Mädchen auf Schulweg entführt – vorbestrafter Sexualstraftäter schon zuvor mehrfach gesichtet

Das Grauen aller Eltern ereignete sich in dem kleinen Ort Edenkoben. Ein Schulkind wurde entführt und offenbar missbraucht. Dabei hatte man den Täter bereits mehrfach im Umfeld der Schulen gesichtet.
Viele Eltern bringen ihre Kinder aus Angst morgens zur Schule und holen sie später wieder ab.
Viele Eltern bringen ihre Kinder aus Angst morgens persönlich zur Schule und holen sie später wieder ab.Foto: Annette Riedl/dpa
Von 12. September 2023

Die CDU in Edenkoben fordert Aufklärung im Fall der Entführung eines Schulkindes in dem Ort durch einen vorbestraften Sexualstraftäter. Seit Wochen schon sei der Mann in der Nähe von Schulen und Kindergärten gesehen worden.

Auch die Schulleitung des vom aktuellen Fall betroffenen Gymnasiums hatte die Polizei über den Mann informiert. Schüler hatten den Verdächtigen mehrfach gesehen. Die Polizei hatte jedoch mitgeteilt, nichts machen zu können.

Der lokale CDU-Vorsitzende und Stadtrat Norbert Lingenfelder will nun von Schulamt und Polizei wissen, warum man weder die Bevölkerung noch die Stadt Edenkoben über die Gefahrenlage informiert hatte.

Die CDU will ebenfalls wissen, warum der mehrfach im Bereich von Schulen gesichtete vorbestrafte Sexualstraftäter sich weiterhin frei in der Nähe von Kindern bewegen konnte, ohne dass man von offizieller Seite die Eltern informiert hätte, berichtet der „Pfalz-Express“.

Gefährlicher Schulweg am Montagmorgen

Was war geschehen? Früher Montagmorgen in Edenkoben, einer Kleinstadt zwischen Heidelberg und Pirmasens, im Südosten von Rheinland-Pfalz. Auffällig verhalten habe sich der Audi-Fahrer, den eine Frau gegen 08:15 Uhr an diesem 11. September auf einer Straße in der Nähe des Gymnasiums in dem Weinort gesehen hatte.

Sie alarmierte die Polizei, die das Fahrzeug vor Ort nicht mehr antreffen konnte. Der zunächst unscheinbare Fall nahm gegen 09:00 Uhr eine unerwartete Wendung, als eine 10-jährige Schülerin der 5. Klasse als vermisst gemeldet wurde.

Der Vater des Kindes hatte sich bei der Polizei gemeldet, als seine Tochter nach dem Schulweg nicht in der Schule angekommen war. Nach Angaben von Polizeisprecher Thorsten Mischler vom Polizeipräsidium Rheinpfalz wurden umgehend entsprechende Fahndungs- und Suchmaßnahmen eingeleitet.

Wilde Verfolgungsjagd mit mehreren Unfällen

„Im Zuge dieser Fahndungsmaßnahmen stellten Polizeikräfte den Audi gegen 09:40 Uhr auf der L516 bei Maikammer fest und verfolgten diesen über die A65 in Fahrtrichtung Kandel!“, schilderte Polizeisprecherin Konstanze Hinze den Beginn einer rasanten Verfolgungsjagd, bei der sich der tatverdächtige Audi-Fahrer „grob verkehrswidrig und rücksichtslos“ verhalten habe und teils mit hoher Geschwindigkeit geflüchtet sei.

Infolge der rabiaten Jagd kam es zu mindestens drei Verkehrsunfällen und weiteren Gefährdungen von Verkehrsteilnehmern durch den Audi-Fahrer. Schließlich konnte die Polizei den Audi auf der B9 im Bereich Kandel-Süd stoppen.

Im Fahrzeug entdeckten die Einsatzkräfte neben dem 61-jährigen geflüchteten Fahrer das vermisste Schulkind. Die Polizisten mussten den Fahrer unter Gewaltanwendung aus dem Auto holen, fesseln und festnehmen, wobei der Mann verletzt wurde.

Entführung und sexueller Missbrauch

Noch am Nachmittag wurde der Mann dem Haftrichter am Amtsgericht Landau vorgeführt. Die mittlerweile involvierte Leitende Staatsanwältin Möhlig aus Landau erklärte in einem Statement, dass der Mann hierbei eingeräumt habe, sich des Mädchens bemächtigt zu haben.

Mehr habe er nicht dazu gesagt. „Gegen ihn besteht nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen der dringende Tatverdacht, das Mädchen in seine Gewalt gebracht und sexuell missbraucht zu haben“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Landau. Die Untersuchungshaft wurde am Montag noch angeordnet.

Wie dem Statement zu entnehmen war, hatte der Täter das Mädchen gegen 07:45 Uhr auf seinem Schulweg an der Luitpoldstraße abgepasst und ins Auto gezerrt. Dann raste der Mann über Feldwege davon. Der Mann soll vorher bereits als Sexualstraftäter in Erscheinung getreten sein.

Weitere Angaben zur Tat und zu den Vorstrafen des Mannes und seinem Hintergrund machten die Behörden zur Stunde nicht. Was hatte sich in der Zeit von der Entführung des Kindes bis zur Meldung durch eine Zeugin um 08:15 Uhr und im weiteren Verlauf, dem Beginn der Verfolgungsjagd ab etwa 09:40 Uhr ereignet?

Zeugenhinweise erbeten

Die Kriminalpolizei Landau hat die Ermittlungen übernommen. Eine eingerichtete SOKO untersucht nun die Hintergründe. Derzeit werden noch Zeugen und auch geschädigte Verkehrsteilnehmer gesucht, die Angaben zum Geschehen machen können. Die Polizei fragt:

  • Wer kann Hinweise zu der Tat geben?
  • Wer hat heute Morgen zwischen 07:00 und 09:40 Uhr einen grünen Audi A4 mit NW-Kennzeichen in Edenkoben und Umgebung gesehen?
  • Wer hat die Flucht beobachtet oder wurde durch das Fahrverhalten gefährdet bzw. geschädigt?

Hinweise werden unter der Telefonnummer 06341-2870 entgegengenommen.

Kindesentführungen – oft ein Tabuthema

Wie der SWR berichtet, hatte es in Ende August in Maikammer, einer Nachbargemeinde von Edenkoben, Ermittlungen der Polizei zu einem Fall gegeben. Dabei soll ein 10-jähriger Junge von einem unbekannten Mann angesprochen worden sein, der ihm Süßigkeiten angeboten haben soll. Die Mutter des Jungen machte den Vorfall im Internet publik.

Gerüchte kursierten in den sozialen Medien, dass es sich um einen Sexualstraftäter handeln soll. Die Mutter meldete den Fall der Polizei. Den Angaben zufolge sei nicht bekannt, ob weitere Ermittlungsergebnisse dazu vorliegen. Unbekannt ist auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt.

Im Juli berichtete die Epoch Times aus erster Hand von einem versuchten Entführungsfall in Österreich. Mindestens zwei Männer versuchten einen Jungen (10) in einen Kastenwagen zu ziehen. Das Kind konnte entkommen und alarmierte die Lehrer in der Schule. Die Polizei stufte den Fall als „versuchte Kindesentführung“ ein und vermutet Pädophilie als Hintergrund.

Dass das Thema Entführung von Kindern brandaktuell ist, zeigt der Film „Sound of Freedom“ in den USA. Dort stürmte die auf wahren Ereignissen beruhende Produktion die Kinokassen und verdrängte die gängigen Hollywood-Produktionen wie die neue Arielle-Version oder die Fortsetzungen von Indiana Jones, Spiderman oder Transformers.

Jahrelang hatten die Filmemacher vergeblich versucht, die Vertriebsrechte zurückzubekommen, den Film aus Disneys Schubladen zu holen und in die Kinos zu bringen. Erst als die kleinen Angel Studios aus Utah es schafften, genügend Geld von ihren Crowdfunding-Investoren zu sammeln, konnte man den Film übernehmen und am Independence Day, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli, in die Kinos zu bringen.



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