Unwetter: Nach Tornado in Luxemburg 100 Häuser unbewohnbar – Zirkuszelt in Neckarsulm eingestürzt
+++ Update +++
Im Südwesten Luxemburgs sind bis zu 100 Häuser nach dem Durchzug eines Tornados unbewohnbar. Das Unwetter habe insgesamt rund 180 Gebäude in den Ortschaften Petingen und Kaerjeng beschädigt oder abgedeckt: Luxemburgs Arbeitsminister Dan Kersch sprach von einem „Katastrophenszenario“.
Der Schaden sei enorm, könne aber noch nicht beziffert werden. 19 Menschen wurden verletzt, einer von ihnen befand sich nach einem Schock und einem Herzinfarkt in einem kritischen Zustand.
Viele Schäden auch in Deutschland
Heftige Unwetter sind am Freitagabend über weite Teile Süddeutschlands hinweggefegt und haben der Feuerwehr zahlreiche Einsätze beschert.
So wurden tausende Besucher eines Musik-Festivals an der Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg vom Starkregen überrascht und mussten das Konzertgelände verlassen, wie ein Polizeisprecher sagte. Im Südwesten von Luxemburg richtete ein Tornado schweren Schaden an, mehrere Menschen wurden dabei nach Angaben der luxemburgischen Regierung verletzt – einige schwer.
Eine Sturmböe hat ein Zirkuszelt in Neckarsulm in Baden-Württemberg zum Einsturz gebracht. Dabei wurde ein Pferd so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste. Etwa 15 Kamele und Pferde rissen sich los, teilte die Polizei mit. Die Tiere konnten aber schnell wieder einfangen werden. Menschen wurden bei dem Unglück am Abend nicht verletzt. Das Hauptzelt wurde durch den Wind stark beschädigt, das Nebenzelt, in dem die Tiere waren, wurde zerstört.
Schneise der Verwüstung in Luxemburg
Ein Sprecher der Luxemburger Polizei berichtete von einer „Schneise der Verwüstung“, die sich etwa fünf bis sieben Kilometer weit zog. Mehrere Gebäude seien unbewohnbar und Notunterkünfte eingerichtet worden.
In den Orten Petingen und Kaerjeng wurden nach Behördenangaben insgesamt rund 160 Häuser abgedeckt oder anderweitig beschädigt. Mehr als 1000 Notrufe gingen innerhalb weniger Minuten bei Polizei und Feuerwehr ein, die zu zahlreichen Einsätzen ausrückte.
Auch auf deutscher Seite – im benachbarten Saarland, in Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg – gab es schwere Unwetter. In Rheinland-Pfalz waren besonders die Städte Neuwied und Koblenz betroffen. Hier wurden Gullydeckel aufgeschwemmt und Straßen überflutet, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz sagte.
Bayern räumte Taubertal-Festival
In Bayern wurde das Konzertgelände des Taubertal-Festivals geräumt. Die Musikfans wurden aufgefordert, in ihren Fahrzeugen oder im Stadtgebiet von Rothenburg Schutz zu suchen, wie die Polizei mitteilte. Rund 400 der 15 000 Tagesbesucher fanden zeitweise Schutz in einer Mehrzweckhalle. Mehrere Menschen wurden durch umherfliegende Gegenstände leicht verletzt.
In Baden-Württemberg verzögerte sich der Anstoß des DFB-Pokalspiels zwischen den Fußballclubs SV Sandhausen und Borussia Mönchengladbach wegen eines Gewitters. Bei heftigem Regen war zwischenzeitlich auch das Flutlicht im Hardtwald-Stadion des Zweitligisten Sandhausen ausgegangen. Die Zuschauer auf den unteren Rängen wurden gebeten, sich in Sicherheit zu bringen.
Im Kreis Heilbronn wurden Straßen überflutet, Bäume stürzten um und beschädigten Autos. In Neckarsulm wurde ein Zirkuszelt von einer Windböe erfasst und stürzte ein. In Obereisesheim wurde eine Sporthalle beschädigt und drohte einzustürzen. Das Technische Hilfswerk sicherte das Gebäude.
15 Fußballer beim Training verletzt
Bei einem Blitzeinschlag im baden-württembergischen Rosenfeld-Heiligenzimmern wurden 15 Fußballer verletzt. Der Blitz schlug während des Trainings am Freitagabend in der Nähe des Sportplatzes ein, wie ein Polizeisprecher sagte. Dadurch erlitten die Spieler im Alter von 19 bis 48 Jahren leichte Verletzungen. Eine Person war kurzzeitig bewusstlos. Ein Großaufgebot an Sanitätern kam zum Sportplatz und brachte die Fußballer vorsorglich ins Krankenhaus.
Im Saarland brachten mancherorts entwurzelte Bäume den Verkehr ins Stocken. Straßen wurden überspült und Keller liefen voll Wasser. Eine Autofahrerin wurde bei einem Unfall bei Beckingen leicht verletzt, als ein Ast auf ihren Wagen fiel.
Erfurt: „Der Name der Rose“ wurde abgebrochen
In Erfurt fiel bei den Domstufenfestspielen die Premiere der ersten Musical-Fassung von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ teils ins Wasser: Eine starke Regenfront mit Gewitter führte dazu, dass die Aufführung vorzeitig abgebrochen werden musste. Die rund 2000 Premierenbesucher hatten da knapp die Hälfte des Stückes vor der imposanten Kulisse des Mariendoms gesehen.
Laut Deutschem Wetterdienst kann es auch am Samstag wieder gewittern – etwa in Südostbayern, jedoch weniger stark als am Freitag. Auch im Bereich der Nordseeküste könnte es demnach ungemütlich werden. (dpa)
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