Was auf dem Teller landet: Hühner und Hähnchenfleisch – abartig billig
Viele Hennen und Hähne sehen aus wie gerupft, die Haut rot geschwollen – durch Milben oder parasitäre Bakterien. Sie stehen auf ihrem eigenen Kot, dicht gedrängt mit mehr als 26.000 Artgenossen in einem Stall ohne Tageslicht. Es ist eine „Elterntiere“-Farm im niedersächsischen Twistringen. Hier werden Eier „produziert“, aus denen in der Brüterei die Küken für die Fleischproduktion des Geflügelzüchters Wiesenhof schlüpfen.
Nach der Ausstrahlung dieser und weiterer Szenen in einem Medienbericht des ARD-Magazins „Report Mainz“ und einer Anzeige der Tierschutzorganisation PETA muss sich der Geflügelzüchter Wiesenhof wegen Verstößen gegen die Tierschutzgesetze vor Gericht verantworten.
Knochenbrüche am laufenden Band
Die Verstöße haben ehemalige Mitarbeiter der Farm in heimlichen Videoaufnahmen dokumentiert (im Internet zu sehen unter http://www.peta.de/web/wiesenhof.2972.html). Die Aufnahmen zeigen, wie die Hühner von Arbeitern für den Abtransport „gegriffen“ und in Transportboxen gestopft wurden: die Tiere werden geschlagen, durch die Halle geschleudert, brutal in die Transportkisten geschmettert. Federn fliegen, Knochen brechen. Die Kisten werden nicht abgelegt, sondern fallen gelassen. Einem Huhn wird das Genick gebrochen, indem ein Mann es am Kopf festhaltend um ihre eigene Achse schleudert – offenbar ohne vorhergehende Betäubung! Die Tiere schreien vor Schmerzen und Angst.
Unwürdige Zustände werden bestritten
Der Konzern PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG, wozu auch die bekannte Marke Wiesenhof gehört, beteuert, dass diese Tierschutzverstöße Ausnahmen seien. Außerdem stelle Wiesenhof eine Strafanzeige – nicht nur gegen den Betreiber der zu dem Zeitpunkt zu Wiesenhof gehörigen Farm, sondern auch gegen PETA, der Wiesenhof vorwirft, den Betrieb zu Zwecken von PETA instrumentalisiert zu haben.
Wenn diese brutalen Behandlungen, wie die des „Geflügelgreifer“-Trupps, Ausnahmen waren, wie werden die Hühner denn für gewöhnlich abtransportiert? Das wollte The Epoch Times von Wiesenhof wissen. Doch trotz wiederholter telefonischer Anfragen blieb die jeweils noch für den gleichen Tag versprochene Antwort vom Pressesprecher Frank Schroedter aus.
PETA selbst sieht in diesem Beispiel nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich wirken die Greifer in dem Film in ihrem brutalen Vorgehen routiniert – als krähe für gewöhnlich kein Hahn danach, wie es um die Einhaltung der Tierschutzgesetze steht.
Legales Leid
Wie auch immer die Tiere zur Schlachtung für gewöhnlich abtransportiert werden: Die Haltung vor dem Transport ist Leid genug und es stellt sich die Frage, mit welchem Recht wir Menschen die Tiere diesen entsetzlichen Preis bezahlen lassen, damit wir täglich billiges Fleisch haben können? Doch Vater Staat nimmt den Bürgern die schwere Last des Gewissens ab und sagt: Es ist in Ordnung, ich habe es gesetzlich erlaubt, 39 Kilo pro Quadratmeter dürfen gehalten werden.
„Gegen Ende der Mast sind das bis zu 25 Hühner, die auf einen Quadratmeter gequetscht werden“, sagt Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte. „Dass diese drangvolle Enge schwerwiegende Leiden bei den Tieren verursacht, ist doch völlig klar. Wenn sie dann noch zusätzlich ohne Rücksicht auf Verletzungen behandelt und per Genickbruch (ohne Betäubung) einfach umgebracht werden, wie offenbar bei Wiesenhof, kann man das nur als die Hölle auf Erden bezeichnen.“
Für Fleisch die Knochen hinhalten
Das Leben der Masthühnchen und -hähnchen in solchen Fleischfabriken dauert nur ein paar Wochen, ist aber noch qualvoller als das der Elterntiere: Ihre Art wurde so gezüchtet, dass sie besonders schnell besonders viel Fleisch ansetzen. Nach sieben Wochen haben diese Tiere das 60-Fache ihres Schlupfgewichts zugelegt. Das ist, als „würde ein Kind beim Eintritt in die Schule etwa 210 Kilogramm wiegen!“, sagt die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V.. Doch die zarten Knochen, Sehnen und Gelenke können das Gewicht nicht tragen. Die Knochen deformieren, Gelenke spreizen auseinander. Die jungen Tiere liegen viel. „Noch heute besitzen einige Vertreter der Geflügelwirtschaft die unverschämte Dreistigkeit, wider besseres Wissen den Verbrauchern das viele Sitzen und Liegen der Masthühner als ‚Zeichen ihres Wohlbefindens‘ zu erklären“, berichtet Eckard Wendt auf www.tierschutz-landwirtschaft.de.
Bereits vor Jahren deckte PETA in einem Wiesenhof-Zuliefermastbetrieb in Bayern Verstöße gegen Mindeststandards auf. Dort fand man zwischen den Tieren auch tote Hühner – teilweise im Verwesungszustand -, die vermutlich durch die Verkrüppelungen nicht mehr an Futter und Wasser gelangten.
Massentierhaltung für die Massen
Paul-Heinz Wesjohann, der Eigner der PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG, sieht in der Massentierhaltung eine Wohltat für die Massen, weil er ihnen so Fleisch zu einem Preis wie vor 50 Jahren biete. – Allerdings berichtete das ZDF-Magazin Frontal 21 im Juli 2007 unter andrem auch von einem Stundenlohn des Konzerns, der dem in den 60er Jahren des vorigen Jahunderts nahekommt: für 3,50 Euro pro Stunde sollen polnische Staatsbürger im Akkord für PHW geschuftet haben. „Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt“ lautet der wohlklingende Slogan der PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG, zu der neben Wiesenhof auch die Marken „Fitkost“ und „Bauernglück“ (Aldi Nord) gehören. Dumpinglöhne sowie die Nichtzahlung von Steuern und Sozialabgaben sind in der fleischverarbeitenden Industrie gemäß einer Stellungnahme des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom Januar 2009 zum Thema „illegale Beschäftigung“ alles andere als eine Seltenheit.
Die Verantwortung, diese mangelnde Verantwortung gegenüber Mensch und Tier weiterhin zu unterstützen und quasi in Auftrag zu geben, liegt bei den Verbrauchern selbst. „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“, sagt Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte, „solange die Verbraucher extrem billige Grillhähnchen, Chicken Wings und Nuggets massenweise kaufen, wird es Produzenten geben, die möglichst billig produzieren.“
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