Wie übertriebene Hygienemaßnahmen das Immunsystem verwirren
In der aktuellen Pandemie rücken sowohl Hygienemaßnahmen, als auch das körpereigene Immunsystem in den Fokus. Durch ein starkes Immunsystem verlaufen ein Großteil der Virusinfektionen mild oder es kommt gar nicht erst zu einer Infektion. Während durch angemessene Hygiene das Immunsystem unterstützt wird, können übertriebene Hygienemaßnahmen bei Immunzellen zur Verwirrung führen.
Ohne mit Keimen und Krankheitserregern konfrontiert zu sein, kann das Immunsystem nicht mehr zwischen normalen und schädlichen Substanzen unterscheiden. Die Folge können allergische Reaktionen und dadurch im Endeffekt, beim Kontakt mit tatsächlich schädlichen Substanzen, ein geschwächtes Immunsystem sein.
Prof. Dr. Lothar Rink, Direktor des Instituts für Immunologie am Uniklinikum Aachen sagt dazu: „Wir müssen uns unser Immunsystem wie eine Armee vorstellen. Wenn diese nicht in Übung ist, wird sie schlecht oder macht einen Putsch.“
Ein starker Schutz: Das körpereigene Immunsystem
Wichtige Bestandteile von Barrieresystemen und Immunschutz sind die äußere Hautschicht, Speichel, Schleimhäute, Leber, die Darmflora und das lymphatische System. Erkennt der Körper krankmachende Stoffe, schüttet er zuerst Interferone aus. Interferone sind spezielle Proteine, die antiviral wirken und andere Zellen des Immunsystems anregen. Dadurch werden Makrophagen und Leukozyten, wie zum Beispiel Neutrophile Granulozyten, ausgeschüttet. Diese versuchen bereits infizierte menschliche Zellen auszusortieren, um eine Infektion abzuschwächen oder zu vermeiden.
Zudem werden vermehrt B-Lymphozyten gebildet, welche wiederum Antikörper gegen den Erreger bilden. In den meisten Fällen kann ein starkes Immunsystem einen großen Teil der Krankheitserreger abwehren oder beim Ausbruch der Krankheit dafür sorgen, dass man nach wenigen Tagen wieder gesund wird.
Zusammenbruch oder Überreaktion des Immunsystems
Allerdings funktioniert dies nicht immer so reibungslos. Aus verschiedenen Gründen kann es zu einem Zusammenbruch oder einer Überreaktion des Immunsystems kommen.
Gründe, warum das Immunsystem zusammenbricht, sind meist Vorerkrankungen oder Entzündungen im Körper, die das Immunsystem chronisch beschäftigen. Dadurch kann es sich nicht vollständig auf akute Krankheitserreger fokussieren. Eine Rolle spielt dabei auch die Anzahl an Viren oder Keimen, die in den Körper eindringen.
„Dabei kommt es dann tatsächlich auf die Zahl der Viren an, die gleichzeitig eindringen, weil man zum Beispiel in einem geschlossenen Raum angehustet wird. Oder, weil die Viren sich im Körper sehr schnell reproduzieren könnten“, sagt Professor Rink in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. Damit kann in einem geschlossenen Raum mit einem Mund-Nasen-Schutz entgegengewirkt werden.
Auf die Frage, ob Mundschutz oder übermäßige Hygiene die Reaktion des Immunsystems schwächen, sagt der Mediziner, dass es eher zu einer Überreaktion kommt, also Allergien gefördert werden.
Während einer allergischen Reaktion ist auch das Immunsystem mit einem Erreger beschäftigt, der eigentlich harmlos ist, kann dann aber auf wirklich krankmachende Substanzen gleichzeitig nicht in vollem Ausmaß reagieren.
Schädigung der Hautbarriere durch Desinfektionsmittel
Obwohl Schmierinfektionen bei dem neuartigen Coronavirus eher eine untergeordnete Rolle spielen, kann die häufige Verwendung von Desinfektionsmitteln die natürliche Hautbarriere schädigen. Durch oft durchgeführte Handreinigung oder die Verwendung falscher Reinigungsprodukte kann es zum Austrocknen der Haut bis hin zu offenen Stellen kommen. Schadstoffe und Keime können dann leichter eindringen.
Daher sollte das Desinfizieren der Hände mit Bedacht und vor allem gemeinsam mit ausreichender Pflege durchgeführt werden.
Wie man das Immunsystem stärken kann
Damit das Immunsystem auch weiterhin gute Arbeit leisten kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten, es zu stärken. Effektive Methoden dafür sind Sport, gesunde Ernährung, weniger Stress und Meditation. Studien untersuchten, wie verschiedene Yoga- und Meditationsübungen das Immunsystem stärken können. Besonders starke Effekte auf zellulärer Ebene zeigte in mehreren Studien die spirituelle Meditationspraxis Falun Dafa, die bei den Praktizierenden zu signifikant erhöhten Werte an Interferon und Neutrophilen Granulozyten führten. Dies sind Immunzellen, die in der ersten Phase der Immunantwort die Aufgabe haben, den Ausbruch einer Krankheit zu verhindern.
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