Reichelt hinter Chatleaks? Spekulationen nach Enthüllungen über Springer-Chef Döpfner
Trotz jüngster Enthüllungen über rassistische und herabwürdigende Äußerungen in Privatchats steht die Private-Equity-Gesellschaft KKR hinter Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner. Dies erklärte KKR-Europachef Philipp Freise namens des Springer-Hauptaktionärs gegenüber „OMR“. Geräuschlosigkeit sei „schön, aber nicht das Ziel“, äußerte Freise. Es gehe darum, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Was Döpfner anbelangt, sagte er weiter:
Da ist ein großartiger CEO am Werke mit seiner Mannschaft und wir unterstützen das zu 100 Prozent.“
Für die „Wiederauf(heb)ung“ der Wiedervereinigung
Unterdessen gehen die Spekulationen über potenzielle Urheber und Hintergründe der Leaks weiter. In ihrer Ausgabe 16/23 hat die „Zeit“ ausführlich Äußerungen dokumentiert, die Döpfner in privaten Nachrichten – offenbar an Kollegen – getätigt haben soll. Unter anderem sollen dabei Äußerungen gefallen sein wie „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“ oder „Wer die Türen öffnet, wird Rassismus ernten“.
In besonders aggressiver Weise soll er sich auch über Ostdeutsche geäußert haben. Er soll gesagt haben, sie seien „entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht“. Unter Berufung auf behauptete Äußerungen seiner Mutter, die ihn „immer vor den Ossis gewarnt“ habe, erklärte er auch:
Von Kaiser Wilhelm zu Hitler zu Honecker, ohne zwischendurch US-Reeduction genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AfD.“
Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls wollte er laut „Zeit“ zudem einen Text schreiben, „in dem ich die wiederaufung [sic!] der Wiedervereinigung fordere“. Vielleicht, so Döpfner weiter, „sollte man aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn machen“.
Offenbar unter Missachtung der Warnungen seiner Mutter hatte Döpfner in der Zeit von 1994 bis 1996 die Leitung der 1953 gegründeten Berliner „Wochenpost“ übernommen. Diese zählte zu DDR-Zeiten zu den auflagenstärksten Publikationen, im Dezember 1996 musste sie jedoch ihr Erscheinen einstellen.
Döpfner rechtfertigt sich mit Ärger über hohen Anteil an AfD- und Linkswählern
Erst auf Zuruf der „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn veröffentlichte der Springer-CEO einen Text „in eigener Sache“. Darin bat er um Entschuldigung, „dass ich mit meinen Worten – viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe“.
Er habe sich durch seinen Ärger über hohe Stimmenanteile für Linkspartei und AfD in Thüringen und anderen ostdeutschen Bundesländern zur „polemischen Übertreibung“ hinreißen lassen. Es gelinge ihm „nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben“. Und wenn sein Handy zum „Blitzableiter“ werde, schicke er „manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die ‚ins Unreine‘ gesagt oder getippt sind“.
Die „Zeit“ lässt offen, an wen die Nachrichten gerichtet waren. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) zeigt sich Michael Hanfeld allerdings sehr sicher in seiner Einschätzung bezüglich der mutmaßlichen Quelle der Leaks.
Juristischer Showdown mit Reichelt vorprogrammiert?
Er geht davon aus, dass diese der Ausdruck einer publizistischen und möglicherweise auch bald juristischen Eskalation zwischen Döpfner und Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt seien. Im Oktober 2021 hatte die Axel Springer SE sich von Reichelt getrennt, da dieser gegen Compliance-Regeln des Unternehmens verstoßen habe.
Mehrere Personen hatten gegen Reichelt Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen erhoben. Dieser räumte eine „Vermischung beruflicher und privater Beziehungen“ ein. Allerdings scheint er nicht bereit zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Wie „kress.de“ berichtet, könnte es schon bald zu einem juristischen Showdown zwischen Reichelt und Döpfner kommen.
Während man in der Axel Springer SE über mögliche Schadensersatzklagen infolge der Döpfner-Leaks nachdenke, wolle Reichelts Anwalt die Umstände der damaligen Entlassung „aufbohren“. Am Mittwoch, 19.4., soll ein Roman des früheren „Bild“-Mitarbeiters Benjamin von Stuckrad-Barre mit dem Titel „Noch wach?“ erscheinen. In diesem sollen auch dessen Beobachtungen in seiner Zeit als Springer-Mitarbeiter verarbeitet sein.
NZZ wirft „Zeit“ fehlende Quellenkritik vor
In der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) wirft Deutschlandchef Marc Felix Serrao hingegen der „Zeit“ im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Döpfner-Leaks „schlechten, unfairen Journalismus“ vor. Das Blatt habe es an der erforderlichen Distanz fehlen und sich von dessen Quelle „instrumentalisieren“ lassen.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, hält Döpfner als Verlagschef hingegen für „nicht mehr tragbar“. Sein Amtsvorgänger Marco Wanderwitz hatte mit Blick auf Ostdeutsche noch gesagt:
Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“
Döpfner wollte Ampel platzen lassen – um Jamaika zu ermöglichen
Dass linksliberale Medien der Affäre Döpfner ein so großes Augenmerk schenken, dürfte weniger den Sympathien für Ostdeutsche geschuldet sein. Auch, was Konfrontations- und Eskalationsrhetorik gegenüber Russland oder Zensur gegen Kritik an LGBTQ-Aktivismus anbelangt, war Döpfner bislang kaum ein Außenseiter.
Allerdings nahmen ihm in diesem Spektrum einige übel, dass er sich positiv über Ex-US-Präsident Donald Trump äußerte oder sich gegenüber extremer Klimapolitik reserviert zeigte. Kritisch hatte er sich auch gegenüber Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Corona-Politik der Bundesregierung geäußert.
Ein Vorwurf, der sich im Kontext mit den Leaks gegen ihn richtet, lautet auf versuchter Wahlbeeinflussung zugunsten der FDP. Tatsächlich hatte er seinen Chatpartner dazu aufgefordert, mit dazu beizutragen, dass die FDP 16 Prozent oder mehr bei der Bundestagswahl bekomme. Dann könne diese „so autoritär auftreten, dass die Ampel platzt“. Stattdessen solle es jedoch eine Jamaika-Koalition geben, „die dann gelingt“.
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