Nachbau der „Titanic“: Jungfernfahrt im Jahr 2027
Ein australischer Milliardär will die „Titanic“ originalgetreu nachbauen lassen – samt Ballsaal, Pool und türkischem Bad. Der 69-jährige Bergbaumagnat Clive Palmer kündigte – erneut – sein ehrgeiziges Vorhaben am 13. März im Sydney Opera House vor zahlreichen Medienvertretern an. Bereits 2012, 100 Jahre nach dem tragischen Unglück, verkündete er seine Vision einer neuen Titanic.
Am Ende soll die „Titanic II“ sogar besser sein als das Original. „Wir holen die besten Schiffsbauer, Designer und Ingenieure der Welt zurück an Deck, um die ‚Titanic II‘ zu bauen“, erklärte Palmer. Insgesamt biete das Schiff Platz für über 2.000 Passagiere.
Die Jungfernfahrt vom britischen Southampton nach New York soll bereits im Juni 2027 stattfinden. Clive Palmer, Vorsitzender der Reederei Blue Star Line, will dabei selbst mit an Bord sein.
In die Zeit der „Titanic“ eintauchen
Zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Australische Dollar (zwischen 300 und 600 Millionen Euro) soll die Erfüllung seines langgehegten Traums für Palmer kosten. Es ist nicht das erste Mal, dass er seine Vision einer neuen „Titanic“ vorstellt: Schon 2012 hatte er ein entsprechendes Projekt angekündigt und das Datum der Jungfernfahrt für 2016 versprochen.
Dann aber kam es zu immer neuen Verzögerungen – unter anderem durch die Corona-Pandemie und vermutliche Zahlungsstreitigkeiten mit einer chinesischen Werft. Auch das aktuelle Projekt werde von dem weltweit führenden finnischen Unternehmen für Schiffskonstruktion und Schiffstechnik Deltamarin unterstützt. Dieses Unternehmen prüfte zudem die Pläne, um sicherzustellen, dass das Schiff allen aktuellen Sicherheits- und Bauvorschriften entspricht.
„Es gab viele Dinge, die nicht richtig liefen, als wir das Projekt zum ersten Mal präsentiert haben“, zitierte die australische Nachrichtenagentur AAP den Bauherren. „Aber ich bin immer noch mit dem gleichen Engagement hier. Jetzt, wo die Pandemie vorbei ist, werden wir es tun“, so Palmer.
Mit seinem Projekt möchte der Milliardär den Passagieren eine unvergleichliche Reise in die Vergangenheit bieten und sie voll und ganz in die Opulenz und den Glanz des Lebens an Bord der originalen „Titanic“ eintauchen lassen. So soll die „Titanic II“ zwar in ihrer optischen Erscheinung dem Original gleichen, die Pläne sehen jedoch eine ganze Reihe Änderungen vor, die man nicht sieht, einschließlich Aufzügen, eines zusätzlichen Decks und einer modernen Brücke im alten Look.
Geld für Frau oder Schiff?
In welcher Werft der Luxusliner gebaut werden soll, verriet der australische Milliardär nicht. Vor mehr als einem Jahrzehnt hieß es, der Bau erfolge durch die staatlich-chinesische Werft CSC Jinling Shipyard. Der neue Baubeginn ist nunmehr für Anfang 2025 vorgesehen. Für den Bergbaumagnat ist die „Titanic“ mehr als nur ein Schiff. „Sie ist für uns alle ein episches Beispiel für Mut, Widerstandsfähigkeit und Einsatzbereitschaft“, sagte Palmer.
Auf die Frage, ob die Finanzierung gesichert sei, antwortete der Milliardär, dass er heute deutlich mehr Geld als vor zehn Jahren habe. So könne er gleich mehrere „Titanics“ bauen, wenn er wolle. Doch was wohl seine Frau dazu sagt?
„Ich habe zwei Möglichkeiten: Entweder gebe ich meiner Frau noch mehr Geld zum Einkaufen oder ich gebe es für die ‚Titanic‘ aus – und ich gebe es für die ‚Titanic‘ aus, weil sie genug eingekauft hat“, so Palmer.
Was bleibt – was wird neu?
Die „Titanic II“ soll wie ihr Original etwa 56.000 Tonnen wiegen. Statt der ursprünglich neun Decks wird der Nachbau zehn Decks umfassen und so gestaltet sein wie ihr Vorbild. Während die neue „Titanic“ mit 269 Metern exakt dieselbe Gesamtlänge haben wird wie das Original, wird sie aber um knapp vier Meter breiter sein (Originalbreite: 28,1 Meter).
Insgesamt biete die „Titanic II“ später Platz für bis zu 2.435 Passagiere in 835 Kabinen und drei verschiedenen Klassen. Dies ist vergleichbar mit der Kapazität des Originals, die 750 Passagiere in der Ersten Klasse, 550 in der Zweiten Klasse und 1.100 Passagiere in der Dritten Klasse beherbergen konnte.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger wird das neue Schiff jedoch mit moderner Technologie und den neuesten Navigations- und Sicherheitssystemen ausgestattet sein. Zum einen enthält die „Titanic II“ ein zusätzliches Deck mit modernen Rettungsbooten, zum anderen wird der Nachbau geschweißt und nicht genietet. Das Originalschiff ist dafür bekannt, dass es von etwa drei Millionen Nieten zusammengehalten wurde.
Geplant ist zudem eine exakte Nachbildung der Brücke der „Titanic“, die als Navigationskontrollzentrum des Schiffes aber nach modernen Standards und Vorschriften konzipiert und konfiguriert ist.
Und ihr Antrieb? Der Zeit entsprechend wird die „Titanic II“ nicht mit Kohle befeuert. Stattdessen ist ein dieselelektrisches Antriebssystem bestehend aus vier Dieselgeneratoren und drei elektrischen Propellergondeln vorgesehen. Doch alle „Titanic“-Fans können aufatmen: Die vier Schornsteine, welche die klassisch-berühmte Silhouette der „Titanic“ prägten, bleiben erhalten. Mit einem Beobachtungsdeck in ihrem Inneren sollen die vorderen beiden zudem als Aussichtsplattform dienen.
Die „Titanic“: Faszination und Mythos
Die „Titanic“ war am 10. April 1912 im südenglischen Southampton mit mehr als 2.200 Menschen an Bord zur Jungfernfahrt nach New York ausgelaufen. Schon nach wenigen Tagen kollidierte der Luxusdampfer mit einem Eisberg. Infolgedessen ging das Schiff unter und mehr als 1.500 Menschen starben.
Heute liegt das Wrack des angeblich unsinkbaren Schiffes in rund 3.800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Seither sind mehrere Abenteurer zum Wrack hinab getaucht. Für die fünf Insassen des Tauchbootes „Titan“, das im Juni 2023 während der Erkundungstour zum Wrack implodierte, endete dieser Tauchgang leider tragisch.
Als mögliche Ursache für den Untergang der „Titanic“ werden die schlechte Sicht und die zu hohe Fahrgeschwindigkeit, mangelhaftes Material, anfällige Nietverbindungen, zu niedrige Wasserschutzwände (sogenannte Schotten) und ein mögliches Feuer im Kohlebunker angeführt. Sicher ist, dass der Zusammenstoß mit dem Eisberg der Auslöser der Tragödie war und dass es nicht ausreichend Rettungsboote gab.
Ein erschreckend ähnliches Szenario spielt sich im Roman „Futility“ (deutscher Titel: „Titan. Eine Liebesgeschichte auf hoher See“) von Morgan Robertson ab. In dem 1898 – 14 Jahre vor dem „Titanic“-Unglück – erschienenen Buch geht es um das unsinkbare Schiff „Titan“, das auf dem Weg von New York nach Liverpool in einer kalten Aprilnacht mit einem Eisberg kollidiert. Das Schiff gleicht in der Bauweise und Passagierzahl der „Titanic“; auch liegen die beiden Unglücksorte nur wenige Kilometer voneinander entfernt und Rettungsboote gab es ebenso zu wenig.
„Titanic“ inspiriert Hollywood inspiriert Milliardär
Die beiden Schwesterschiffe „Olympic“ und „Britannic“ waren ebenfalls nicht mit Glück gesegnet. Die „Olympic“ kollidierte noch vor ihrer ersten großen Fahrt mit einem Marineschiff. Nach dem Unfall im Ärmelkanal wurde sie zurück in die Werft gebracht und repariert, absolvierte anschließend jedoch über 500 Atlantiküberquerungen, was ihr den Spitznamen „Old Reliable“ – Alte Zuverlässige – einbrachte.
Die „Britannic“ hingegen wurde zwar als Kreuzfahrtschiff gebaut, jedoch nie als solches eingesetzt. Stattdessen diente sie im Ersten Weltkrieg als Krankenhausschiff. Nach knapp einem Jahr in Dienst sank sie im Jahr 1916 vor Griechenland. Als Ursache gilt eine Seemine.
Das Unglück fasziniert bis heute die ganze Welt. So inspirierte die Tragödie 1997 Regisseur James Cameron zu seinem Oscar-prämierten Blockbuster „Titanic“ mit dem fiktiven Liebespaar Jack und Rose. Dieses habe auch das Interesse von Milliardär Palmer für den Luxusdampfer geweckt. „Die Liebesgeschichte von Jack und Rose berührt die Herzen aller“, so der Australier.
Mit Material von dpa
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