War der Rote Planet früher blau? – Nachweis von 4 Milliarden Jahre altem organischen Mars-Stickstoff

Mithilfe moderner Technik haben Wissenschaftler stickstoffhaltige organische Verbindungen in Mars-Meteoriten nachgewiesen. Die etwa 15 Millionen Jahre alten Gesteinsbrocken bestätigen, dass Spuren frühen Lebens bis heute überdauern und entdeckt werden können. Vielleicht war der Rote Planet früher „blau“, so die Forscher.
Titelbild
Künstlerische Darstellung unseres Nachbarplaneten Mars.Foto: iStock
Von 29. April 2020

Japanischer Forscher vom Tokyo Institute of Technology (TiTech) und der japanischen Raumfahrtagentur (JAXA) haben in einem Meteoriten vom Mars stickstoffhaltiges organisches Material gefunden.

Das in Karbonatmineralien eingebettete Material stammt höchstwahrscheinlich aus dem Noachianischen Zeitalter vor über 4 Milliarden Jahren. Der Fund deutet auf eine früher feuchte und organisch reiche Umgebung hin – einschließlich der Möglichkeit organischen Lebens.

Vom Mars in die Antarktis geschleudert

Jahrzehntelang haben Wissenschaftler versucht zu verstehen, ob es auf dem Roten Planeten organische Verbindungen gibt, und wenn ja, woher diese stammen. Obwohl die jüngsten Erkundungen der Marsrover starke Hinweise auf organische Verbindungen auf dem Mars lieferten, ist nur wenig darüber bekannt, woher sie stammen, wie alt und wie weit verbreitet sie sind.

Die untersuchten Marsmeteoriten sind Stücke der Marsoberfläche, die durch Meteoriteneinschläge in den Weltraum geschleudert wurden und schließlich auf der Erde landeten. Sie liefern wichtige Einblicke in die Geschichte unseres planetaren Nachbarn.

Besonders wichtig ist ein Meteorit mit dem Namen Allan Hills (ALH) 84001. Benannt wurde er nach der Region in der Antarktis, in der er 1984 gefunden wurde. Er enthält orangefarbene Karbonatmineralien, die vor 4 Milliarden Jahren aus salzigem, flüssigem, oberflächennahen Wasser ausgefallen sind.

Erster Stickstoff-Nachweis in Allan Hills (ALH) 84001

Neben Kohlenstoff ist Stickstoff ein wesentliches Element für irdisches Leben und ein nützlicher Indikator für die Entwicklung des Planetensystems. Seit der Entdeckung von Allan Hills versuchten unzählige Studien, seine einzigartige Chemie zu verstehen. Da diese Minerale die frühe wässrige Umgebung des Mars aufgezeichnet hatten, könnten sie heute Hinweise auf altes Leben auf dem Mars liefern.

Frühere Analysen litten jedoch unter einer Kontamination mit Schnee und Eis. Das erschwerte es zu sagen, wie viel des organischen Materials im Meteoriten wirklich marsianisch war. Aufgrund früherer technischer Einschränkungen war Stickstoff in ALH 84001 noch nicht gemessen worden.

Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, den ersten Beweis für 4 Milliarden Jahre alte, stickstoffhaltige organische Stoffe vom Mars gefunden zu haben. Nach sorgfältigen Kontaminationsprüfungen stellte das Team fest, dass die darin nachgewiesenen organischen Stoffe höchstwahrscheinlich wirklich vom Mars stammen.

Vielleicht war der rote Planet früher „blau“

Die Forscher sind sich einig, dass es viele wichtige offene Fragen gibt. Unter anderem, woher diese stickstoffhaltigen organischen Stoffe kamen. Atsuko Kobayashi von der TiTech erklärt: „Es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder kamen sie von außerhalb“, oder, so fügte Mizuho Koike von der japanischen Raumfahrtagentur  hinzu, chemische Reaktionen auf dem frühen Mars haben die organischen Stoffe vor Ort erzeugt.

So oder so sind sich die Forscher einig, dass es organischen Stickstoff auf dem Mars gab, bevor er zu dem Roten Planeten wurde, den wir heute kennen. Der frühe Mars war vielleicht eher „erdähnlich“, weniger oxidierend, feuchter und reich an organischen Stoffen. Vielleicht war er sogar „blau“.

(Mit Material der TiTech)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion