ZDF-Meteorologe spricht nicht mehr von „schönem Wetter“

Özden Terli ist Moderator und Meteorologe beim ZDF. In seinen Wettervorhersagen erklärt er regelmäßig den Klimawandel. „Ich bin Journalist und Wissenschaftler“ – kein Aktivist, sagt er.
ZDF-Meteorologe Terli spricht nicht mehr von „schönem Wetter“
Symbolbild.Foto: iStock
Von 19. September 2022

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„Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben“ und „Nirgends strahlt der Himmel so schön grau wie in Hamburg“ sind alte norddeutsche Weisheiten. Während für viele Norddeutsche „Schietwetter“ erst bei Sturm und Regen von der Seite beginnt und der Himmel sogar grau strahlt, kennen Menschen in Freiburg solch ein Wetter kaum und sehen die Sonne durchschnittlich 1.794 Stunden im Jahr – in Hamburg sind es 1.596 Stunden.

Allgemein wird schönes Wetter mit viel Sonnenschein und Trockenheit beschrieben, sodass Freizeitaktivitäten im Freien stattfinden können. Für den ZDF-Moderator und Meteorologen Özden Terli gibt es allerdings einen Grund, nicht mehr von „schönem Wetter“ zu sprechen: Der Klimawandel.

Schönes Wetter? Nein, Klimawandel.

„Was ist denn schön daran, wenn draußen alles gelb ist vor Trockenheit und die Bäume leiden?“, fragt Terli in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Daher spreche er in seinen Wettervorhersagen nicht mehr von „schönem Wetter“. Dafür möchte der Meteorologe die Wetterphänomene „kontextualisieren“ und sie angesichts der Evidenz des menschengemachten Klimawandels in einen größeren Zusammenhang stellen.

In einigen Sendungen hat Terli bereits auf die Klimakrise verwiesen. Im August begann er eine Wettervorhersage: „Extreme Dürre, Hitze, Waldbrände – Die Klimakrise ist in diesem Sommer hautnah zu spüren.“ Oder: „Mit der Klimakrise nehmen die Hitzetage zu. Das ist der Trend der letzten Jahrzehnte. Und einige solcher Hitzetage stehen uns bevor.“ Ist er Aktivist? Nein, betont Terli im Interview mit der SZ. „Ich bin Journalist und Wissenschaftler. Meine Rolle ist es, aufzuklären, durch Fakten.“

Dennoch habe er eine gewisse Verantwortung, wenn er via Fernsehen vor Millionen Menschen stehe, erklärt er „Politico“. Weiter sagte er: „Gerade nach dem Pariser Abkommen war mir klar, dass die Wetterberichterstattung in diese Richtung gehen muss.“

Das Klimaabkommen von Paris setzt das völkerrechtlich verbindliche Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Dazu soll in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Treibhausgasneutralität erreicht werden. Das macht eine globale Energiewende nötig. Außerdem sollen die weltweiten Finanzflüsse am Ziel einer klimafreundlichen Entwicklung ausgerichtet werden.

Potenzial als Fernsehmeteorologe nutzen

Laut Terli können Fernsehmeteorologen im Gegensatz zu Nachrichtenreportern den Zusammenhang von Klimawandel, Hitzewellen und Überschwemmungen auf zugänglichere Weise demonstrieren als Nachrichtenreporter. „Es gibt eine Dürre, und ich zeige die Grafik mit dem fehlenden Regen, die Änderung der Niederschlagswerte. Der Kontext ist genau da, die Verbindung ist unmittelbar“, sagte er. Den Zusammenhang zwischen Extremwetter und Klimawandel nicht zu erwähnen, käme einer bewussten Auslassung gleich, meint Terli. In seiner Arbeit sei er nicht politisch motiviert.

Kritiker meinen jedoch, dass Terli Panikmache und linksgrüne Propaganda betreibe. So schrieb die „Bild“ vergangenen Sommer einen Artikel unter dem Titel „Machen Wetterfrösche Wahlkampf mit Klima?“ und kritisierte die Moderation von Terli und Karsten Schwanke. Sie würden „immer öfter ausführlich die Temperaturkurven der letzten Jahre und den Klimawandel“ erklären, anstatt das Wetter der nächsten Tage vorherzusagen.

Seit einer Sommersendung Ende 2014 im Morgenmagazin habe sich Terli entschieden, „mehr zu machen“. Er zeigte in einem Jahresrückblick, dass die Temperaturen immer weiter gestiegen sind und habe sich daraufhin immer ausführlicher mit dem menschengemachten Klimawandel beschäftigt.

Die Kritik über von ihm betriebene linksgrüne Politik weist Terli zurück: „Wissenschaftliche Fakten sind nicht politisch. Der Klimawandel ist Realität. Das ist unsere Lebensgrundlage, die sich da gerade verändert.“

Der ehemalige ZDF-Intendant Thomas Bellut positionierte sich im vergangenen Jahr in einer Podiumsdiskussion gegen die Politisierung des Themas „Klima“ und riet davon ab, eine Sendung „Klima vor acht“ einzuführen. „Ich würde es nicht machen“, sagt er. „Klima ist wichtig, aber danach kommt das nächste Thema. Themen ändern sich ständig. Ich finde es falsch, so etwas vorzugeben, denn damit macht man Politik. Ist das unsere Aufgabe? Nein. Wir sollen informieren. Aber das ist schon eine Bewertung.“



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