Von 34 auf 7 Prozent – Deutsche Plug-in-Hybride werden verdrängt
Sie waren dazu gedacht, den Autofahrern einen sanften Übergang vom Verbrennermotor hin zum Elektromotor zu erlauben: Plug-in-Hybride. Auch die großen deutschen Automobilkonzerne haben in den vergangenen Jahren mehrere Hybrid-Modelle entwickelt und auf den Markt gebracht. Diese Brückentechnologie bröckelt massiv – zumindest bei den deutschen Autoherstellern.
Zu Jahresbeginn hatte die Bundesregierung die Förderung für die teilelektrischen Autos hierzulande komplett gestrichen. Seitdem stockt das Hybrid-Geschäft von Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW.
Deutsche Marken abgedrängt
In China dagegen läuft der Hybrid-Boom gerade an – allerdings ohne die deutschen Autohersteller, wie das „Handelsblatt“ berichtet. So haben sich die Verkäufe von Plug-in-Hybriden in Fernost seit 2020 bis heute auf 1,3 Millionen Fahrzeuge nahezu versechsfacht. Der Absatz von Volkswagen hielt sich bei 36.000 Einheiten, BMW verlor ganze 39 Prozent. Noch schlechter sieht es bei Audi aus. Die VW-Tochter halbierte ihre Verkäufe.
„Den Markt für Plug-in-Hybride überlassen wir den inländischen Herstellern“, sagte ein Konzernsprecher von Audi, wie die „Automobilwoche“ berichtet. Weiter teilte er mit: „Wir werden in China keine weiteren Plug-in-Hybrid-Modelle mehr anbieten.“ Ausschlaggebend für diese radikale Entscheidung war ein deutlicher Absatzeinbruch der teilelektrischen Modelle.
Einzig Mercedes-Benz und Porsche verzeichnen in China geringe Zuwächse. Die Marktanteile der Deutschen bei Plug-ins sind zusammengerechnet von 34 auf sieben Prozent abgestürzt. Ihr Geschäft wurde absorbiert von chinesischen Herstellern wie BYD, Li Auto oder Aito, die drei Viertel der Zulassungen auf sich vereinen. BYD hatte im vergangenen Jahr mit 62 Prozent den größten Marktanteil.
Die Marktanteile der Plug-in-Hybride (PHEV) in China splittet sich unter den großen Herstellern wie folgt auf:
VW | 2,8 Prozent |
BMW | 1,3 Prozent |
Mercedes | 2,2 Prozent |
Audi | 0,2 Prozent |
Porsche | 0,7 Prozent |
Li Auto | 11 Prozent |
BYD | 62 Prozent |
Andere | 19,8 Prozent |
Preissenkung für Ladenhüter
Experten überrascht diese Entwicklung nicht. „Die Chinesen bieten mehr Substanz für weniger Geld“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research. Die Deutschen hätten sich dagegen zu stark als Verbrennerperfektionisten positioniert. Ihnen fehle die Glaubwürdigkeit bei elektrifizierten Fahrzeugen. Die chinesischen Konkurrenzmodelle verwandeln die deutschen Modelle oftmals in Ladenhüter.
Die Hersteller VW und BMW reagierten deswegen laut „Merkur“ in ganz China nun mit deutlichen Preisnachlässen von mehreren Tausend Euro für ihre PHEVs. Im Rahmen einer Rabattaktion bietet der VW-Konzern jetzt die Stromer ID.4 Crozz und ID.6 Crozz wesentlich günstiger an.
Der Rabatt beträgt pro Fahrzeug etwa 40.000 Yuan, was umgerechnet einer Vergünstigung von fast 5.500 Euro entspricht. Zwar seien die Angebote laut VW in China zeitlich begrenzt, ein Ablauftermin wird jedoch nicht genannt. Experten rechnen damit, dass die Preise angesichts des hart umkämpften Marktes so schnell nicht wieder steigen werden.
Noch mehr an der Preisschraube dreht BMW. Der Münchner Konzern sieht sich im fernöstlichen Land offenbar zu einem Rabatt von über 100.000 Yuan genötigt. Demnach ist dort die Elektrolimousine i3 jetzt etwa 13.500 Euro günstiger im Angebot als vorher. Weitere Nachlässe könnte es geben, wenn Kunden ihren Neuwagen bar bezahlen. Dadurch sinkt der reale Preis für den elektrischen BMW auf weniger als die Hälfte des ursprünglich veranschlagten Originalpreises.
Hybrid-Boom in China
Im ersten Quartal 2023 wurden auf dem chinesischen Markt gut 4,3 Millionen Neuwagen verkauft, so die Daten der China Passenger Car Association. Das ist ein Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2022, wie „Elektroauto-News“ berichtet. In den Gesamtverkäufen sind 891.000 reine Elektroautos (BEV) und 423.000 Plug-in-Hybride (PHEV) enthalten. Der Anteil der neu verkauften BEVs und PHEVs liegt wie im Vorquartal bei rund 31 Prozent.
Ebenso sank der Gesamtabsatz von 21,3 Millionen Autos im Jahr 2021 auf 20,7 Millionen Autos im Jahr 2022. Der Grund für den Absatzrückgang könnte die drastische Null-COVID-Politik des letzten Jahres sein, die auch die chinesische Wirtschaft und deren Pkw-Markt eingebremst hat. Möglich ist auch eine größere Sterbewelle in den vergangenen Monaten, von der einige Experten sprachen.
Trotz des Rückgangs des Gesamtabsatzes wächst in China der Anteil der Plug-in-Hybride und BEV weiter an. Im Vergleich zu 2020 stieg der Hybride-Anteil 2022 um 490 Prozent, der Anteil der BEV um 339 Prozent. Hingegen sank der Anteil der Verbrenner im gleichen Zeitraum um 19 Prozent.
Beachtlich ist dieses Wachstum deshalb, weil China eher wieder die Verbrenner zu fördern scheint. Durch Halbierung der Kaufsteuer (auf 5 Prozent) ist diese Antriebsart wieder interessanter geworden, berichtete „Elektroauto News“.
Der Absatz von BEVs und PHEVs blieb davon unbeeinflusst. Stattdessen verbesserte er sich sogar noch weiter, was viele Erwartungen übertraf. Von Januar bis November wurden in China 5,74 Millionen Autos mit Elektroantrieben verkauft, 105 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2021 belief sich das Verkaufsvolumen von BEVs und PHEVs auf 3,31 Millionen Einheiten. Das entsprach einem Anstieg von 183 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Asiatische Hybride drängen nach Deutschland
Für die deutschen Automobilkonzerne war das Konzept der Plug-in-Hybride enorm wichtig. Mit den Hybriden konnten sie noch über Jahre hinweg Verbrennungsmotoren produzieren und die bestehenden Montagelinien auslasten.
Das Konzept trägt allerdings aus wirtschaftlicher Perspektive Schwächen in sich. Hybride sind aufgrund der doppelten Antriebskosten bis zu zwanzig Prozent teurer als reine Diesel und Benziner. Sie rechnen sich daher meist nur mithilfe von Förderungen.
Weil deutsche Hybrid-Modelle im Vergleich größtenteils deutlich teurer sind, bietet sich gerade für asiatische Hersteller eine Möglichkeit, in Deutschland weitere Marktanteile einzusammeln.
Laut „Inside Digital“ kündigte jüngst die Hyundai Motor Group an, bis 2030 zu den Top drei der Elektrofahrzeughersteller gehören zu wollen. Dafür will das Unternehmen umgerechnet 16,3 Milliarden Euro investieren. Ihr erklärtes Ziel: bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts will Hyundai mehr als 30 Elektromodelle auf dem Markt anbieten können.
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