„In der Nacht eingesperrt und in eine Quarantäne-Einrichtung gebracht“

Seit Monaten hat China mit seiner Null-COVID-Politik die striktesten COVID-19-Maßnahmen weltweit. Die Unzufriedenheit der Chinesen scheint mit jedem Tag zu wachsen – ebenso die Zensur des Regimes. Nutzt die KP Chinas die Maßnahmen gar nur als Vorwand?
Titelbild
Chinesisches Gesundheitspersonal in Schutzanzügen in Peking (Archivbild).Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Epoch Times26. September 2022

In den Wochen vor dem nationalen Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) an dem 16. Oktober äußern die chinesischen Bürger offen ihre Unzufriedenheit über die strenge Null-COVID-Politik des Regimes. Ein Busunglück, das sich kürzlich in der Provinz Guizhou im Südwesten Chinas ereignete, hat den Zorn der Öffentlichkeit über die Regierungspolitik entfacht.

Am frühen Morgen des 18. September kamen 27 Menschen ums Leben, als sich das Fahrzeug auf einer Schnellstraße überschlug, das auf dem Weg in eine zentrale Quarantäne-Einrichtung war. Im Fahrzeug befanden sich 47 Fahrgäste, die negativ auf COVID-19 getestet worden waren, jedoch im selben Gebäude wie eine infizierte Person lebten.

Screenshot gegen die Null-COVID-Politik

Ein Screenshot eines in einem Gruppenchat geposteten Artikels, der die Null-COVID-Politik des Regimes verurteilt, hat in den sozialen Medien Chinas weite Kreise gezogen. Er stammt von Gao Yu, dem stellvertretenden Chefredakteur von Caixin, einem der wichtigsten Finanzmedien in China.

Er kritisiert offen, dass ein einziger Infektionsfall in China dazu führen kann, dass alle Bewohner eines Wohngebäudes zwangsweise unter Quarantäne gestellt werden und die gesamte Stadt abgeriegelt wird.

„Die Omikron-Variante hat in Guiyang, der Provinzhauptstadt von Guizhou, keine einzige Person getötet. Dafür hat sie die komplette 6-Millionen-Stadt unter Lockdown gestellt. 30.000 Menschen wurden unter Zwang unter Quarantäne gestellt. Fast 10.000 Menschen in andere Städte verlegt“, heißt es in dem Artikel. „Jetzt wurden 27 Menschen [beim Busunglück] getötet!“

Der Artikel endet mit einem heftigen Protest. „Entschieden gegen die landesweiten regelmäßigen PCR-Tests – Entschieden gegen Null-COVID-Maßnahmen – Entschieden gegen die Abschottung und Isolierung des Landes!“ Das chinesische soziale Medium Weibo blockierte den Screenshot des Artikels.

Informationen sind in China schwer zu bekommen

Während die westlichen Medien ausführlich über das Busunglück in Guizhou berichteten, sind Informationen in China rar. Ein chinesischer Anwalt mit dem Nachnamen Li sagte am 21. September gegenüber der Epoch Times: „Die Öffentlichkeit in China weiß nicht, dass viele Städte im ganzen Land abgeriegelt sind oder dass es infolgedessen zu Tragödien gekommen ist.“

„In China kann man darüber kaum Informationen in den Medien oder im Internet finden. Die Medien in Übersee wissen vielleicht auch nichts von diesen Vorfällen. … Es ist schwierig, Informationen, Fotos oder Videos darüber in China hochzuladen“, sagte er. „Wenn sie keine Apps haben, um die Internetzensur umzugehen, können sie die Informationen nicht veröffentlichen.“

In Kreisen von Anwälten und Regierungsangestellten glaube man, dass die Behörden COVID-19 als Vorwand benutzen. „Sie wollen vertuschen, dass die chinesische Wirtschaft im Abschwung ist und es große wirtschaftliche Probleme gibt“, fügte Li hinzu. „Viele Leute im System wissen sehr genau, dass es nicht um COVID geht. Die lokalen Behörden verschärfen die COVID-19-Kontrolle weiter und benutzen sie als Ausrede für die schlechte Wirtschaftslage“, sagte er.

Funktionär: „Die Leute beschweren sich alle“

Ein pensionierter Funktionär aus einer hochrangigen KPC-Familie in Peking erklärte gegenüber der Epoch Times, dass die Öffentlichkeit das Regime zwar auffordere, die Null-COVID-Politik zu beenden, die KPC-Beamten sie jedoch ignorierten.

„Ich kann nicht einmal Medikamente kaufen, wenn ich nicht innerhalb von 72 Stunden ein negatives PCR-Testergebnis vorweise. Die Leute beschweren sich alle [über die Maßnahmen]. Ich verstehe nicht, wovor die Regierung Angst hat. Hat sie Angst, dass die Menschen rebellieren, und sperren sie deshalb zu Hause ein?“, fragte der Ex-Parteifunktionär.

Er stellte auch die Qualität und Verlässlichkeit der PCR-Tests infrage. „Diese Nukleinsäuretests mit Wattestäbchen sind auch nicht sicher. Es sind spezielle Chemikalien enthalten. Haben sie auch Nebenwirkungen? Es ist ausweglos. Jetzt ist China in einer Sackgasse gelandet“, sagte er.

Unkontrollierte Macht

Zhang Hai ist ein Bürger aus Wuhan. Sein Vater starb 2020 an COVID-19. Er hat die KPC öffentlich aufgefordert, Informationen über den Ausbruch und Ursprung von COVID-19 zu veröffentlichen. Sie soll die Personen, die den Ausbruch in Wuhan Ende 2019 vertuscht haben, zur Rechenschaft ziehen.

Gegenüber Epoch Times sagte er, dass die Menschen mit den immer strengeren COVID-19-Maßnahmen nicht einverstanden seien. „Viele Menschen sind zu Hause eingeschlossen, ohne Lebensmittel oder Vorräte“, sagte er. Allerdings würden sie kaum gehört, weil die KPC die Kontrolle über das Internet verschärfe.

Der Unmut der Menschen wächst. Viele von ihnen haben die Erfahrung gemacht, mitten in der Nacht eingesperrt und in eine zentrale Quarantäne-Einrichtung gebracht zu werden.“

„Pekings Null-COVID-Politik zeigt, dass es nichts gibt, was Macht einschränkt. Und wenn man die Macht nicht in einen Käfig steckt, kann sie einen in einen Käfig sperren.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Chinese Openly Oppose Regime’s Zero-COVID Policy Ahead of CCP Party Congress (deutsche Bearbeitung mf)



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