Wochenrückblick (Teil 1): Volksbegehren „Landtag verkleinern“ in Baden-Württemberg

Wahlen und Kriegsrecht, an heißen Tagen werden Politikerreden einfacher und grünes thailändisches Leder aus Ananas. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 1.
Titelbild
Am Stachus in München an einem warmen Sommertag.Foto: manfredxy / iStock
Von 29. Juni 2024

Volksbegehren „Landtag verkleinern“

In Baden-Württemberg lies das Land das Volksbegehren „Landtag verkleinern“ zu. Initiiert hat sie Dr. Dieter Distler. Ziel ist, die Anzahl der Landtagswahlkreise und damit die zu verteilenden Direktmandate von bisher 70 auf künftig 38 zu reduzieren. Zugleich soll die Mindestgröße des Landtags auf 68 Mandate schrumpfen. Alle Voraussetzungen mit über 10.000 Unterstützungsunterschriften sind erfüllt. Gegen den Gesetzentwurf bestehen keine durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken. Der derzeitige Landtag von Baden-Württemberg besteht aus 154 Mitgliedern, die Mindestgröße liegt bei 120 Abgeordneten. Die Sitze über die 70 Direktmandate hinaus sind Zweit-, Überhang- und Ausgleichsmandate. Das Volksbegehren würde den Landtag deutlich verkleinern. Als Nächstes folgt die Veröffentlichung im Staatsanzeiger. Danach sind mindestens 770.000 Unterschriften (10 Prozent der Wahlberechtigten) notwendig, die binnen drei Monaten zu sammeln sind.

Grünes Leder aus Ananas

Thailändische Materialwissenschaftler der Mahidol-Universität haben eine pflanzliche Alternative zu tierischem Leder entwickelt, das aus Ananasblattfasern und Naturkautschuk besteht. Dieses Material sei umweltfreundlich, plastikfrei und könne die traditionelle Lederindustrie durch seine „beeindruckende Stärke und Nachhaltigkeit“ revolutionieren, so die Forscher. Zudem würden landwirtschaftliche Abfälle verarbeitet werden. Um Leder aus Ananasblättern herzustellen, werden diese zunächst geschreddert und Fasern daraus gewonnen. Mithilfe eines Papierherstellungsverfahrens werden die Fasern zu Vliesstoffbahnen geformt und schließlich mit gemischtem Naturkautschuklatex beschichtet. Das neue „grüne“ Leder könne laut den Forschern nicht nur mit anderen bekannten Lederalternativen mithalten, sondern diese sogar übertreffen. So habe es beispielsweise eine wesentlich höhere Festigkeit als Leder aus Pilzen.

An heißen Tagen werden Reden einfacher

Heiße Tage verringern die sprachliche Komplexität von Politikern, kalte Tage jedoch nicht. Anders gesagt, an warmen Tagen drücken sich Politiker einfacher aus. Das ist das Ergebnis einer Analyse von 7.425.184 Reden von 28.523 Politikern aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Österreich, den Niederlanden, Neuseeland, Dänemark, Spanien und Deutschland. Zwei Forscher korrelierten die Reden mit Wetterdaten, speziell der Temperatur. Um die Komplexität und Verständlichkeit der Reden zu beurteilen, nutzen sie den Flesch-Kincaid-Lesbarkeitsindex. Ihr Ergebnis: Bei Temperaturen über 24 Grad nutzten die Redner signifikant kürzere Wörter; die Reden wurden sprachlich weniger komplex. Bei Älteren setzte dieser Effekt schon ab 21 Grad Celsius ein. Für Deutschland griffen die Forscher auf Reden aus Bonn (1950–1999) und Berlin (1999–2019) zurück. Die Studie wurde durchgeführt durch den Demografieforscher Risto Conte Keivabu (Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock) und den Politologen Tobias Widmann (Aarhus University), sie erschien im Wissenschaftsjournal „iScience“ (doi.org/10.1016/j.isci.2024.110106).

Schottland-Fans in der Innenstadt von Stuttgart vor dem Spiel der Gruppe A Schottland gegen Ungarn am 23. Juni 2024. Die Schotten verloren das Spiel mit 0:1. Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images

Wahlen und Kriegsrecht

Fünf Jahre nach Beginn seines Amtes, am 20. Mai 2024, ist die reguläre Amtszeit des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abgelaufen. Er ist trotzdem weiterhin rechtmäßiger Präsident – aufgrund des offiziell vom ukrainischen Parlament beschlossenen Kriegszustandes. Seither stimmt das Parlament über eine Verlängerung des Kriegsrechts ab. Kriegsrecht bedeutet, dass keine Wahlen stattfinden, die Amtszeiten weitergehen und Befugnisse nicht beendet werden. Es ist nicht möglich, die rechtlichen Grundsätze für demokratische Wahlen zu gewährleisten, wenn jederzeit Angriffe auf Wahllokale stattfinden könnten oder einige Landesteile unter Beschuss liegen. In Deutschland gilt es eine ähnliche Regelung. Im Verteidigungsfall, beschlossen von Bundestag und Bundesrat, ist eine Auflösung des Bundestags ausgeschlossen (GG Art. 115h). Es dürfen laut Grundgesetz keine Wahlen stattfinden und Wahlperioden enden erst sechs Monate nach Ende des Verteidigungsfalls.

Zwei Hunde sind besser als einer

Tierheimhunde warten oft allein in ihrem kleinen Käfig, teilweise Monate oder gar Jahre lang auf eine Adoption. Mit der Einzelhaltung sollen die Übertragung von Krankheiten und mögliche Verletzungen durch Konflikte zwischen den Tieren verhindert werden. Doch dies ist mit viel Stress für die sozialen Tiere verbunden und hat negative Folgen auf ihre seelische Gesundheit. Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass diese lange Wartezeit am besten überbrückt – und verkürzt – wird, wenn sie einen tierischen Mitbewohner an ihrer Seite haben. „Viele potenzielle Adoptiveltern haben vielleicht schon einen Hund oder würden gern soziale Aktivitäten mit ihrem Hund unternehmen“, so die Forscher. „Wenn wir deutlich zeigen, dass ein Hund erfolgreich mit anderen Hunden interagieren kann, könnten diese Hunde als gute Partner hervorgehoben werden, was zu mehr erfolgreichen Adoptionen führt.“ Ein Happy End für Mensch und Spürnase.

Ehrlicher unbekannter Finder

Es gibt sie noch und wieder, die ehrlichen Finder: An der Autobahnraststätte Vaterstetten-Ost an der A99 wurde am 20. Juni eine Herrenhandtasche abgegeben. Inklusive eines hohen Geldbetrags. Mitarbeiter verständigten die Polizei, bei der Zählung ergaben sich 26.000 Euro. Zudem war ein Reisepass eines 20-jährigen Kroaten enthalten. Der Besitzer bemerkte den Verlust etwas später, kehrte auf seiner Fahrt um und fragte zwei Stunden später in der Raststätte nach. Das Geld war für ein neues Auto bestimmt, das er sich gerade kaufen wollte. Der junge Mann war sichtlich erleichtert ob des Fundes.

Reinigungskräfte sammeln am Strand von La Malagueta nach der kürzesten Nacht des Jahres Müll ein. <yoastmark class=

Deutsche Baustellen beeinträchtigen Europas Zugverkehr

Die ÖBB stellt mit ihren „Nightjet“-Zügen einen Großteil des Nachtzugangebots in Deutschland. Doch zahlreiche Baustellen in Deutschland und Frankreich sorgen vermehrt auch hier für Verspätungen. Die Österreichische Bundesbahn erklärt, dass aufgrund von Überlastung des deutschen Bahnnetzes weiterhin mit Verspätungen zu rechnen sei. Besonders betroffen ist eine 2023 ins Angebot aufgenommene Strecke zwischen Berlin und Paris – nicht nur Deutschland baut, sondern auch Frankreich. Eine Pünktlichkeitsstatistik legten weder die ÖBB noch die Deutsche Bahn vor. Der Vorschlag ist nun, eine europäische Nachtzuggesellschaft zu gründen.

44.588 Liter Bier bei der Deutschen Bahn

Die deutschen und europäischen Fußball-Fans haben in den Bordbistros der Deutschen Bahn in sechs EM-Tagen vom 14. bis 19. Juni offenbar für hohe Umsätze gesorgt. Fans tranken in dem Zeitraum 44.588 Liter Bier – umgerechnet 132 Tanklastzüge und damit doppelt so viel wie sonst. Bei den Speisen besonders beliebt ist das Buttercroissant für 3,30 Euro, welches 8.901 Mal verkauft wurde (22 Prozent mehr als sonst üblich). Das Bratwurstbrötchen, Kostenpunkt 6,90 Euro, ging 7.105 Mal über den Tresen (63 Prozent Umsatz-Plus). Vom Chili con/sin Carne zu 11,80 Euro wurden 6.754 Portionen gegessen (+17 Prozent).

Neues Licht bringt weniger Tote

Straßenbeleuchtung kann nachts zur Falle für Insekten wie Nachtfaltern werden, da sie von ihnen förmlich angezogen werden. Oft umkreisen die desorientierten Insekten die Lichtquellen, bis sie vor Erschöpfung sterben oder gefressen werden. Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei haben deshalb eine insektenfreundliche Straßenbeleuchtung entwickelt und im Sternenpark Westhavelland sowie in drei deutschen Kommunen getestet. Die neuen LED-Leuchten strahlen gezielter, reduzieren das Streulicht und sind nach oben und zur Seite so abgeschirmt, dass Lichtverschmutzung und die tödliche Anziehungskraft auf fliegende Insekten deutlich reduziert werden, so die Forscher. Sie hoffen, damit eine technische Lösung zur Verhinderung des Insektensterbens gefunden zu haben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion