Vegane Ernährung für Hunde: Gesund oder gefährlich?
Hunde sind bekanntlich überwiegend Fleischfresser. Dennoch entscheiden sich immer mehr Hundebesitzer aus unterschiedlichen Gründen für eine vegane Ernährung ihres Tieres. Dass diese Ernährung den Vierbeinern bekömmlich ist und es ihnen damit sogar pudelwohl geht, vermitteln mehrere Studien.
In einer 2022 erschienenen Studie von Forschern der Universität Winchester, England, heißt es beispielsweise, dass veganes Futter „die gesündeste und am wenigsten gefährliche Ernährungsweise für Hunde ist“1. Außerdem habe diese Ernährung enorme Vorteile für die Umwelt und das Klima, wie eine zweite Studie aus dem Jahr 2023 aufzeigte. „Wenn alle Hunde der Welt vegan leben würden, würde dies mehr Treibhausgase einsparen, als das Vereinigte Königreich ausstößt“, so die Forscher.2
Nun äußern die Forscher der Universität Liverpool um Richard Barrett-Jolley, Professor für Neuropharmakologie, Kritik an diesen Studien. So würden diese Pro-vegan-Studien lediglich auf persönliche Erfahrungen und Meinungen von Hundebesitzern fußen, die meist keine Mediziner oder Biologen sind. Daher könnten sie nicht einschätzen, ob die vegane Ernährung mit der wahrgenommenen Gesundheit ihres Hundes im Zusammenhang steht. Barrett-Jolley und seine Kollegen sehen diesbezüglich nur eine „minimale Verbindung“.
Einseitige Beobachtung der Hunde
Bereits die Art und Weise, wie die Pro-vegan-Studie von 2022 angelegt wurde, sei sehr einseitig gewesen. So gaben in einer Online-Umfrage die Hundebesitzer neben Informationen zu sich auch jene zu ihren Hunden an: unter anderem die Art des Hundefutters, Anzahl der Tierarztbesuche und die Verwendung von Medikamenten.
Aus diesen Daten wurde schließlich geschlossen, dass die Vierbeiner, die rohes Fleisch oder veganes Futter erhielten, offenbar gesünder waren als jene, die konventionelles Futter erhielten.
„Es war deutlich, dass sich die Studie ausschließlich auf Befragungsdaten der Besitzer stützte. Das Studiendesign kann demnach nur eine mögliche Korrelation und keine Kausalität zwischen der Art der Ernährung und der Gesundheit des Hundes aufweisen. Mit anderen Worten: Die Schlussfolgerung, dass ‚eine ernährungsphysiologisch einwandfreie vegane Ernährung die gesündeste und am wenigsten gefährliche Wahl für Hunde ist‘, ist nicht zutreffend“, erklärt Alex German, Professor für Kleintiermedizin.
„Außerdem wurden bei den statistischen Analysen die Auswirkungen möglicher Störfaktoren durch andere Variablen wie Alter und Rasse der Hunde und Variablen der Besitzer wie Alter, Geschlecht, Bildung und Ernährung nicht untersucht“, ergänzt German.
Aus diesem Grund nahmen sich die Forscher den ursprünglichen Datensatz der Studie von 2022 vor und untersuchten ihn erneut. „Wir wissen, wie ernst Besitzer die Gesundheit ihres Tieres nehmen. Durch die erneute und genauere Untersuchung dieser Daten waren wir in der Lage, differenziertere Erkenntnisse zu gewinnen“, sagte Barrett-Jolley.
Von „gut“ zu unklar
Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher die Aussagen der Besitzer zur Gesundheit ihres Hundes unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren3. Es zeigte sich, dass die eingeschätzte Gesundheit des Hundes stark mit dem Alter des Tieres verbunden war. Weiterhin spielten das Alter des Besitzers, die Ausbildung des Besitzers und die Hunderasse eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Hundegesundheit.
Doch egal welche Modellierung die Forscher wählten – ob mit oder ohne Berücksichtigung der tierärztlichen Versorgung –, ein Zusammenhang zwischen der angenommenen guten Gesundheit des Hundes und der Fütterung von veganem Futter war kaum erkennbar.
„Entscheidend ist, dass wir keine eindeutige Schlussfolgerung darüber ziehen können, welche Art von Ernährung für Hunde tatsächlich am besten ist. Dies war aufgrund der Art des ursprünglichen Datensatzes und des Studiendesigns nie möglich. Wir konnten jedoch feststellen, dass andere Faktoren als die Ernährung stärker mit der Meinung der Besitzer über die Gesundheit ihres Hundes verbunden sind“, so Richard Barrett-Jolley abschließend.
Die aktuelle Studie von Barrett-Jolley und German stützt die früheren Behauptungen einer „ernährungsphysiologisch einwandfreien veganen Ernährung“ zum derzeitigen Forschungsstand demnach nicht.
Letztendlich ist rein statistisch nicht zu unterscheiden, ob ein Tierarztbesuch wegen Krankheit oder zur Vorsorge erfolgte. Ein übermäßig vorsichtiger Hundebesitzer könne so leicht den Eindruck eines besonders kranken Hundes erwecken. Vielleicht findet Herrchen aber auch nur die Sprechstundenhilfe nett. Ob veganes Futter für Hunde und Katzen gesundheitlich wirklich gut ist, müssen demnach künftig gut angelegte und von Tierärzten begleitete Studien zeigen.
Quellen und Literatur:
1 Knight et al. (2023); doi.org/10.1371/journal.pone.0291214
2 Knight (2023); doi.org/10.1371/journal.pone.0291791
3 Barrett-Jolley et al. (2024); doi.org/10.1371/journal.pone.0280173
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion