Japan: Mindestens 26 Tote durch Taifun „Hagibis“ – Vororte von Tokio verwüstet

Es war einer der gefährlichsten Taifune seit Jahrzehnten: Während am Tag danach in Tokio und Umgebung wieder die Sonne scheint, laufen in den Überschwemmungsgebieten die Rettungs- und Aufräumarbeiten. Tausende Soldaten sind im Einsatz.
Titelbild
Der überflutete Fluss Arakawa in Tokio nach dem Taifun "Hagibis" am 13. Oktober 2019. Bei dem Taifun kamen 11 Menschen ums Leben.Foto: STR/JIJI PRESS/AFP via Getty Images
Epoch Times13. Oktober 2019

In Japan hat der verheerende Taifun „Hagibis“ eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Während die Bewohner Tokios glimpflich davon kamen, war die Situation in einigen Vororten der japanischen Hauptstadt verheerend. Erdrutsche brachten Häuser zum Einsturz, zahlreiche Flüsse traten über die Ufer. Starkregen und heftige Sturmböen führten unter anderem in der zentralen Provinz Nagano zu Überflutungen und Schlammlawinen. Mehr als 110.000 Häuser waren am Sonntagabend (Ortszeit) noch von der Stromversorgung abgeschnitten.

„Die Regierung wird ihr Möglichstes tun“ um Hilfe zu leisten, betonte Regierungschef Shinzo Abe. Die Rettungsaktionen würden die ganze Nacht über fortgesetzt, versprach er.

Die Zahl der Todesopfer in Folge des Taifuns in Japan erhöht sich immer mehr. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, stieg die Zahl der Toten auf mindestens 26. Es würden derzeit 23 Menschen vermisst. Durch den Wirbelsturm, der Tokio und andere Gebiete des Landes heimgesucht hatte, wurden mehr als 160 Bewohner in weiten Teilen des Inselreiches verletzt.

Der Wirbelsturm „Hagibis“ (Philippinisch für „schnell“), der sich inzwischen im Nordosten über dem Meer zu einer Tiefdruckzone abschwächte, hatte mit rekordstarken Regenfällen Flüsse über die Ufer treten lassen und massive Überschwemmungen verursacht.

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Das Militär schickte rund 27.000 Soldaten zur Verstärkung der Rettungs- und Bergungstrupps in die betroffenen Gebiete des Landes. Mit Militärhubschraubern und Schlauchbooten wurden Menschen aus Häusern gerettet. Während die Evakuierungsanweisungen am Sonntag in Tokio und den meisten Teilen Zentral- und Ostjapans wieder aufgehoben wurden, warnten die Behörden weiter vor der Gefahr durch Erdrutsche. Demnach gingen in 12 Provinzen mindestens 48 Erdrutsche und Schlammlawinen ab.

Fernsehsender zeigen Luftaufnahmen von überschwemmten Wohngebieten unter anderem in der mit am schwersten betroffenen Provinz Nagano. Auch in vielen anderen Gegenden waren Flüsse übers Ufer getreten und Dämme gebrochen, wodurch Häuser und Straßen überflutet wurden.

Millionen Menschen sollten ihre Häuser verlassen

7,3 Millionen Menschen waren dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Mehr als 135.000 Menschen befanden sich am Sonntagabend (Ortszeit) noch in Notunterkünften.

„Das Wasser in meinem Haus stand bis über meinen Kopf“, sagte der Finanzexperte Hajime Tokuda aus Kawasaki der Nachrichtenagentur AFP. Er brachte sich zunächst in ein Haus seiner Familie in der Nähe in Sicherheit, musste jedoch mit einem Boot gerettet werden, als dieses ebenfalls überflutet wurde.

Verzweifelte Reisbauern und Blumenzüchter in der nördlich von Tokio gelegenen Präfektur Saitama versuchten am Sonntag, ihren Ernteverlust zu beziffern. „Wir hatten nie zuvor eine derartige Überflutung in dieser Gegend“, sagte ein Bauer. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, um Ordnung in dieses Chaos zu bringen.“

Wetterbehörde rief höchste Alarmstufe für Großraum Tokio aus

Mit Militärhubschraubern und Schlauchbooten werden Menschen aus überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht. Vielerorts gab es Erdrutsche, umgestürzte Bäume blockierten Straßen. Allein in der Tokioter Nachbarprovinz Chiba, wo erst im vergangenen Monat ein Taifun gewütet und massive Stromausfälle verursacht hatte, wurden ein Dutzend Häuser zerstört. Mehr als 100.000 Haushalte waren am frühen Sonntag von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Auch in anderen Regionen kam es in Zigtausenden Haushalten zu Stromausfällen.

„Hagibis“ war am Samstag nahe Tokio auf Land getroffen. Später zog er Richtung Nordosten weiter in jene Region, wo es 2011 zu einer Erdbeben- und Tsunamikatastrophe mit Tausenden Toten gekommen war. Auch dort kam es durch den Taifun zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen. Als Folge mussten die Organisatoren der in Japan laufenden Rugby-Weltmeisterschaft ein weiteres Spiel absagen. Betroffen war die Begegnung Namibia gegen Kanada, die in Kamaishi stattfinden sollte.

Wegen der Gefahr durch die massiven Niederschläge, die zu den schlimmsten seit rund 60 Jahren zu werden drohten, hatten die Behörden für Tokio und mehrere andere Regionen erstmals die höchste Warnstufe ausgegeben. Mehr als sechs Millionen Bewohner des Landes wurde geraten, sich vor dem Wirbelsturm – der in Japan schlicht Taifun Nummer 19 in der laufenden Saison genannt wird – in Sicherheit zu bringen.

Frachtschiff gesunken

In der Bucht von Tokio sank ein Frachtschiff aus Panama, das dort ankerte, als sich der Taifun näherte. Ein Mensch an Bord kam ums Leben, vier Besatzungsmitglieder wurden am Sonntag gerettet, wie japanische Medien berichteten. Sieben Menschen galten als vermisst.

Am Abend stufte die Wetterbehörde den Taifun von „sehr kraftvoll“ auf „kraftvoll“ herab. Noch eine Stunde vor seinem Auftreffen an Land erreichte „Hagibis“ jedoch Windgeschwindigkeiten von bis zu 216 Stundenkilometern. Starkregen und heftige Sturmböen führten zu Überflutungen und Schlammlawinen.

Erdbeben östlich von Tokio – Stromversorgung fiel aus

Rund eine halbe Stunde bevor „Hagibis“ die japanische Küste erreichte, ereignete sich in Chiba zudem ein Erdbeben der Stärke 5,7. Auch im rund 70 Kilometer entfernten Tokio war die Erschütterung noch zu spüren. Eine Tsunami-Warnung wurde nicht ausgegeben.

In der Hauptstadt Tokio wurden alle Flüge gestrichen. In tausenden Haushalten fiel der Strom aus. Einsatzkräfte arbeiteten unter Hochdruck daran, die Energieversorgung wiederherzustellen. Viele Supermärkte blieben geschlossen. Die wichtigste Hochgeschwindigkeits-Zugverbindung zwischen der Hauptstadt Tokio und Nagoya wurde eingestellt.

Autobauer wie Toyota und Honda setzten den Betrieb aus. Das Qualifying für das Formel-1-Rennen von Suzuka wurde auf Sonntag verschoben, drei Spiele der Rugby-Weltmeisterschaft wurden abgesagt.

Vor zwei Woche starben im Taifun „Faxai“ zwei Menschen

Unter den Menschen, die sich in Notunterkünfte begaben, waren auch einige Betroffene des schweren Taifuns „Faxai“, der Japan vor zwei Wochen heimgesucht hatte. Durch „Faxai“ waren zwei Menschen getötet und mehr als 36.000 Wohnungen beschädigt oder zerstört worden.

Japan wird jährlich von rund 20 Taifunen heimgesucht. Tokio ist davon in der Regel jedoch nicht stark betroffen. (afp)



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