NABU zieht Bilanz über die Umweltpolitik
Zur Bürgerschaftswahl am 24. Februar startete der Naturschutzbund (NABU) Hamburg im Januar die Kampagne „www.wurmdrin-hamburg.de“ und fragte bei den Hamburger Parteien nach, wie sie der Natur helfen wollen. Außerdem zeigt NABU auf, wo in Hamburgs Umweltpolitik schon heute der „Wurm drin!“ ist und verleiht den Verantwortlichen für aktuelle madige Zustände den „Wurm der Woche“.
Wurm der Woche für den Senat von Ole von Beust
So erhielt aktuell den Wurm der Woche der Senat von Ole von Beust für die Weigerung, der Bürgerschaft die Akten zu den Verhandlungen mit Vattenfall über das Kohlekraftwerk in Moorburg zur Verfügung zu stellen. NABU vermutet, dass es in den Verhandlungen geheime Absprachen mit Vattenfall gegeben habe. Als Grund der Ablehnung nannte der CDU-Senat laut Hamburger Abendblatt die Gefährdung des „Staatswohls“, wenn Details aus den Verhandlungen bekannt würden. Der NABU hingegen sieht das „Staatswohl“ gefährdet, wenn die parlamentarische Kontrolle nicht mehr funktioniert.
Der nächste Senat muss laut NABU umsteuern
Im Rahmen der Wurm-drin-Kampagne zog der Naturschutzbund NABU Bilanz über die Hamburger Umweltpolitik des vergangenen Jahres. NABU stellte dem amtierenden Senat für dessen Naturschutzpolitik ein schlechtes Zeugnis aus. Der nächste Senat müsse im Naturschutz gänzlich umsteuern.
Artenschwund
Hamburg zeichne sich zwar durch seine Vielfalt an Arten und naturnahen Lebensräumen aus, erklärte Rolf Bonkwald, Vorsitzender des NABU Hamburg. Von den 1.108 in Hamburg ursprünglich heimischen Pflanzenarten seien aber bereits 235 ausgestorben. Heute seien immer noch 55 Prozent der in Hamburg angesiedelten Farn- und Blütenpflanzen gefährdet und 22 Prozent davon vom Aussterben bedroht. Bei den Säugetieren seien 39 und bei den Schmetterlingen sogar 83 Prozent gefährdet. 34 Prozent der Brutvögel stehen auf der Roten Liste. Selbst der Bestand des einst häufigen Haussperlings habe in den letzten drei Jahrzehnten um 30 Prozent abgenommen. „Eine der wichtigsten Ursachen für den Artenschwund in Hamburg ist die Zerstörung der Lebensräume“, erklärt der NABU-Chef. „Unter dem derzeitigen Senat werden jedes Jahr 350 Hektar Fläche in Hamburg bebaut – das entspricht fast 500 Fußballfeldern! Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird sich Hamburg spätestens 2020 nicht mehr Grüne Metropole rühmen können“, betont Stephan Zirpel, Geschäftsführer des NABU Hamburg.
Begrüßenswert ist nach Ansicht des NABU, dass der Senat mit der Ausweisung neuer Naturschutzgebiete (NSG) den Anteil der Naturschutzfläche an der Landesfläche auf über acht Prozent gesteigert hat. „Das ist ein Spitzenwert in Deutschland“, bestätigt Bonkwald. „Die seit Jahren anhaltenden Kürzungen der finanziellen und personellen Mittel durch den Senat sorgen aber für eine stetige Verschlechterung des Naturschutzes.“ Es fehle unter anderem an Pflege- und Entwicklungsplänen für die Schutzgebiete.
Arten werden Wirtschafts-interessen geopfert
Deutschland und auch Hamburg hätten eine internationale Verpflichtung, ihr Naturerbe zu erhalten. „Der Schutz heimischer Arten wird bei uns immer wieder kurzfristigen Wirtschaftsinteressen geopfert“, sagt Bonkwald verärgert.
Beispiel Elbvertiefung
Die international geschützte Elbmündung von Cuxhaven bis Hamburg mit zahlreichen Lebensräumen seltener Tiere und Pflanzen droht durch die erneute „Fahrrinnenanpassung“ zerstört zu werden. Die negativen Folgen der letzten Elbvertiefung von 1999 auf die Natur sind schon jetzt entlang des gesamten Unterlaufes der Elbe sichtbar. Bonkwald ist sich sicher, dass „eine weitere Elbvertiefung internationalem und nationalem Naturschutzrecht widerspricht. Der Senat sollte endlich über seinen provinziellen Tellerrand hinausschauen und sich an einem norddeutschen Hafen- und Küstenkonzept beteiligen.“
Die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) mit dem Ziel, den ökologischen Zustand der Gewässer in allen EU-Mitgliedsstaaten bis 2015 zu verbessern, laufe in Hamburg nach Ansicht des NABU nur schleppend. Umfangreiche Renaturierungen an Hamburgs Gewässern seien dringend erforderlich.
NABU-Fazit: Ein Flop
„Die Hamburger Naturschutzpolitik ist ein Flop“, so der NABU-Chef abschließend. Der neue Senat müsse den Umweltschutz endlich als gleichberechtigten Partner zur Wirtschaft etablieren.
(Quelle: NABU)
Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 8 (20. Feb. – 26. Feb. 2008 )
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