Harvard-Astronom: Wurde unser Universum im Labor erschaffen?
Das Universum ist größer und komplexer, als es sich die Menschheit vorstellen kann. Dennoch ist es durch irgendeinen Prozess entstanden. Oder durch irgendwen, so der Harvard-Astronom Prof. Abraham Avi Loeb.
Es sei gut möglich, dass das Universum, in dem wir leben, von der höchsten Ebene des Lebens geschaffen wurde, erklärte der ursprünglich aus Israel stammende Wissenschaftler Mitte Oktober in einem Gastbeitrag in „Scientific American“. Weiter schrieb er: „Die religiösen Hinweise auf einen Schöpfer und die quantenmechanischen Theorien, die die Wissenschaftler untersuchen, sind eigentlich einheitliche Konzepte.“
Ist Gott ein Physiker?
Woher kam unser Universum? Was geschah vor dem Urknall? Das sind die zentralen Fragen, die sich nicht nur Wissenschaftler wie Prof. Loeb oder Albert Einstein gestellt haben. Letztere suchten bereits vor fast einem Jahrhundert nach stabilen Alternativen zum Urknallmodell. Ein Anfang in der Zeit sei für ihn philosophisch nicht befriedigend gewesen.
Im Gegensatz zu Astronomen und Physikern kennen viele gläubige Menschen weltweit eine Antwort auf die Fragen: Gott. Aber was ist, wenn Gott nicht allein war, beziehungsweise ist und Quantenphysik und Gravitation verstanden hat? Genau diese Art hohe Zivilisation sei laut Prof. Loeb in der Lage, neue Welten zu schaffen.
Da unser Universum eine flache Geometrie mit einer Nettoenergie von null hat, könnte eine fortgeschrittene Zivilisation eine Technologie entwickelt haben, die ein Baby-Universum aus dem Nichts durch Quanten-Tunneling geschaffen hat“, folgert der Astronom.
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Diese mögliche Entstehungsgeschichte vereine „die religiöse Vorstellung von einem Schöpfer mit der säkularen Vorstellung von der Quantengravitation“. Nur weil wir Menschen keine Theorie kennen, die die beiden Säulen der modernen Physik – Quantenmechanik und Gravitation – miteinander verbindet, heißt das nicht, dass es diese Verbindung nicht gibt.
Eine deutlich fortschrittliche Zivilisation könne dieses Kunststück vollbracht haben und die Technologie zur Schaffung von Baby-Universen beherrschen. Wenn dies der Fall sei, „könnte dies nicht nur den Ursprung unseres Universums erklären. Es würde auch darauf hindeuten, dass ein Universum […] ein biologisches System ist“ und wichtige Eigenschaften irgendwie von Generation zu Generation weitergegeben werden, so der Professor.
Menschen am unteren Ende der Zivilisationsklassen
Neben dieser höchsten Zivilisation gibt es weitere Zivilisation, die Prof. Loeb in Klassen einteilt. Die Universen-schaffende Zivilisation gehört zur Klasse A. Eine Zivilisation der Klasse B könnte immerhin die Bedingungen in ihrer unmittelbaren Umgebung anpassen. Konkret umfasse dies die Fähigkeit, von einem Wirtsstern, in unserem Fall die Sonne unabhängig zu sein.
Da die Menschheit „nicht in der Lage ist, bewohnbare Bedingungen auf unserem Planeten zu schaffen“, seien wir eine technologische Zivilisation auf niedrigem Niveau. Auf der kosmischen Skala müssten wir in die Klasse C eingestuft werden. Schlimmer noch, so der Professor, „wir könnten sogar als Klasse D eingestuft werden, da wir den natürlichen Lebensraum auf der Erde rücksichtslos zerstören. […] Man kann es auch so ausdrücken, dass unsere Zivilisation noch kosmologisch steril ist, da wir die Welt, die uns geschaffen hat, nicht reproduzieren können.“
Die eigentlichen „Triebkräfte des kosmischen darwinistischen Selektionsprozesses“ seien die „klügeren Kinder unseres kosmischen Blocks“. Da ein selbstreplizierendes Universum jedoch nur eine einzige Zivilisation der Klasse A besitzen muss und viele weitere „sehr viel unwahrscheinlicher“ sind, wäre das häufigste Universum dasjenige, das gerade noch Zivilisationen der Klasse A hervorbringt. Alles, was über diese Mindestanforderung hinausgehe, erfordere zusätzliche seltene Umstände, ohne große Vorteile zu bieten.
Damit beantwortet Prof. Loebs Theorie eine weitere wesentliche Frage der Menschheit: Da wir nicht in der Lage sind, ein neues Universum zu schaffen, muss es (mindestens) eine weitere fortgeschrittene technologische Zivilisation geben.
Wir sind nicht allein, aber unfähig
Wenn es diese hohe Zivilisation gibt, die unser Universum erschaffen hat, stelle sich jedoch eine andere Frage. „Wurde unser Universum dafür ausgewählt, dass wir darin existieren – wie es die herkömmliche anthropische Argumentation nahe legt –, [oder] wurde es so ausgewählt, dass es Zivilisationen hervorbringt, die viel weiter entwickelt sind als wir?“
Unter diesem Gesichtspunkt sollte das technologische Niveau von Zivilisationen nicht, wie Nikolai Kardashev 1964 vorgeschlagen hat, daran gemessen werden, wie viel Energie sie anzapfen. Stattdessen sollte das Niveau einer Zivilisation an der Fähigkeit gemessen werden, die astrophysikalischen Bedingungen, die zu ihrer Existenz geführt haben, zu reproduzieren, erklärt Prof. Loeb.
Dabei wäre die Unterscheidung in eine Zivilisation der Klasse A „nach den Maßstäben der Physik, wie wir sie kennen, nicht trivial“. Eine Herausforderung für die Menschheit besteht etwa in der Erzeugung einer ausreichend hohen Dichte dunkler Energie in einer kleinen Region.
„Dass unsere Zivilisation nicht besonders intelligent ist, sollte uns nicht überraschen“, schließt der Professor. Wenn er seinen Studenten in Harvard sage, dass die Hälfte von ihnen unter dem Median ihrer Klasse liegt, regten sie sich auf. Viel wahrscheinlicher sei es, dass die Menschheit im kosmischen Maßstab unserer Klasse von intelligenten Lebensformen eher durchschnittlich sei. – „Selbst wenn man unsere gefeierte Entdeckung des Higgs-Bosons durch den Large Hadron Collider berücksichtigt“.
Wir müssten uns daher erlauben, bescheiden durch neue Teleskope zu schauen und nach intelligenteren Kindern in unserem kosmischen Block zu suchen. „Andernfalls könnte unser Egotrip nicht gut enden, ähnlich wie die Erfahrung der Dinosaurier.“
Die Entstehung des Universums
Wie das Universum entstanden ist, ist keineswegs einfach zu beantworten. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es eine Vielzahl von Vermutungen über unseren kosmischen Ursprung. Eine Vorstellung ist, dass unser Universum aus einer Vakuumfluktuation hervorgegangen ist. Eine andere Theorie besagt, dass das Universum zyklisch ist und aus wiederholten Kontraktions- und Expansionsperioden entstanden ist.
Auch der Zufall könnte in diesen wortwörtlich kosmischen Maßstäben eine entscheidende Rolle spielen. Denn, so der MIT-Kosmologe Alan Guth, in der Stringtheorie-Landschaft des Multiversums wird „alles, was passieren kann, unendlich oft passieren“ – auch die zufällige Entstehung aus dem Nichts. Für viele Nicht-Wissenschaftler vielleicht eher plausibel ist die Theorie, dass das Universum aus dem Kollaps der Materie im Inneren eines Schwarzen Lochs entstanden ist.
Abraham (Avi) Loeb
ist Professor für Wissenschaft an der Universität von Harvard. Er promovierte im Alter von 24 Jahren in Physik an der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel), war Projektleiter der Initiative für strategische Verteidigung, Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton sowie der am längsten amtierende Vorsitzende des Fachbereichs Astronomie in Harvard (2011-2020).
Prof. Loeb ist seit 2007 außerdem Institutsdirektor in Harvard (Institute for Theory and Computation). Er ist Gründungsdirektor der Harvard Black Hole Initiative (2016-2021) und leitet das Galileo-Projekt (seit 2021). Er ist zudem Autor von acht Büchern, darunter „Extraterrestrial“ (2021), und rund 800 Veröffentlichungen. Dabei beschäftigte er sich mit Themen wie schwarze Löcher, die ersten Sterne, die Suche nach außerirdischem Leben und die Zukunft des Universums. Im Jahr 2012 wählte das TIME-Magazine Loeb zu einem der 25 einflussreichsten Menschen in der Raumfahrt.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 18, vom 13. November 2021.
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