Spanien: Binnen 15 Stunden so viel Regen wie im ganzen Jahr – Überschwemmungen, Erdrutsche, sechs Tote
Bei den schweren Unwettern an der spanischen Mittelmeerküste sind seit Mittwochabend mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Ministerpräsident Pedro Sánchez überflog am Samstag im Hubschrauber die am stärksten betroffenen Gebiete im Osten und Südosten des Landes. Der Sozialist besuchte Rathäuser und spendete Menschen auf der Straße Trost.
„Wir werden hier bei euch sein“, versicherte er einem älteren Mann in Orihuela in der ostspanischen Provinz Alicante. Auf Twitter schrieb der 47-Jährige, man werde „alle Mittel und alle Hilfe einsetzen, um der Bevölkerung beizustehen und die Normalität wieder herzustellen“.
Die Unwetter hatten am Mittwochabend begonnen. An einigen Orten fielen nach jüngsten Angaben von Meteorologen innerhalb von nur 15 Stunden mehr als 600 Liter Regen pro Quadratmeter. Ähnlich schwere Herbst-Unwetter habe es in der Region zuletzt 1987 gegeben, hieß es. In Spanien beträgt die durchschnittliche Niederschlagssumme pro Jahr 636 mm.
Am heftigsten betroffen von den Unwettern waren die Provinzen Murcia, Alicante und Valencia im Osten sowie die andalusischen Provinzen Almería, Málaga und Granada im Südosten des Landes.
Dort mussten bis Samstag insgesamt knapp 4000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Flüsse traten über die Ufer. Es gab unzählige Überschwemmungen und auch Erdrutsche, zahlreiche Ortschaften waren lange Zeit von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Flughäfen in Almería und Murcia wurden zeitweilig geschlossen, der Zugverkehr wurde unterbrochen, einige Landstraßen waren noch am Samstag gesperrt. In der autonomen Region Valencia fiel am Donnerstag für rund 700.000 Schüler der Unterricht aus. In Cabo de Gata in Almería musste ein Campingplatz geräumt werden. Die rund 60 Camper stammten aus verschiedenen Ländern, hieß es.
Die Leiche des sechsten Opfers, eines 41 Jahre alten Mannes, sei in einem ländlichen Gebiet der Gemeinde Orihuela in der ostspanischen Provinz Alicante gefunden worden, teilten die Behörden mit.
„Gota fría“ – Der „kalte Tropfen“
Am Samstagnachmittag schien an der spanischen Mittelmeerküste bei Temperaturen um die 25 Grad bereits fast überall wieder die Sonne. Das in der spanischen Mittelmeerregion in den Monaten September und Oktober sehr häufige Phänomen „Gota fría“ zog abgeschwächt ins Landesinnere der iberischen Halbinsel.
Der „kalte Tropfen“ basiert auf den stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft und entsteht, wenn die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft sich über das warme Mittelmeer schieben.
Starke Winde auch in Griechenland
Winde der Stärke acht bis neun haben in Griechenland Probleme im Fähr – und Flugverkehr verursacht. Außerdem brachen mehrere Wald- und Buschbrände aus. Der Sturm soll erst morgen Abend nachlassen.
Die griechische Küstenwache und vorbeifahrende Boote retteten zwölf israelische Touristen, deren Kajaks wegen der starken Winde vor der Ferieninsel Kos Gefahr liefen, zu kentern.
Fünf Charterflüge von und auf die Touristeninsel Kos mussten auf andere Inseln umgeleitet werden. Landung und Abflug auf dem Flughafen von Kos waren wegen der starken Seitenwinde zu riskant. (dpa)
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