Roter Riese Beteigeuze war vor 2.000 Jahren noch gelb
Einem Astrophysikteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Kollegen ist es erstmals gelungen, den Farbwechsel eines Sterns zeitlich präzise einzuordnen. Sie ermittelten mit Hilfe mehrerer historischer Quellen, dass Beteigeuze – der helle rote Riesenstern aus dem Sternbild Orion – vor rund 2.000 Jahren noch gelb-orange war. Über ihre Forschungsergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“.
Doch wie geht der Farbwechsel bei Sternen vonstatten? Schlüsselfaktor ist die fortschreitende Kernfusion im Innern des Sterns, was zur Veränderung seiner Helligkeit, Größe und Farbe führt. Die Astrophysik kann aus diesen Eigenschaften deshalb wichtige Informationen etwa zum Alter oder zur Masse eines Sterns herauslesen. Sterne mit deutlich mehr Masse als der Sonne sind blau-weiß oder rot. Der Übergang zu Rot via Gelb und Orange geschieht für astronomische Verhältnisse dabei relativ rasch.
Beteigeuze in antiken Quellen aus aller Welt
Der chinesische Hofastronom Sima Qian schreibt etwa um 100 vor Christus über Sternfarben: Weiß ist wie Sirius, Rot wie Antares, Gelb wie Beteigeuze, Blau wie Bellatrix. „Man kann aus seinen Angaben also schließen, dass Beteigeuze damals in der Farbe zwischen den blau-weißen Sirius und Bellatrix und dem rötlichen Antares gelegen haben muss“, erläutert Prof. Dr. Ralph Neuhäuser von der Universität Jena.
Unabhängig davon beschreibt rund 100 Jahre später der römische Gelehrte Hyginus, Beteigeuze sei von gleicher Farbe wie der gelb-orangene Saturn. Mit dieser Beschreibung konnten die Forscher den damaligen Farbwert von Beteigeuze sogar noch genauer quantifizieren. Weitere antike Vertreter wie Ptolemäus liefern ebenfalls Indizien, dass Beteigeuze zu dieser Zeit nicht zur Gruppe der hellsten roten Sterne wie Antares (im Sternbild Skorpion) und Aldebaran (im Stier) gehört hat.
Der griechische Name Antares bedeutet „wie Mars“ in Farbe, er wurde bei vielen Kulturen rund um den Erdball seit Jahrtausenden als rot berichtet beziehungsweise mit Mars verglichen. „Aus einer Aussage des dänischen Astronomen Tycho Brahe lässt sich schließen, dass im 16. Jahrhundert Beteigeuze inzwischen Aldebaran an Röte übertroffen hat“, sagt Neuhäuser. Heute ist Beteigeuze in Helligkeit und Farbe fast wie Antares.
Noch 1,5 Millionen Jahre bis zur Supernova
Der Jenaer Forscher Ralph Neuhäuser bezieht seit etwa zehn Jahren historische Himmelsbeobachtungen in seine astrophysikalische Forschung ein. Dieser Forschungszweig nennt sich „Terra-Astronomie“. Dabei arbeitet er eng mit Kollegen aus den Geisteswissenschaften zusammen. „Der Blick zurück liefert immer wieder spannende Impulse und wichtige Ergebnisse“, sagt Neuhäuser. „Denn es gibt eine ganze Reihe astrophysikalischer Fragen, die sich mit Hilfe historischer Beobachtungen besser oder überhaupt erst lösen lassen.“
Und was verraten uns die historischen Überlieferungen über Beteigeuze? „Gerade aus der Tatsache, dass er sich in den letzten zwei Jahrtausenden farblich von gelb-orange zu rot geändert hat, kann man zusammen mit theoretischen Rechnungen schließen, dass er etwa 14-mal mehr Masse als unsere Sonne hat. Die Masse ist die entscheidende Größe für die Entwicklung eines Sterns“, informiert Neuhäuser. „Er ist dementsprechend 14 Millionen Jahre alt und befindet sich in der Endphase seiner Entwicklung. In etwa 1,5 Millionen Jahren wird er schließlich als Supernova explodieren.“ (ts)
(Mit Material der Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 62, vom 17. September 2022.
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