Wetter-Experte: „Unbändige Lust der deutschen Medien an klickbarem Horror“ auch bei Wetter und Klimaberichten
Wer die Hauptausgabe der „Tagesschau“ sieht oder die „Bild“-Zeitung, könnte schon in Panik geraten.
Auch andere Medien bewegen sich auf der gleichen Sensationsschiene: Der „Focus“ zum Beispiel titelt am 1. August „So geht es mit dem Sommer der Extreme weiter“.
Dann am 4. August: „Kommt die Rekordhitze zurück? Meteorologin gibt Ausblick“.
In der „Tagesschau“überwiegt auf der Wetterkarte brennendes Dunkelrot, wo vor Jahren – bei gleichen Temperaturen – eine strahlende Sonne auf sattem Grün und die Bewölkung gezeigt wurde.
Stefan Winterbauer von „Meedia“ interviewte kürzlich den den Wetter-Experten Jörg Kachelmann, der auch einiges zu der Berichterstattung von Wetter und Klima zu sagen hatte.
So sagte Kachelmann: „Der Deutsche Wetterdienst hat nie behauptet, dass es einen Dürresommer gäbe. Er schrieb nur, dass es einen geben könnte, wenn es nicht regnet, was nicht weiter überrascht. Daraus hat dpa dann einfach mal zugedichtet, dass der DWD vor einem Dürresommer warne. Das wurde dann kurz darauf korrigiert, aber die unbändige Lust der deutschen Medien an klickbarem Horror lässt sich durch eine solche Korrektur nicht mehr aufhalten.“
Es sei jedoch eine neue „Dimension, dass fast alle Medien gleichzeitig über lange Zeit eine Lüge verbreiten, die durch diese kollektive Verbreitung bei den Medienkonsumenten nicht mehr als Lüge wahrnehmbar wird“.
Gerade diese Art und Weise der „frei erfundenen Räubergeschichten“ sind „Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Lügenpresse schreien“, so Kachelmann.
Die frei erfundenen Lügen, welche seriöse Medien wie die „Tagesschau“ oder die „FAZ“ verbreiten, seien für Kachelmann jedoch ein Dammbruch.
„Eine frei erfundene Meldung, recht eigentlich eine Lüge, ist trotz dpa-Korrektur, trotz Hinweise unzähliger Menschen wider besseren Wissens über mehr als 24 Stunden aufrechterhalten und weiterverbreitet worden.“, so der Wetterexperte.
Doch warum? Menschen – und Medien – streben nach Sensationen. Das dürfte auch beim Wetter und vor allen bei Extrem-Wetterphänomenen gelten.
Kachelmann sagt: „Über 90 Prozent aller Geschichten zu Wetter und Klima sind teilweise falsch oder mutwillig frei erfunden. Die Themen klicken gut und niemand beschwert sich beim Presserat oder Landgericht.“
Hinzu kommt das geringe Wissen der heutigen Menschen über natürliche Zusammenhänge.
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