Mist! – Ein Widersacher.
Tiere, die in größeren Verbänden zusammen leben, sind darauf angewiesen, innerhalb der eigenen Gruppe „Freund“ von „Feind“ zu unterscheiden. Für viele Tiere scheint dabei die olfaktorische Wahrnehmung bzw. der Geruchssinn eine wesentliche Rolle zu spielen. So wurde in diesem Zusammenhang die zentrale Bedeutung des Geruchssinns schon für Ameisen, Honigbienen, Eichhörnchen, Lemuren, Ratten oder Mäuse nachgewiesen.
Forscher der Universität Regensburg um Dr. Konstanze Krüger vom Institut für Zoologie fanden nun heraus, dass auch Pferde ihre Widersacher und Konkurrenten innerhalb der eigenen Gruppe unter anderem am Geruch des jeweiligen Kots identifizieren können. Pferde haben ausgezeichnete körperliche Voraussetzungen für die Wahrnehmung mit dem Geruchssinn. Über ihre Nase können sie schon durch einen einzigen Atemzug große Mengen an Luft inhalieren. Darüber hinaus sind ihre Nasenlöcher voneinander getrennt und zeigen in verschiedene Richtungen, was den Geruchssinn noch verbessert. Dennoch wurde die olfaktorische Wahrnehmung bei Pferden bislang nur unzureichend untersucht.
Im Rahmen ihrer Analyse führten die Regensburger Zoologen zwei verschiedene Experimente durch. Während eines ersten Experiments gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob Pferde die genaue Gruppenzugehörigkeit anderer Pferde durch den Geruch des Kots ausmachen können. Dafür wurden den Versuchstieren unterschiedliche Kotproben vorgelegt: 1. der eigene Kot, 2. die Exkremente anderer Pferde der eigenen Gruppe, 3. der Kot von fremden Stuten und schließlich 4. die Proben von fremden Wallachen. In einem zweiten Experiment untersuchten die Forscher dann, ob Pferde ihre Gruppenmitglieder über die jeweiligen Kotproben zuordnen können. Dafür wurden Versuchstiere aus zwei Pferdegruppen mit dem Kot ihrer Gefährten nach dem Zufallsprinzip konfrontiert.
Im ersten Experiment fanden die Forscher heraus, dass die Versuchstiere den eigenen Kot von denen ihrer Gruppenmitglieder unterscheiden konnten. Allerdings machten sie keine Unterscheidung, was Geschlecht oder Gruppenzugehörigkeit betrifft. Im Rahmen des zweiten Experiments konnten die Zoologen beobachten, dass die Pferde beider Gruppen gerade den Kotproben derjenigen Pferde die meiste Aufmerksamkeit widmeten, die den Versuchstieren im Vorfeld aggressiv gegenübergetreten waren. Die Ergebnisse beider Experimente legen daher den Schluss nahe, dass auch Pferde einzelne Konkurrenten innerhalb der eigenen Gruppe über den Kot identifizieren können.
Für ihre Arbeit konzentrierten sich die Regensburger Forscher auf die olfaktorische Wahrnehmung von Stuten und kastrierten männlichen Tieren (Wallache). Die einzelnen Versuchstiere hatten zum Zeitpunkt der Experimente schon mindestens sechs Monate in stabilen Gruppen zusammen gelebt. Die Hierarchie innerhalb einer solchen Gruppe bildet sich bei Pferden schon nach wenigen Tagen heraus.
Pferde leben in relativ stabilen Verbänden aus bis zu 25 Tieren. Diese bestehen aus ein bis fünf Hengsten und mehreren Stuten sowie deren Nachkommen. Das mitunter komplexe Sozialsystem erfordert von den Tieren die Fähigkeiten, sich an vergangene Erfahrungen in der Gruppe zu erinnern, Bekanntes von Unbekanntem zu unterscheiden und andere Gruppenmitglieder zu erkennen sowie deren sozialen Status zuzuordnen. (idw-online / sfr)
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