Studie: Wer das Klima retten will, sollte bei Öko-Lebensmitteln aufpassen

Der Bio-Anbau von Pflanzen, Bio-Fleisch und Bio-Milchprodukten ist – aus klimatischer Sicht – schlechter als konventionell hergestellte Lebensmittel. Wenn mehr staatliche Fördermittel in den Öko-Landbau fließen, nähmen die negativen Klimaeffekte noch zu – das ist das Fazit einer neuen internationalen Studie.
Titelbild
Bio-Anbau ist nicht gut für das Klima. Das ist das Fazit einer Studie, die den Flächenverbrauch der Erzeuger einbezieht.Foto: iStock
Von 14. Januar 2019

„Unsere Studie zeigt, dass Bio-Erbsen, die in Schweden angebaut werden, rund 50 Prozent mehr Klimaauswirkungen haben als konventionell angebaute Erbsen. Bei einigen Lebensmitteln gibt es einen noch größeren Unterschied – beim biologischen schwedischen Winterweizen liegt der Unterschied beispielsweise bei 70 Prozent“, sagt Stefan Wirsenius, außerordentlicher Professor von Chalmers und einer der Verantwortlichen einer im Dezember in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie.

Bio-Lebensmittel haben aufgrund der größeren benötigten Flächen eine größere Auswirkung auf das Klima als konventionell erzeugte Lebensmittel. Der Hauptgrund, warum Bio-Lebensmittel so viel klimaschädlicher sind, ist, dass die Erträge pro Hektar viel geringer sind – vor allem, weil keine Düngemittel verwendet werden.

Um die gleiche Menge an Bio-Lebensmitteln zu produzieren, braucht man daher eine viel größere Fläche, schreiben die Forscher Timothy Searchinger (Princeton University), Stefan Wirsenius (Chalmers University of Technology), Tim Beringer (Humboldt-Universität zu Berlin) und Patrice Dumas, CIRED in ihrer Presseerklärung.

Für Felder werden Wälder abgeholzt

„Die größere Landnutzung im ökologischen Landbau führt indirekt zu höheren Kohlendioxidemissionen durch Entwaldung“, erklärt Stefan Wirsenius. „Die Nahrungsmittelproduktion der Welt wird vom internationalen Handel bestimmt, so dass die Art und Weise, wie wir in Schweden produzieren, die Entwaldung in den Tropen beeinflusst. Wenn wir mehr Land für die gleiche Menge an Nahrung nutzen, tragen wir indirekt zu einer größeren Entwaldung in anderen Teilen der Welt bei.“

Auch Bio-Fleisch und Bio-Milchprodukte sind – aus klimatischer Sicht – schlechter als ihre konventionell hergestellten Äquivalente, behauptet Stefan Wirsenius.

„Da die biologische Fleisch- und Milchproduktion Biofutter verwendet, benötigt sie auch mehr Land als die konventionelle Produktion. Das bedeutet, dass die Erkenntnisse über Bio-Weizen und Erbsen grundsätzlich auch für Fleisch und Milchprodukte gelten. Wir haben jedoch keine konkreten Berechnungen zu Fleisch und Milch durchgeführt und haben im Artikel keine konkreten Beispiele dafür“, erklärt er.

Die „CO2-Opportunitätskosten“

Mit einer neuen Methode, die sie „Carbon Opportunity Cost“ nennen, bewerteten die Forscher die Auswirkungen der stärkeren Landnutzung, die zu höheren Kohlendioxidemissionen durch Entwaldung beiträgt. Diese Kennzahl berücksichtigt die Menge an Kohlenstoff, die in Wäldern gespeichert und somit als Kohlendioxid als Folge der Entwaldung freigesetzt wird. Die Studie gehört zu den ersten weltweit, die diese Metrik nutzen.

„Die Tatsache, dass mehr Landnutzung zu größeren Klimaauswirkungen führt, wurde bei früheren Vergleichen zwischen Bio- und konventionellen Lebensmitteln oft nicht berücksichtigt“, sagt Stefan Wirsenius.

Warum haben frühere Studien die Landnutzung und ihren Zusammenhang mit den Kohlendioxidemissionen nicht berücksichtigt?

„Es gibt sicher viele Gründe. Eine wichtige Erklärung, denke ich, ist einfach ein früherer Mangel an guten, leicht anwendbaren Methoden zur Messung der Wirkung. Unsere neue Messmethode ermöglicht es uns, breite Umweltvergleiche relativ einfach durchzuführen“, sagt Stefan Wirsenius.

Staatliche Förderung des Öko-Landbau steigert die Klimaeffekte

Professor Wirsenius betont weiter: „Dies ist ein großes Versäumnis, denn wie unsere Studie zeigt, kann dieser Effekt um ein Vielfaches größer sein als die Treibhausgasemissionen, die normalerweise enthalten sind. Es ist auch deshalb ernst, weil wir heute in Schweden politische Ziele haben, die Produktion von ökologischen Lebensmitteln zu erhöhen. Wenn diese Ziele umgesetzt werden, wird der Klimaeinfluss der schwedischen Lebensmittelproduktion wahrscheinlich stark zunehmen.“

Die Ergebnisse bedeuten nicht, dass Verbraucher einfach auf den Kauf von nicht-biologischen Lebensmitteln umsteigen sollten.

„Die Art der Nahrung ist oft viel wichtiger. Zum Beispiel ist der Verzehr von Bio-Bohnen oder Bio-Huhn viel besser für das Klima als der Verzehr von konventionell erzeugtem Rindfleisch“, sagt er.

„Biologische Lebensmittel haben mehrere Vorteile gegenüber Lebensmitteln, die mit herkömmlichen Methoden hergestellt werden“, fährt er fort. „Zum Beispiel ist es besser für den Tierschutz in der Landwirtschaft. Aber wenn es um die Klimaauswirkungen geht, zeigt unsere Studie, dass Bio-Lebensmittel im Allgemeinen eine viel schlechtere Alternative sind.“

Für Verbraucher, die zu den positiven Aspekten der ökologischen Lebensmittelproduktion beitragen wollen, ohne ihre Klimaauswirkungen zu erhöhen, ist es besser, sich auf die unterschiedlichen Auswirkungen der verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten in unserer Ernährung zu konzentrieren.

Wer Rindfleisch und Lamm sowie Hartkäse durch pflanzliche Proteine wie Bohnen ersetzt, kann die größte Wirkung auf das Klima erreichen. Auch Schweinefleisch, Huhn, Fisch und Eier haben eine wesentlich geringere Klimawirkung als Rindfleisch und Lamm.

Investition in Biokraftstoffe

Auch die großen Investitionen in Biokraftstoffen sind nach Angaben der Forscher klimaschädlich. Denn alle Biokraftstoffe aus Ackerkulturen haben so hohe Emissionen, dass sie laut der Studie nicht mehr als klimafreundlich bezeichnet werden könnten.

Der Anbau der Pflanzen erfordert erhebliche Flächen und erhöht daher die Entwaldung weltweit. Bei den Biokraftstoffen wie Ethanol (aus Weizen, Zuckerrohr und Mais) sowie Biodiesel (aus Palmöl, Raps und Soja) sind die Kohlendioxidkosten höher als die Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Diesel, so die Autoren.

Biokraftstoffe, die aus Abfällen und Nebenprodukten hergestellt werden, haben diese Wirkung nicht. Jedoch sei ihr Potenzial gering.

Hintergründe

Im ökologischen Landbau wird kein Düngemittel verwendet. Ziel ist es, Ressourcen wie Energie, Land und Wasser langfristig und nachhaltig zu nutzen. Die Nutzpflanzen werden hauptsächlich durch die im Boden vorhandenen Nährstoffe ernährt. Hauptziele sind eine größere biologische Vielfalt und ein Gleichgewicht zwischen tierischer und pflanzlicher Nachhaltigkeit. Es werden nur natürlich gewonnene Pflanzenschutzmittel verwendet.

Die Argumente für die Bio-Lebensmittel konzentrieren sich auf die Gesundheit der Verbraucher, den Tierschutz und verschiedene Aspekte der Umweltpolitik.

Es gebe gute Gründe für diese Argumente, aber gleichzeitig fehlen wissenschaftliche Beweise dafür, dass Bio-Lebensmittel im Allgemeinen gesünder und umweltfreundlicher sind als konventionell erzeugte Lebensmittel, so die schwedische Lebensmittelbehörde. Die Unterschiede zwischen den Betrieben seien groß, wobei die Interpretation je nachdem, welche Umweltziele man priorisiert, unterschiedlich ist. Gleichzeitig können die heutigen Analysemethoden nicht alle Aspekte vollständig erfassen.

Die Autoren der Studie verwenden bei ihrer Forschung auch Statistiken des schwedischen Landwirtschaftsministeriums über die Gesamtproduktion in Schweden und die Erträge pro Hektar für den ökologischen und konventionellen Landbau für die Jahre 2013-2015.

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion