Fungi für Anfänger: Pilze sprechen eine eigene Sprache und Hunde verstehen Dinge
Laut englischen Wissenschaftlern senden Enoki-Pilze reichhaltige Signale elektrischer Aktivität aus. Diese können als Sprache interpretiert werden – mit Wörtern und Sätzen, die Ähnlichkeiten zu Englisch und Schwedisch haben.
Doch nicht nur Pilze und Pflanzen senden elektrische Impulse aus, die denjenigen des menschlichen Nervensystems ähneln, sondern auch Hunde. Und letztere können viel mehr, als sie es uns Menschen glauben lassen wollen.
Die Welt der Pilze verstehen
In einem Versuch, die Kommunikation der Pilze zu entschlüsseln, untersuchten Forscher um Professor Andrew Adamatzky von der University of West England in Bristol die elektrischen Signale der Pilze und stellten fest, dass es sich dabei um eine Sprache handelt. Anschließend charakterisierten sie die Sprache der Pilze anhand der Länge der „Wörter“ und der Komplexität der „Sätze“.
Die Forscher räumen zwar ein, dass es sich bei dem Aussenden der elektrischen Spitzen „nur um ein Phänomen handeln könnte“, jedoch ähneln sie den Mustern und Eigenschaften der Nervensysteme von Wirbeltieren.
Mit ihrem Vorhaben wollen die Forscher zeigen, dass Pflanzen nicht nur kalte Objekte ohne Leben und Gefühle sind. Vielmehr haben sie es verdient, als lebende Wesen anerkannt zu werden, so wie ihnen Wert und Würde zugesagt wird. Unterstützt werden die Forscher von der wachsenden Zahl von Studien, die die „Sprachen von Lebewesen ohne Nervensystem und von Wirbeltieren“ aufzeigen.
Karl von Frisch, österreichischer Nobelpreisträger und Erforscher der Bienensprache, lieferte bereits vor Jahrzehnten den Beweis für „chemische Wörter“ in der Insektenwelt. Außerdem zeigten ähnliche Studien, dass auch Pflanzen eine Sprache haben.
„Die Kommunikationsprozesse von Pflanzen werden als eine primäre zeichenvermittelte Interaktion und nicht als einfacher Informationsaustausch angesehen“, so die Autoren in ihrer Studie.
Auf ein Wort
Im Labor steckten sie Paare von iridiumbeschichteten Edelstahlnadeln in von Pilzen besiedelte Objekte wie Holz und Früchte oder direkt in Pilze, um elektrische Spannungsspitzen zu messen. Diese wurden schließlich für die weitere sprachliche Analyse zu Spitzenfolgen zusammengefasst.
Um die Sprache zu entschlüsseln und festzustellen, dass es sich um mehr als nur ein Phänomen handelt, mussten Adamatzky und seine Kollegen die Verteilung von Wortlänge und Komplexität in den Sätzen der vorgeschlagenen „Pilzsprache“ charakterisieren.
Sie untersuchten mit Australischen Geisterpilzen, Enoki-Pilzen, den Gemeinen Spaltblättlingen und den Chinesischen Raupenpilzen insgesamt vier verschiedene Arten. Innerhalb dieser vier Arten isolierten die Forscher dann unterschiedliche Muster.
Während von allen Arten die Raupenpilze die niedrigste durchschnittliche Häufigkeit von Spitzen aufwiesen, zeigten die Enoki-Pilze „ein reiches Spektrum an unterschiedlichen Mustern elektrischer Aktivität“, so die Autoren.
„Werden die ausgefeilten Muster elektrischer Aktivität von Pilzen genutzt, um Zustände des Myzels und seiner Umgebung mitzuteilen und Informationen in den Wurzelnetzwerken zu übertragen und zu verarbeiten? Gibt es eine Sprache der Pilze?“, fragten sie sich.
Um diese Frage zu beantworten, untersuchten sie eine Reihe von sprachlichen Phänomenen. Mithilfe dessen konnten Wissenschaftler schon früher die Symbole der Pikten, einem keltischen Volk aus römischer Zeit in Schottland, „erfolgreich“ als Sprache entschlüsseln.
Sprechen Pilze Englisch, Schwedisch oder Dialekt?
Die entdeckten Spitzenfolgen, die als lange Strichcodes von Informationen ausgegeben werden, wurden von den Forschern in Zeichentypen quantifiziert. Aus diesen Aufzeichnungen bestimmten sie danach die Größe des Wortschatzes.
Es zeigte sich, dass die Verteilung der „Wörter“ vorhersehbaren Werten folgte. Mit ihrer Aneinanderreihung sehen sie denen der Sprachen Englisch und Schwedisch verblüffend ähnlich, so die Autoren. Auch vom Russischen oder Griechischen unterscheiden sie sich nicht so stark.
Um die Satzstruktur der Pilzsprache zu entschlüsseln, wurden verschiedene Algorithmen eingesetzt und eine Komplexitätsschätzung erstellt, um jegliche Zufälligkeit in den Daten auszuschließen. Auf Grundlage der Ergebnisse glauben die Forscher, dass es durch die Messung der Komplexität der Pilzsprachen mithilfe ihrer Algorithmen sogar möglich sein könnte, „Dialekte verschiedener Pilzarten“ zu unterscheiden.
Doch bevor die Frage nach Dialekten aufkommen kann, müssen sich die Forscher sicher sein, dass Pilze tatsächlich eine eigene Sprache besitzen. Laut den Forschern könnte dieser Nachweis künftig auf drei verschiedene Wege erfolgen:
Erstens könnten Forscher die Variationen zwischen den Arten und die „grammatikalischen Unterschiede“ genauer untersuchen, indem sie die Zahl der Arten erhöhen. Zweitens müssten grammatikalische Konstruktionen – sofern vorhanden – identifiziert und Interpretationen zur Satzstruktur vorgenommen werden. Drittens könnte eine gründliche und detaillierte Klassifizierung der Pilzwörter anhand der Spitzenfolgen vorgenommen werden.
„Allerdings sollten wir keine schnellen Ergebnisse erwarten, denn wir haben noch nicht einmal die Sprache von Katzen und Hunden entschlüsselt, obwohl wir seit Jahrhunderten mit ihnen zusammenleben. Außerdem steckt die Erforschung der elektrischen Kommunikation von Pilzen noch in den Kinderschuhen“, so die Wissenschaftler abschließend.
Hunde verstehen Gegenstände …
Zumindest in puncto Hund sind ungarische Forscher einen Schritt weitergekommen. Es ist keine Überraschung, dass Hunde lernen können, sich zu setzen, wenn Herrchen oder Frauchen „Sitz!“ rufen. Eine aktuelle Studie hat indes unerwartet gezeigt, dass Hunde im Allgemeinen auch wissen, dass bestimmte Wörter für bestimmte Objekte stehen.
Aufzeichnungen ihrer Gehirnaktivität deuten darauf hin, dass Hunde, wenn sie bestimmte Wörter hören, eine passende mentale Repräsentation in ihrem Kopf aktivieren und diese so mit einem Gegenstand in Verbindung bringen.
„Hunde reagieren nicht nur mit einem erlernten Verhalten auf bestimmte Wörter“, sagt Marianna Boros von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. „Sie kombinieren das Wort nicht nur aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs mit einem Objekt, ohne die Bedeutung dieser Wörter wirklich zu verstehen, sondern sie aktivieren eine Erinnerung an ein Objekt, wenn sie dessen Namen hören.“
… auch wenn sie es nicht zugeben wollen
In bisherigen Tests wie der Aufforderung, einen bestimmten Gegenstand zu bringen, schienen die Vierbeiner ihre Begabung nicht unter Beweis gestellt zu haben. So schnitten in der Regel nur wenige Hunde gut ab, was Forscher häufig unter einen Zufallstreffer verbuchten.
Ob dies wirklich der Fall ist, wollten die ungarischen Forscher schließlich genauer untersuchen, indem sie die Gehirnaktivität der Tiere maßen. In ihren Studien ließen sie 18 Hundebesitzer Wörter für Spielzeuge sagen, die ihre Hunde kannten, und ihnen dann die Objekte präsentieren. Manchmal präsentierten sie das passende Spielzeug, während sie ein anderes Mal ein Objekt präsentierten, das nicht dazu passte.
Die Ergebnisse der Gehirnaufzeichnungen zeigten ein anderes Muster im Gehirn, wenn den Hunden ein passendes Objekt gezeigt wurde als ein nicht passendes. Dies entspricht dem, was Forscher bei Menschen beobachtet haben, und wird allgemein als Beweis dafür angesehen, dass sie die Wörter verstehen. Dies hänge jedoch nicht von der Anzahl der bekannten Wörter ab.
„Es spielt keine Rolle, wie viele Objektwörter ein Hund versteht. Diese Fähigkeit scheint bei Hunden generell vorhanden zu sein und nicht nur bei einigen außergewöhnlichen Individuen, die die Namen vieler Objekte kennen“, fügt Boros hinzu. „Hunde verstehen mehr, als sie zu erkennen geben. Sie lernen nicht nur ein bestimmtes Verhalten zu bestimmten Wörtern, sondern sie könnten tatsächlich die Bedeutung einzelner Wörter verstehen, so wie wir Menschen es tun.“
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