YouGov: Nicht einmal zwei Drittel von menschengemachtem Klimawandel überzeugt
Das für viele überraschend deutliche Scheitern des Volksentscheids zur beschleunigten Klimaneutralität in Berlin scheint nicht von ungefähr zu kommen. Trotz der starken Präsenz in Politik und Medien ist die Klimaskepsis in Deutschland verhältnismäßig hoch. Am Mittwoch, 29. März, veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Umfrage. Dieser zufolge sind nicht einmal zwei Drittel davon überzeugt, dass der Mensch einen entscheidenden Einfluss auf den Klimawandel hat.
Nur 63 Prozent halten demnach den Konsens der Klimaforscher, die dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) angeschlossen sind, für vollständig plausibel. Diese Institution hält menschengemachte Treibhausgas-Emissionen „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ für den hauptsächlichen Verursacher des Klimawandels. Zumindest gilt dies dem Bericht von 2021 zufolge für die Zeit seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
Wettererscheinungen als Indiz für den Klimawandel wahrgenommen
Mit 22 Prozent glaubt mehr als jeder Fünfte definitiv nicht an die These des menschengemachten Klimawandels. Weitere 15 Prozent geben an, unschlüssig zu sein, inwieweit sie dem Konsens vertrauen sollen. Am stärksten fühlten sich die jüngsten und ältesten Befragten mit diesem verbunden. Demgegenüber seien die am häufigsten im Erwerbsleben stehenden Befragten zwischen 24 und 55 Jahren deutlich skeptischer.
In Ostdeutschland ist der Zweifel am entscheidenden menschlichen Einfluss auf den Klimawandel höher. Dort geben der „Berliner Zeitung“ zufolge nur 58 Prozent an, dem IPCC und den führenden Klimawissenschaftlern zu vertrauen.
Zwar lassen kurzfristige lokale Wettererscheinungen keine repräsentativen Aussagen über die langfristige globale Klimaentwicklung zu. Dennoch begründen viele Befragte ihren Standpunkt mit eigenen Wahrnehmungen bezüglich der Witterung. So erklärten 60 Prozent, warme Wintertage als Indiz für den Klimawandel zu betrachten. 50 Prozent nannten stark schwankende und sich schnell verändernde Temperaturen.
Andere Hinweise auf den Klimawandel, den Befragte nannten, waren Trockenheit, früheres Erblühen der Vegetation, Stürme oder eine frühere Rückkehr von Tieren aus dem Winterquartier.
Umfrage fand vor dem Berliner Volksentscheid statt
Die Umfrage fand noch vor dem Berliner Klima-Volksentscheid statt: Mittels standardisierter Online-Interviews befragte YouGov vom 20. bis 22. März insgesamt 2.085 Personen in ganz Deutschland. Am vergangenen Sonntag stimmte zwar eine knappe Mehrheit der Teilnehmer am Berliner Volksentscheid für ein rigides Klimaschutzpaket.
Allerdings verfehlten die Initiatoren das erforderliche absolute Stimmenquorum deutlich. Mehrheiten fand die Vorlage hauptsächlich in den Innenstadtbezirken. Bei den Befürwortern der Maßnahmen für eine beschleunigte Herstellung der Klimaneutralität war die Enttäuschung groß. Immerhin hatten sie eine siebenstellige Summe aufgewendet, um die Stimmberechtigten zur Teilnahme zu motivieren. Unterstützung gab es auch von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Liegt es nur an fehlender Information und verbreiteter „Klimaleugnung“?
Über die Gründe für die verbreitete Skepsis bezüglich des menschlichen Einflusses auf den Klimawandel sagt die YouGov-Auswertung wenig aus. Befürworter eines entschlossenen Vorgehens im Klimaschutz sehen häufig fehlende Information oder den Einfluss sogenannter Klimaleugner als Faktor.
Dafür spricht immerhin das Umfrageergebnis, wonach nur 28 Prozent regelmäßig Nachrichten zum Klimawandel lesen, hören oder anschauen. Allerdings bleibt auch hier offen, was der Grund für die fehlende Bereitschaft der übrigen Befragten ist, es diesen gleichzutun. Die möglichen Erklärungen reichen von einer generell wachsenden Nachrichtenverweigerung über mögliche Übersättigung bis hin zu Misstrauen gegenüber den Medien.
Extreme Forderungen als mögliche Auslöser der Skepsis
Zu möglichen Faktoren, die Skepsis bezüglich des menschengemachten Klimawandels nähren, können allerdings auch solche gehören, die von Klimabesorgten selbst ausgehen. So hatte es in der Vergangenheit mehrfach Prognosen oder Darstellungen bezüglich der Klimaentwicklung gegeben, die sich als falsch oder übertrieben erwiesen hatten. Dies könnte das Vertrauen der Menschen in die Vorhersagen der Wissenschaft verringert haben.
Zur Skepsis oder Reaktanz könnte auch eine ideologische Aufladung des Themas beigetragen haben. So ist bisweilen die Rede vom Klimaschutz als Religionsersatz in areligiösen Gesellschaften – oder von der „letzten großen Erzählung des Westens“. In vielen Fällen traten auch Bestrebungen an die Öffentlichkeit, die extreme Forderungen zur Verringerung des menschlichen Einflusses auf das Klima erhoben.
Diese reichten von der Errichtung einer Diktatur über die Einschränkung persönlicher Freiheiten bis hin zu – teils rassistisch aufgeladenem – Antinatalismus. Erfahrungen der jüngeren europäischen Geschichte legen möglicherweise bei manchem den Gedanken nahe, Wissenschaft könnte erneut im Dienste totalitärer Bestrebungen stehen.
Kampf gegen den Klimawandel als Elitenprojekt
Generell lässt sich auch beobachten, dass Bestrebungen für einen besonders rigiden Klimaschutz häufig von der sozialen Oberschicht getragen werden. Für diese ist es leichter verkraftbar, wenn Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu wirtschaftlichen Belastungen und Einschränkungen führen.
Insofern dürfte insbesondere in finanziell schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen die Bereitschaft, für das Klima noch weiter zu verzichten, begrenzt sein. Der Volksentscheid in Berlin stützt diese These: So war der „Nein“-Anteil vor allem in Bezirken mit geringerem Durchschnittseinkommen besonders hoch.
Ein denkbarer Faktor für Klimaskepsis könnte auch das Gebaren öffentlicher Wortführer der Klimabewegung sein. Viele von ihnen stammen nicht nur aus reichen Familien, sondern leisten selbst nicht das Ausmaß an Verzicht, das sie von anderen verlangen. Sogenannte Klimakleber oder Influencer, die private Fernreisen mit dem Flugzeug unternehmen, bleiben häufig nicht unbemerkt.
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