Zahl der Wolfsrudel in Deutschland um 13 auf 60 gestiegen
Immer mehr Wolfsrudel in Deutschland: Die Zahl hat sich binnen einem Jahr deutlich um 13 auf 60 Rudel erhöht. Insgesamt lebten zuletzt etwa 150 bis 160 erwachsene Wölfe in Deutschland – nach etwa 140 im Vorjahreszeitraum, wie das Bundesamt für Naturschutz am Mittwoch in Berlin mitteilte. Mit der Ausbreitung der Wölfe erhöhte sich allerdings auch die Zahl von Gewaltakten, mindestens fünf Wölfe wurden zuletzt illegal getötet.
Das Bundesamt präsentierte die Ergebnisse des von Mai vergangenen Jahres bis April dieses Jahres laufenden Monitoringberichts. Ursprünglich sollten die Zahlen schon vor knapp zwei Wochen präsentiert werden, laut Umweltschützern verschob das Bundesamt die Präsentation wegen „Querschüssen“ aus den Bundesländern.
Den Angaben zufolge stieg zwar die Zahl der Rudel deutlich. Allerdings verringerte sich gleichzeitig die Zahl der Wolfspaare von 21 auf 13. Die Zahl der sesshaften Einzelwölfe sank von vier auf drei. Aus diesem Grund wuchs die Zahl der erwachsenen Wölfe trotz des deutlichen Anstiegs der Rudel vergleichsweise wenig um etwa zehn bis 20 Tiere.
„Wir brauchen keine Wolfshatz“
Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, nannte die Zahlen insgesamt für den Naturschutz zwar erfreulich, „jedoch weist die Art noch immer eine insgesamt ungüstinge Erhaltungssituation auf“. Vor allem der Straßenverkehr gefährde den Wolfsbestand, seit der Rückkehr des Wolfs im Jahr 2000 kamen 140 Tiere durch Verkehrsunfälle ums Leben.
Aber auch illegale Abschüsse bedeuteten ein „erhebliches Problem“. Seit 2000 wurden 26 Wölfe getötet, allein im jetzigen Berichtszeitraum fünf. Im Bericht davor gab es nur zwei illegale Tötungen.
Das Verbreitungsgebiet der Wölfe umfasst dem Bundesamt zufolge mittlerweile sieben Bundesländer. Die meisten Wölfe gibt es in Brandenburg und Sachsen. Aber auch in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bayern und Niedersachsen gibt es wieder Wölfe.
Umweltschützer des Nabu und des WWF kritisierten den Umgang mit den Wölfen als nach wie vor unzureichend, insbesondere auch Vorhaben, Wölfe mit ins Jagdrecht aufzunehmen. „Wir brauchen keine Wolfshatz“, erkärte die Leiterin des Bereichs Naturschutz beim WWF, Diana Petzell. Stattdessen sei Prävention und eine schnelle, unbürokratische Kompensation von Wolfsübergriffen auf Weidetiere nötig.
Miller: „Es fehlt ein nationales Herdenschutzzentrum“
Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller erklärte, für das alltägliche Zusammenleben von Mensch und Wolf bleibe die Anwendung eines flächendeckenden und fachgerechten Herdenschutzes in Wolfsgebieten unerlässlich. „Auch im Jahr 17 der Wolfsrückkehr fehlt es in Deutschland an einem nationalen Herdenschutzzentrum“, kritisierte Miller.
„Es kann nicht sein, dass der Wolf erst in allen Flächenbundesländern anwesend sein muss, damit sich das Landwirtschaftsministerium der Sorgen der Nutztierhalter, insbesondere in der extensiven Weidehaltung annimmt und klare Regelungen, Unterstützung und die Ausbildung in Sachen Herdenschutz forciert“, fügte er hinzu.
Wölfe breiten sich in Deutschland seit Jahren immer weiter aus, was zunehmend zu Konflikten führt. Die Tiere sind strengstens geschützt. Es ist verboten, sie einzufangen oder gar zu töten.
Über den Umgang mit Wölfen, die Menschen zu nahe kommen oder Nutztiere reißen, entbrannte in den vergangenen Monaten eine zunehmend heftige Auseinandersetzung. Zudem wird darüber gestritten, ob der Wolfsbestand inzwischen groß genug ist, um den Schutzstatus eventuell zu lockern. Dabei ist auch eine Bejagung im Gespräch. (afp)
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