Verleihung des Deutschen Umweltpreises
Die Verleihung des 15. Deutschen Umweltpreises fand am Sonntag in Achen statt. Der mit 500.000 Euro höchst dotierter Umweltpreis Europas geht an Unternehmen und Organisationen, die Umweltprobleme frühzeitig erkennen und geeignete Strategien zu deren Entlastung entwickeln. Diesjährige Träger sind der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, der Gründer der Schwalmstädter Firma Konvekta, Carl H. Schmitt, gemeinsam mit seinem langjährigen Entwicklungsleiter und heutigen Direktor des Instituts für Thermodynamik der Technischen Universität (TU) Braunschweig, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler, sowie die langjährige Oberbürgermeisterin Heidelbergs, Beate Weber.
Bundespräsident Horst Köhler, der den Preis wegen technischer Probleme der Flugbereitschaft nicht persönliche überreichen konnte, hob in seiner Stellungnahme die enorme Bedeutung des Klimaschutzes hervor. Beim Klimawandel zeige es sich besonders deutlich, „dass die Nationen der Welt eine Schicksalsgemeinschaft sind. Jetzt sehe ich die große Chance, dass sie endlich auch zur Verantwortungs- und zur Lerngemeinschaft werden.“
Dabei seien Aufgaben zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt riesig, aber nicht unlösbar. „Mit modernen, kohlenstoffarmen Technologien, mit einer nachhaltigeren Gestaltung unseres Lebensstils im Sinne von ‚gut leben’ statt ‚viel haben’ und einem fairen Miteinander der reichen und armen Staaten dieser Welt können wir dafür sorgen, dass die Erde auch für unsere Kinder und Enkel wohnlich bleibt.“ Die Frage sei, ob es schon ein mutiges und stimmiges Konzept gebe, die „neue industrielle Revolution“ voranzutreiben. Die Träger des Deutschen Umweltpreises gäben mit ganz konkreten Beispielen Mut, auf diese Frage zukunftsfähige Antworten zu finden.
Prof. Dr. Martin Faulstich, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen, betonte in seiner im Festakt per Film eingespielten Laudatio auf Schellnhuber, er habe mit hoher Kompetenz und persönlichem Engagement die internationale Klimaschutz-Diskussion geprägt. Es bestehe kein Zweifel mehr am Treibhauseffekt und dass dieser die Erde stärker bedrohe als bisher angenommen. Daher sei mehr denn je entschiedenes und gemeinsames Handeln von Politik und Wissenschaft notwendig. Zu den Preisträgern Köhler/Schmitt führte Faulstich aus, ihrer Pioniertat sei es zu verdanken, dass es heute eine umweltverträgliche Alternative zu stärker klimaschädigenden Kältemitteln in Fahrzeug-Klimaanlagen gebe. Sie hätten gezeigt, dass eine intensive Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Forschung letztlich zum Erfolg führe.
Zivilgesellschaften sollen Politik zur Lösung der Probleme „vor sich her treiben“
Schellnhuber kritisierte, dass die Mahner vor den Folgen einer Klimaveränderung bisher immer auf taube Ohren gestoßen seien, erst das Jahr 2007 einen Wandel herbeigeführt habe. Die Situation sei tatsächlich dramatisch und alles andere als ein Luxusproblem. Notwendig sei es in der Zukunft angesichts endlicher Energien wir Gas, Öl und Kohle, Energiesysteme neu zu erfinden und vor allem auf erneuerbare Energien zu setzen. Und da eine Klimaveränderung von zwei Grad in jedem Fall kommen werde, müssten etwa Städte neu geplant, müssten um sie herum landschaftliche „Speckgürtel“ angelegt werden, um eine energetische Versorgung der Bewohner etwa mit Bioenergie sicher zu stellen. Einer „Ökodiktatur“ erteilte Schellnhuber eine klare Absage. Vielmehr müssten die Zivilgesellschaften noch viel stärker mobilisiert werden, um die Politik zur Lösung der Probleme „vor sich her zu treiben“.
Kältemittel Kohlendioxid für Autos
Schmitt und Köhler betonten, dass der Einsatz von natürlichem Kohlendioxid als Kältemittel in Fahrzeugklimaanlagen als Ersatz für die 1.400-fach klimaschädlicheren chemischen Mittel bei der Herstellung natürlich zunächst zusätzliche Kosten produziere – doch das sei bei jeder neuen Technologie so. Und natürlich sei es das Interesse der chemischen Industrie gewesen, in diesem Milliarden-Markt weiter mitspielen zu können. Umso mehr lobten sie den Mut der deutschen Automobilindustrie, auf diese Technik umzustellen. Ob das auch für den Markt in den USA gelinge, müsse abgewartet werden, denn in den USA sei das Thema Klimaschutz ja überhaupt erst seit einem Jahr ein Thema.
Zur Preisträgerin Weber sagte Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), ebenfalls in einer Videobotschaft, nachhaltige Entwicklung der Welt könne nur erreicht werden, wenn sie auf kommunaler Ebene umgesetzt werde. Eine der Ersten, die das gemacht habe, sei Beate Weber in Heidelberg gewesen. Sie erhalte den Deutschen Umweltpreis „als Signal für viele in der Kommunalpolitik, vor Ort das zu tun, was wir brauchen, um diesen Planeten auf Dauer lebensfähig zu erhalten.“ Die Oberbürgermeisterin sagte, es habe ihr viel Freude gemacht, sich mit diesem interessanten Thema politisch zu befassen. Mit „wunderbaren Beschäftigten“ in der Heidelberger Stadtverwaltung sei es ihr gelungen, Strukturen aufzubrechen und vom globalen Denken zum lokalen Handeln zu kommen. Nicht durch Verordnungen, sondern durch gemeinsames Handeln habe es Heidelberg geschafft, die Unternehmen der Stadt in die Umwelt- und Klimaschutz-Aktivitäten einzubeziehen und als verlässliche Partner für die Zukunft zu gewinnen. (jel/DBU)
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