Beifang der planetaren Verteidigung: Trojanischer Jupiter-Asteroid-Komet entdeckt

„Trojanische Asteroiden“ umkreisen die Sonne zu Hunderttausenden, doch noch nie haben Astronomen unter ihnen einen Asteroiden-Kometen-Mischling entdeckt. Ein von ATLAS als „Beifang“ der planetaren Verteidigung entdeckter Komet wirft neue Fragen auf – und beweist erneut, dass das Universum voller Überraschungen ist.
Titelbild
Künstlerische Darstellung des Jupiters mit einigen Asteroiden.Foto: iStock
Von 27. Mai 2020

Asteroiden und Kometen galten lange Zeit als völlig verschiedene Arten kleiner Himmelskörper. Astronomen haben jedoch eine zunehmende Zahl von „Mischlingen“ entdeckt, die zunächst wie Asteroiden erscheinen, später jedoch Komet-typische Aktivitäten entwickeln, wie etwa Schweife.

Mit Hilfe des Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) haben Forscher den ersten Jupiter-Trojaner-Mischling entdeckt. Noch nie zuvor wurde ein Objekt dieser Art gesehen, das Staub und Gas wie ein Komet ausspuckt.

ATLAS dient eigentlich der planetaren Abwehr und sucht jede zweite Nacht nach Himmelskörpern, die der Erde gefährlich werden könnten. Dabei stoßen Forscher immer wieder auf ungefährliche, aber nicht minder spektakuläre Objekte. Auch den offiziell 2019 LD2 getauften ATLAS-Asteroiden entdeckten die Forscher als „Beifang“.

Trojanische Asteroiden folgen zu Hunderttausenden Jupiters Bahn

Bereits Anfang Juni 2019 meldete ATLAS einen scheinbar schwachen Asteroiden in der Nähe der Jupiter-Umlaufbahn. Folgende Beobachtungen bescheinigtem 2019 LD2 jedoch eher einen Komet-artigen Charakter. Im Juli 2019 tauchte das Objekt wieder auf – diesmal deutlich als Komet, mit einem schwachen Schweif aus Staub oder Gas.

Dann verschwand der Asteroid-Komet und zog hinter der Sonne vorbei. Erst im April 2020 erblickte ATLAS ihn wieder. Diese neusten Beobachtungen lassen vermuten, dass der Komet wahrscheinlich seit fast einem Jahr kontinuierlich aktiv war.

ATLAS-Teleskop

Das ATLAS-Teleskop auf Haleakalā, Maui. Foto: Henry Weiland

Trojanische Asteroiden folgen derselben Umlaufbahn wie ein Planet, bleiben aber entlang der Umlaufbahn entweder etwa 60 Grad vor oder 60 Grad hinter ihm. Die Erde hat mindestens einen trojanischen Asteroiden und Neptun hat Dutzende. Jupiter hat Hunderttausende.

Die trojanischen Jupiter-Asteroiden umkreisen die Sonne in zwei riesigen Schwärmen, wobei ein Schwarm darunter 2019 LD2 vor dem Planeten und ein Schwarm hinter dem Planeten kreisen.

Die Asteroiden wurden durch die starke Schwerkraft des Jupiters in diese Umlaufbahnen eingefangen. Astronomen vermuten, dass die meisten Jupiter-Trojaner vor Milliarden von Jahren eingefangen wurden. Jedes Oberflächeneis, das verdampfen könnte, um Gas und Staub auszuspucken, hätte schon vor langer Zeit verdampfen müssen, sodass die Objekte in einer ruhigen Umlaufbahn als Asteroiden zurückbleiben und sich nicht wie Kometen verhalten.

„Sicher ist nur, dass das Universum voller Überraschungen steckt“

„Wir haben jahrzehntelang geglaubt, dass trojanische Asteroiden große Mengen an Eis unter ihrer Oberfläche haben sollten. Bisher hatten wir aber keine Beweise dafür. ATLAS hat gezeigt, dass die Vorhersagen über ihre eisige Beschaffenheit durchaus zutreffen könnten“, sagte Alan Fitzsimmons von der Queen’s University Belfast, der die Kometen-ähnliche Natur zuerst entdeckt hatte.

Warum 2019 LD2 plötzlich das Verhalten eines Kometen zeigt, bleibt unklar. Vielleicht stammt er aus einer entfernteren Umlaufbahn, auf der Oberflächeneis noch überleben konnte. Vielleicht erlitt er vor kurzem einen Erdrutsch oder einen Einschlag, der Eis freigelegt hat, das früher unter schützenden Gesteinsschichten begraben war.

Sicher, so die Forscher, sei, dass das Universum voller Überraschungen steckt und Untersuchungen zum Schutz der Erde vor gefährlichen Asteroiden oft unerwartete Entdeckungen von harmlosen, aber faszinierenden Objekten ermöglichen.

(Mit Material der University of Hawaii at Manoa)



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