Studie: Kein Fleisch ist auch keine Lösung

Eine flächendeckende fleischlose Ernährung wird die Klimakrise nicht lösen. Forschungen internationaler Forscher legen nahe, dass Fleisch nicht das Problem ist, sondern die Auswirkungen von intensiver, kommerzieller Massentierhaltung. Dabei könnten integrierte Systeme auf lokaler Ebene deutlich nachhaltiger sein als die Devise "kein Fleisch".
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Fleisch auf dem Grill.Foto: iStock
Von 20. Dezember 2020

Viehhaltung und Fleischkonsum werden in der westlichen Welt für negative Umweltauswirkungen kritisiert. Die Förderung und Forderung einer fleischlosen Ernährung ist jedoch keine pauschale Lösung für die Klimakrise. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Internationalen Zentrums für Tropische Landwirtschaft (CIAT). Der Kein-Fleisch-Ansatz missachte zudem die Rolle, die Viehhaltung in Entwicklungsländern spielt. Dabei ist sie in diesen Ländern oft nicht nur entscheidend für das Einkommen, sondern auch die Ernährung und die (grüne) Landwirtschaft.

„Schlussfolgerungen, die in weit verbreiteten Berichten gezogen werden, argumentieren, dass eine Hauptlösung für die Klima- und Gesundheitskrise weltweit darin besteht, kein oder wenig Fleisch zu essen. Aber sie sind voreingenommen gegenüber industrialisierten, westlichen Systemen“, sagte Birthe Paul. Paul ist Hauptautorin einer kürzlich in „Environmental Research Letters“ veröffentlichten Studie.

Viehzucht in Afrika: überbevölkert aber unterrepräsentiert

Diese einseitige Fokussierung auf die westliche Welt zeige sich jedoch auch in der Forschung. So beschäftigen sich lediglich 13 Prozent der gesamten seit 1945 veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur über Viehzucht mit Afrika. Der Kontinent beherbergt jedoch etwa ein Viertel der weltweiten Nutzviehpopulation: Rinder (20 Prozent), Schafe (27 Prozent) und Ziegen (32 Prozent).

Zudem befinden sich acht der zehn weltweit führenden Institute, die Forschungsergebnisse über Nutztiere veröffentlichen, in den Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden. Nur zwei, darunter das International Livestock Research Institute (ILRI), haben ihren Hauptsitz in Afrika. Gerade dort, wo die Viehwirtschaft das Rückgrat der Wirtschaft ist, sind nur wenige Daten verfügbar.

Die Autoren argumentieren weiter, dass der Fokus auf negative Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit der (Massen-) Tierhaltung die kritische, aber positivere Rolle der Viehzucht in Bezug auf Ökosystemleistungen ignoriert. Dabei, so die Forscher weiter, geht es auch um systemische Fragen der Tierhaltung.

„Keine pauschale Lösung für das Klima und kann nicht überall angewendet werden“

„Gemischte Systeme in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, bei denen die Tierproduktion vollständig mit der Pflanzenproduktion verbunden ist, können tatsächlich ökologisch nachhaltiger sein“, sagte An Notenbaert. „In Afrika südlich der Sahara ist Dung eine Nährstoffressource, die die Gesundheit des Bodens und die Produktivität der Pflanzen aufrechterhält, während in Europa riesige Mengen an Dung, die durch die industrialisierte Viehzucht zur Verfügung gestellt werden, die landwirtschaftlichen Flächen überdüngen und Umweltprobleme verursachen.“

Auch die Futtermittelproduktion erfolgt eher lokal, während sie in industrialisierten Systemen meist importiert wird. In Brasilien beispielsweise müssen Regenwälder dem Soja-Anbau weichen, welches dann, zu Kraftfutter verarbeitet, Tiere in Ländern wie Vietnam oder Europa füttert.

Die Fleischproduktion selbst ist nicht das Problem. Wie bei jedem Lebensmittel vervielfachen sich die Auswirkungen auf unsere Umwelt, wenn es in Massen produziert, intensiviert und kommerzialisiert wird“, sagt Polly Ericksen, Forschungsleiterin am International Livestock Research Institute

Die Eliminierung von Fleisch aus unserer Ernährung wird dieses Problem nicht lösen. Während die Befürwortung einer Fleisch-ärmeren Ernährung in industrialisierten Systemen Sinn macht, ist dies keine pauschale Lösung für das Klima und kann nicht überall angewendet werden.“

Kein Fleisch setzt sich durch … in Afrika

Die Autoren räumen ein, dass die Tierhaltung Treibhausgase wie Methan emittiert. Es reiche zudem nicht, die Tiere produktiver zu machen. Man müsse stattdessen ressourceneffiziente und umweltfreundliche Systeme entwickeln, die die Emissionen aus der Landwirtschaft aktiv reduzieren.

Die Autoren verweisen dabei auf eine Reihe von Lösungen, die einen höheren Einfluss auf die Umwelt haben. Sowohl verbessertes Tierfutter, damit Tiere weniger Treibhausgase pro Kilogramm Milch oder Fleisch ausstoßen als auch besser bewirtschaftetes Weideland und die Vermischung von Ackerbau und Viehzucht, bei der der Dung wieder in den Boden gepflügt wird, können Landwirten UND der Umwelt zugutekommen.

Entgegen der Erwartung, scheint sich der „Kein-Fleisch“-Ansatz jedoch gerade in Afrika zu zeigen. Mit dem Klimaschutz habe das jedoch wenig zu tun, sondern vielmehr mit sinkenden Einkommen der Viehwirte. Die Welternährungsorganisation (FAO) erwartet einen Rückgang des Fleischkonsums in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Bis zum Jahr 2028 könnte dieser auf durchschnittlich 12,9 Kilogramm pro Person sinken – Folgen für die menschliche Gesundheit wie Unterernährung und Verkümmerung nicht ausgeschlossen. Für die Vereinigten Staaten rechnet die FAO hingegen mit einem Anstieg auf über 100 Kilogramm pro Person. Den höchsten Wert weltweit.

(Mit Material des Internationalen Zentrums für Tropische Landwirtschaft (CIAT))



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