Weniger Luftverschmutzung: Corona-Pandemie begünstigt Erderwärmung – und Solarenergie
Während in Europa nach und nach die Zahl der erlaubten Aktivitäten mit COVID-19 stiegen, kletterte in Sibirien das Quecksilber in ungeahnte Höhen. Seit 1958, dem Beginn der Wetteraufzeichnungen war es dort noch nie auch nur ansatzweise so warm. In der russischen Region Krasnojarsk, nördlich des 70. Breitengrades, überbot die aktuelle Hitzewelle den bisherigen Rekordwert um 13° Celsius und verdoppelte den Wert auf sommerliche 25° C.
Doch nicht nur Sibirien zeigte sich ungewöhnlich warm. Die warmen Luftmassen erstreckten sich über Nordeuropa bis nach Grönland. Die ungewöhnlichen Temperaturen lösten mehrere Waldbrände aus. Nach Angaben des US-amerikanischen National Snow and Ice Data Center (NSIDC) schrumpfte das arktische Meereis zudem auf seine viertkleinste Ausdehnung seit den 1970er-Jahren.
„Insgesamt war der Winter nicht besonders warm, aber das ist im letzten Monat gekippt, und jetzt sehen wir die Auswirkungen“, erklärte NSIDC-Direktor Mark Serreze gegenüber Medienvertretern. „An der sibirischen Küste, wo es am wärmsten war, öffneten sich große Löcher.“
Globale Erwärmung: Luftverschmutzung bremst Klimaveränderung
Schuld an den Klimaveränderungen ist die Luftverschmutzung – allerdings in einer anderen Art und Weise als üblich.
Durch weitreichende Ausgangsbeschränkungen der Corona-Pandemie standen nicht nur viele Menschen still, sondern auch die Industrie. Infolgedessen sanken auch die Emissionen von CO2 und Feinstaub.
Computersimulationen des Erdklimas des Barcelona Supercomputing Center, durchgeführt von Ökologe Juan Acosta Navarro, legen nahe, dass das Fehlen von Aerosolen und Partikeln schließlich zu den sommerlichen Temperaturen führten.
„weather.com“ erklärt: „Diese Partikel reflektieren einen Teil des eingestrahlten Sonnenlichts zurück ins All, und dienen als Kondensationskeime für die Bildung von Wassertröpfchen, aus denen schließlich helle und damit reflektivere Wolken entstehen.“
Mit anderen Worten: Emissionen kühlen unseren Planeten und wirken so der […] Erwärmung entgegen. Forscher der Universität Washington beziffern den kühlenden Effekt auf ca. 1,5° Celsius. Eine Studie der American Geophysical Union spricht von etwa „einem Drittel der heutigen Erwärmung durch Treibhausgase“.
Erwärmung begünstigt Borkenkäfer
Die Erwärmung wiederum begünstigt die Ausbreitung und Vermehrung verschiedener Schädlinge. Während in Sibirien Sommer herrscht, kämpfen hessische Waldbesitzer gegen Borkenkäfer. Die Population der Schädlinge sei „auf eine bislang nicht dagewesene Größe angewachsen“, teilte der Hessische Waldbesitzerverband mit. In einigen Regionen könnte die Fichte sogar „in den nächsten Jahren verschwinden.“
Die Ursache des Schädlingsbefalls sieht der Verband im Klima der vergangenen Jahre. Dank dem warmen und trockenen Klima konnten sich die Borkenkäfer 2018 und 2019 rasant vermehren.
Allein im vergangenen Jahr mussten durchschnittlich sechs Prozent der Waldfläche geschlagen werden – das entspricht der Stadtfläche Bremens „und die Größe der Kahlflächen nimmt weiter zu“.
Corona-Lockdown erhöht Leistung von Solarzellen
Obwohl hohe Temperaturen die Effizienz von Solarzellen verringern, zeigte sich der Corona-Lockdown „gnädig“ gegenüber der Solarenergie. Weniger Treibhausgase und Emissionen bedeutet mehr Sonnenenergie auf der Erde und erhöht damit die Leistung von Solarzellen.
Ein Beispiel aus Indien: „Delhi ist eine der am stärksten verschmutzten Städte auf dem Planeten“, sagte Ian Marius Peters vom Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien in Deutschland. „Außerdem hat Indien zu Beginn der Pandemie eine drastische und plötzliche Sperre verhängt. Das bedeutet, dass die Verringerung der Luftverschmutzung sehr plötzlich erfolgte, sodass sie leichter zu erkennen ist.“
Peters und seine Kollegen hatten zuvor in verschiedenen Städten, unter anderem in Delhi, geforscht, wie sich Dunst und Luftverschmutzung darauf auswirken, wie viel Sonnenlicht den Boden erreicht, und wie sich die Luftverschmutzung auf die Leistung von Sonnenkollektoren auswirkt. Anhand von Daten aus früheren Studien berechneten die Forscher die Veränderungen der Sonneneinstrahlung.
Sie fanden heraus, dass Ende März die Intensität des Sonnenlichts in Delhi, im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 um etwa acht Prozent zunahm. In ihrer Studie verzeichneten sie eine Steigerung der Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit von etwa 880 Watt pro Quadratmeter auf etwa 950 W/m².
Anhand Informationen über Luftqualität und Feinstaub vermuten die Forscher, dass die geringere Luftverschmutzung dabei eine große Rolle spielte. Dazu sagte Peters:
„Der Anstieg, den wir sahen, entspricht dem Unterschied zwischen dem, was eine PV-Anlage in Houston im Vergleich zu einer in Toronto produzieren würde. Ich erwartete einen gewissen Unterschied, aber ich war überrascht, wie deutlich der Effekt sichtbar war.“
(Mit Material des Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien)
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