Vorsicht Verwechslungsgefahr!

Lernen mit Hindernissen - wider die Gedächtnishemmung oder where is who?

Am Wochenende saß ich abends vor meinem Grillteller und konnte nur noch an eines denken: das Prinzip der Ähnlichkeitshemmung, nach dem Entdecker Ranschburg auch Ranschburgsche Hemmung genannt. Dieser hat bereits 1905 herausgefunden, dass es eine Gedächtnishemmung gibt, wenn ähnliche Inhalte kurz hintereinander gelernt werden und bietet somit eine einfache Erklärung für das Verwechslungschaos. Das Beste daran ist, fast immer gibt es eine ganz einfache Lösung.

Doch zurück zum Grillteller: Ein gemütlicher Abend unter Freunden. Klaus erzählt uns von seinem Arbeitsaufenthalt in Venedig und kommt darauf zu sprechen, dass er endlich verstanden habe, wann man ,,scusi“ und wann ,,scusa“ sagt. Beides bedeutet ,,Entschuldigung“, nur dass es im Italienischen unterschiedliche Formen des Wortes für die höfliche Ansprache eines Fremden und die eines Freundes oder Bekannten gibt. Klaus hatte diese Formen immer verwechselt, bis ihm erklärt wurde, wie es richtig ist. Jetzt hat er zwar das Prinzip verstanden – verwechselt die Formen aber weiterhin! Auch die Gäste des Abends fragen bereits direkt nach seinem Ausflug in die italienische Grammatik nach. Das eine bei höflicher Anrede, das andere unter Bekannten, aber welches war noch mal welches?  Klaus erklärt alles geduldig noch einmal – und behauptet genau das Gegenteil von dem, was er zuvor gesagt hatte. Die Verwirrung ist komplett! Ich mache jede Wette, dass keiner der Gäste jetzt mehr mit Sicherheit sagen könnte, wann man, „scusi“, wann „scusa“ benutzt.

Die Hälfte zu lernen, hat doppelten Effekt

Ganz ehrlich, wer hat nicht irgendwann in den Anfängen des Englischlernens ,,who (wer)“ und where (wo)“ verwechselt? Das wäre Ihnen nicht passiert, hätte der Englischlehrer zunächst Fragen mit ,,where“ eingeführt und geübt, bis auch der letzte Schüler sicher weiß:  ,,Where are you from?“  heißt ,,Woher kommst du?“. Erst dann darf das Fragewort ,,who?“ auftauchen – eingeführt mit einem lustigen Promi-Quiz ,,Who is who?“. So werden die beiden Wörter von vorneherein verschiedenen Kontexten zugeordnet, die Gefahr einer Verwechslung ist gering. Auch wenn Sie sich Jahreszahlen, Fremdwörter oder Namen zu einem bestimmten Sachverhalt merken wollen, gilt: ,,Weniger ist mehr“. Erst wenn das eine im Gedächtnis verankert ist, kann das nächste dazukommen. So bietet das bereits Gelernte eine Art Gerüst für Neues, statt dieses zu stören.

Erst die Regel, dann die Ausnahme

Leider ist es bis heute gängige Praxis, Schüler vor solche Aufgaben zu stellen wie ,,ie oder ih?“, ,,x oder ks“, ,,v oder f“. Am Ende sitzen verzweifelte Grundschullehrer vor Sätzen wie: ,,Dih Hekse ferhekste die Vliehge“. Kein Kind würde diese Fehler machen, hätte man ihm zunächst die Regel, die häufigere Schreibweise beigebracht und dann irgendwann später die wichtigsten Wörter mit x, v und Dehnungs-h lernen lassen. Zum Glück kommt man in den meisten Fällen irgendwann ganz automatisch dazu, sich die Ausnahmen zu merken und die Regeln zu wissen. Nur wenn man dann selbst Kinder hat oder anderen Menschen etwas beibringen möchte, fängt der Ärger oft von vorne an.

Zu guter Letzt hilft eine Eselsbrücke

Manchmal lässt es sich einfach nicht vermeiden, Ähnliches zeitnah zu lernen. Wenn in Ihrer Firma zwei neue Kolleginnen anfangen, die eine heißt Meding, die andere Metzing, müssen Sie der Sache auf den Grund gehen. Vielleicht hat Frau Metzing immer Wurst vom Metzger dabei, während Frau Meding Vegetarierin ist? Oder der Mann von Frau Meding ist Dr. med.? Mit wohlüberlegten Eselsbrücken lassen sich auch fest in Ihrem Hirn verankerte Verwechslungsprobleme ausrotten. Mein Mann war bei jeder Anfahrt einer Tankstelle von der Frage getrieben, rechts oder links? Mist, wo ist noch mal der Tankdeckel. Ich brachte ihn auf die Idee mit der Eselsbrücke und fand sogleich eine: ,,Ich fahre, ich tanke, ich bin der Chef“ –  das hat er sich gemerkt. Wo unser Tankdeckel ist, wissen Sie jetzt hoffentlich auch!

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