, gehen mindestens bei einem Parameter mit Fettleibigkeit einher.
Aufklärung und eine gesunde Lebensweise helfen
In dem Bericht der Krebshilfen Großbritanniens und der USA heißt es dazu, dass die Öffentlichkeit und die medizinischen Fachkreise über die steigenden Krebsraten bei jüngeren Menschen aufgeklärt werden sollten. Außerdem sollten Maßnahmen zur Prävention, ob primär, sekundär oder tertiär, erhöht werden.
„Es besteht die berechtigte Annahme, dass die Verbesserung der Gesundheitskompetenz sowie Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Lebensweise, einschließlich einer gesunden Ernährung, das Krebsrisiko senken könnten“, schlussfolgern die Autoren.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Alarming Trend: Rising Cancer Rates Among People Under 50 (redaktionelle Bearbeitung as)
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