Karl Foerster – Gärten für jede Jahreszeit
Er liebte die Schönheit von Blüten und Stauden, von Gräsern und Gehölzen. So sehr, dass er sich zeit seines Lebens der Vision vom ganzjährigen Gartenparadies widmete.
Für diese Vision züchtete Karl Foerster rund 370 winterharte Blütenstauden. Viele von ihnen bevölkern bis heute die Gärten der Welt. Mit seinen Schriften zur Gartenkultur inspirierte er Generationen von Gartenfreunden.
Unter einem guten Stern
Seine frühe Entscheidung, sich der Pflanzenwelt zu widmen, hat Karl Foerster nie bereut. Ganz im Gegenteil: „Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner, und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß“, schrieb er rückblickend über sich und seine Berufung.
Geboren wurde Karl Foerster am 9. März 1874 in Berlin – unter einem guten Stern. Karls Vater ist Physiker und Astronom, seine Mutter Malerin. Über Jahrzehnte wohnt die Familie auf dem Gelände der Berliner Sternwarte, deren Direktor Vater Wilhelm Julius Foerster, ist.
Frühe Lehr- und Wanderjahre
Anders als seine beiden Brüder, der spätere Philosoph und Pazifist Friedrich Foerster und der Schiffbaukonstrukteur Ernst Foerster, verlässt Karl die Schule früh und beginnt mit fünfzehn Jahren eine Lehre in der Schlossgärtnerei Schwerin.
In der königlichen Gärtnerlehranstalt Potsdam vertieft er sein Wissen weiter, bevor es ihn zu Lehr- und Wanderjahren hinaus in die Welt zieht. Als Gärtnergehilfe in Schlossgärten und Parkanlagen in Deutschland und Italien sammelt der leidenschaftliche Pflanzenfreund zehn Jahre lang wertvolle Erfahrungen.
Vom Berliner Westend zum Kartoffelacker bei Potsdam
Wissen, das ihm 1903 die Gründung eines eigenen Betriebs im heimischen Berlin sehr erleichtert. Hinzu kommt, dass die Eltern dem inzwischen 29-Jährigen Gartengrundstücke im Berliner Westend zur Verfügung stellen können. Der Grundstein ist gelegt. Nur vier Jahre später erscheint der erste Pflanzenkatalog der Gärtnerei Foerster.
Weitere drei Jahre vergehen, bis die Grundstücke im Berliner Westend zu klein werden und Foersters Betrieb nach Potsdam-Bornim, nördlich des Schlossparks von Sanssouci, umzieht und auf einem Kartoffelacker neu beginnt. Gleich in der Nachbarschaft entsteht Karl Foersters Wohnhaus, in das auch Schwester Martha und der inzwischen verwitwete Vater einziehen.
Garten voll neuer Ideen
Zu Beginn ist das Gebäude im englischen Landhausstil von 5.000 Quadratmetern Brache umgeben. Karl Foerster verwandelt sie zu einem grünenden, blühenden und farbenfrohen Refugium, dem heute weltweit bekannten Karl-Foerster-Garten.
Mit seinem Frühlingsweg, dem Herbstbeet, dem Stein- und vor allem dem Wärme speichernden Senkgarten wird es zum Ideal eines gestalteten und gleichzeitig naturnahen Gartens, zum begehbaren Pflanzenkatalog und zur Inspiration für Generationen von Gartenliebhabern und -gestaltern.
Als besonders einflussreich erweist sich Karl Foersters Auffassung von der Pflanze als Individuum. Sie ist für ihn nicht dekoratives Mittel zum Zweck, sondern eigenständiges Element eines organisch wachsenden Ganzen.
Den Charakter jeder Pflanze, ihre Farbe, ihren Duft und ihre Wandelbarkeit im Wechsel der Jahreszeiten betrachtet Foerster als einzigartig und wesenhaft. Deshalb zielt seine Arbeit als Züchter nicht darauf ab, die Pflanzen zu verändern, sondern vielmehr ihre Stärken und Schönheiten noch mehr zum Vorschein zu bringen.
Pflanzen „für intelligente Faule“
Auch ein besonders stark ausgeprägter Wesenszug des Menschen ist Karl Foerster gut bekannt – die Faulheit. Als erfahrener Gärtner weiß er, wie viel Mühe Gartenarbeit bereitet.
Sollte aber nicht die Freude am Garten im Vordergrund stehen?, fragt sich der Pflanzen- und Menschenfreund Foerster. Warum also Pflanzen nach ihrem Verblühen ersetzen? Warum nicht Stauden pflanzen, an denen man sich über viele Jahre hinweg erfreuen kann?
Humorvoll und doch ernsthaft bezeichnet Karl Foerster seine Zielvorstellung als den „Garten für intelligente Faule“. Denn gute Planung und kluge Auswahl der Pflanzen erspart intelligenten Gärtnern Schweiß und schenkt ihnen mehr Zeit, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu genießen.
Langlebig, winterhart und schön
Mit seinen Züchtungen widerstandsfähiger, langlebiger und winterharter Stauden und der Einführung von Wildgewächsen, Gräsern und Farnen aus aller Welt gibt er den klugen Genießern die passenden Pflanzen an die Hand.
Im Bornimer Gartenreich macht er es vor. Rittersporn, Phlox, Iris, Mohn und andere Blütenpflanzen ergeben mit Gräsern, bodendeckenden Stauden, Zwiebelgewächsen und Gehölzen ein harmonisches, sich jahreszeitlich ständig wandelndes Bild.
Ein Leben im und für den Garten
Insgesamt 60 Jahre lebt und arbeitet Karl Foerster in seinem Pflanzenparadies. 1927 heiratet er die junge Sopranistin Eva Hildebrandt. Die gemeinsame Tochter Marianne kommt 1931 zur Welt.
Der Rittersporn „Berghimmel“, der Phlox „Wennschondennschon“ und viele weitere Züchtungen werden große Erfolge. Mit befreundeten Gartenarchitekten arbeitet Karl Foerster an Gartengestaltungen.
Aufgrund seiner Anregung entsteht auf der Freundschaftsinsel in Potsdam ein öffentlicher Schaugarten. Während dort noch gesät und gepflanzt wird, beginnt 1939 das zerstörerische Verhängnis des Zweiten Weltkriegs.
Seltsame Entscheidung, schwere Zeiten
Die Nationalsozialisten, denen der eigentlich unpolitische Karl Foerster 1940 eigenartigerweise beitritt, stellen das Land in erschreckender Geschwindigkeit auf Mangel- und Kriegswirtschaft um.
1943 kommt auch Karl Foersters Staudenzuchtbetrieb zum kompletten Stillstand. Jetzt werden in Bornim wieder Kartoffeln angebaut. Erst vier lange Jahre später, im Jahr 1947, beginnt die Hoffnung auf einen Neubeginn wieder zu keimen.
Aus der Biografie, die im Kaiserreich begann, von der Weimarer Republik ins nationalsozialistische, „Tausendjährige“ Reich schlafwandelte, wird nun ein ostdeutsches Leben unter sowjetischer Besatzungsmacht.
Bleibende Poesie
Doch auch die sogenannte Ostzone braucht Hoffnung und Schönheit und findet sie im Werk Karl Foersters. Vielfach wird sein Schöpfer geehrt. Hochbetagt stirbt Karl Foerster im Alter von 96 Jahren im Jahr 1970 in seinem Bornimer Haus, umgeben von seinem kleinen Paradies auf Erden.
Als Vermächtnis bleibt sein Garten, seine, von Gartenfreunden viel geliebten, poetischen Bücher und die prachtvollen Züchtungen, die er mit wohlklingenden Namen versehen hat.
Eine seiner Chrysanthemen, meterhoch und rotgolden blühend, hätte Karl Foerster in den 50er-Jahren nur zu gern „Hirsch tritt im Abendsonnenschein aus Waldrand vor“ genannt. Er zügelte sich und gab ihr den Namen „Rotwild“, denn, so Foerster, „Phantastik und Romantik muss im Katalog ja genügend gebändigt sein.“
Der Schriftsteller Erwin Strittmatter spricht nach Foersters Tod vielen aus dem Herzen, als er schreibt: „Sein Werk ist so groß, dass niemand, der ihn liebte, ohne Trost bleiben wird.“
Blühendes Erbe
1972 wird Karl Foersters Gärtnerei enteignet und zum „Volkseigenen Gut Bornimer Staudenkulturen“ erklärt. Haus und Garten bleiben jedoch im Besitz von Eva und Marianne Foerster. Beiden Frauen ist es ein Anliegen, den Garten, ganz im Sinne des Ehemanns und Vaters für alle Interessierten frei zugänglich zu erhalten.
Nach ihrem Tod geht das Karl Foersters Gartenreich schließlich im Jahr 2010 in die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ ein.
Gut behütet darf es also weiterhin für alle blühen und grünen – zu jeder Jahreszeit.
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