Wolkenkratzer und Stadtleben heben Stress auf neues Level
Betonwüste und Wolkenkratzer begünstigen Stress, während ruhige Straßen die Kreativität fördern. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der australischen Bond University an der malerischen, und doch städtisch-hektischen Goldküste.
Dazu untersuchten Oliver Baumann, Assistenzprofessor für Psychologie, und Briana Brooks-Cederqvist die körperlichen Reaktionen in verschiedenen Umgebungen in Australiens sechstgrößter Stadt. Mehr als eine halbe Million Menschen leben in dem über die Grenzen bekannten Surfer-Paradies an der Ostküste des Kontinents. 34 von ihnen standen den Forschern als Probanden zur Verfügung.
Im Rahmen ihrer Mitte Mai veröffentlichten Studie maßen sie vor allem die Herz- und die Hirnfrequenz. In Kombination mit einem Fragebogen über das Befinden der Teilnehmer an den jeweiligen Orten stellte sich heraus, dass sie sich in Gebieten mit höherer Bevölkerungsdichte deutlich gestresster fühlten.
Ständige Wachsamkeit hemmt Kreativität
„Frühere Studien darüber, wie Menschen auf städtische Umgebungen reagieren, haben sich weitgehend auf die Selbsteinschätzung der Teilnehmer gestützt“, sagte Dr. Baumann. „Das lässt immer Raum für subjektive Verzerrungen.“ Um dies auszuschließen, griffen er und seine Kollegin auf tragbare Herzmonitore und Geräte zur Messung der Hirnaktivität zurück. Die kleinen Geräte ermöglichten ihnen außerdem, Daten derselben Personen in unterschiedlichen Umgebungen aufzuzeichnen.
„Da wir neben den Fragebögen auch diesen physischen Beweis zur Verfügung hatten, konnten wir die Auswirkungen der verschiedenen Umgebungen auf das Stress- und Komfortniveau der Menschen objektiv feststellen“, so Dr. Baumann weiter.
Auffällig war dabei, dass in weniger dicht bebauten und besiedelten Umgebungen das subjektive Wohlbefinden stieg, während die negative Stimmung und die Herzfrequenz abnahmen. Das zeige laut den Forschern, dass die Menschen entspannter waren. Darüber hinaus deutete die aufgezeichneten Hirnaktivitäten auf einen konzentrierteren und kreativeren Geisteszustand hin.
„Hierfür gibt es mehrere mögliche Erklärungen“, erklärte Dr. Baumann. „In dichter bebauten Gebieten können Menschen diese als gefährlicher wahrnehmen, weil es dort weniger Freiraum und mehr Verkehr gibt, was ihre Wachsamkeit und ihre Angstreaktion erhöhen kann“, sagte er. „In einem offeneren Gebiet sind diese Gefühle geringer, und das haben wir auch bei den Messungen der Gehirnaktivität gesehen.“
Nach unten keine Grenzen
Während die Einflüsse der Umgebung insbesondere am Arbeitsplatz bereits oftmals berücksichtigt werden, sehen Baumann und Brooks-Cederqvist Anwendungsfelder ihres neuen Wissens vor allem bei Stadtplanern und Entwicklern von Wohngemeinschaften. Diesen könnten die Ergebnisse Anhaltspunkte und Möglichkeiten bieten, eine auf den Menschen ausgerichtete Gestaltung anzustreben.
„Die Studie hat sehr deutlich gezeigt, wie städtische Umgebungen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen beeinflussen können.“ Ihre Arbeit bietet laut Dr. Baumann damit „eine echte Chance, die Gestaltung von Städten, öffentlichen Räumen und Wohnanlagen zu beeinflussen.“
Bislang konzentriere man sich in diesem Kontext beispielsweise eher auf ein Wasserspiel oder farbige Wände. Die bewusste Gestaltung könnte indes Bauherren – privaten wie öffentlichen – Gelegenheit bieten, Mehrwert zu schaffen und die Langlebigkeit ihrer Projekte zu steigern. „Die Schaffung von Orten, von denen wir wissen, dass die Menschen dort leben und auch bleiben wollen, kann dazu beitragen, die Risiken zu verringern, die mit großen finanziellen Investitionen verbunden sind, und [damit] deren langfristigen Wert zu steigern.“
Denn, so Dr. Baumann weiter, „die tragbare und flexible Ausrüstung, die wir für die Datenerfassung verwendet haben, eröffnet die Möglichkeit, dies auch auf einer ziemlich granularen Ebene zu tun. Es gibt keinen Grund, warum sie nicht als Teil eines Planungsprozesses bei der Gestaltung eines Wohngebiets oder einer Gemeinde verwendet werden könnte.“
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