Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt befürchtet verheerende Waldbrände im Harz
Der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Kai-Uwe Lohse, warnt vor einem möglichen Waldbrand im durch Borkenkäfer und Trockenheit stark geschädigten Harz, der außer Kontrolle geraten könnte.
„Ich bin grundsätzlich niemand, der schwarz malt. Aber die Bedingungen, dass hier im Harz bei einem Waldbrand etwas außer Kontrolle geraten könnte, sind meiner Meinung nach gegeben. Das wird auch von unabhängigen Personen bestätigt“, sagte Lohe der „Bild-Zeitung“.
Trockenheit, viel Totholz und zu wenig Löschwasser
Anlass für die Befürchtungen des Feuerwehrexperten sind neben der Trockenheit aktuelle Luftaufnahmen der Bundespolizei, die rund um den Brocken riesige Mengen toter Bäume zeigen.
Sachsen-Anhalts oberster Brandschützer sieht einen Mangel an Wasserentnahmestellen für die Feuerwehr bei einem Waldbrand im Harz. Im Landkreis Harz gebe es insgesamt 160 Löschwasserentnahmestellen wie Löschteiche, Hydranten oder Brunnen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Angaben des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt.
Für den Landesfeuerwehrpräsidenten ist das zu wenig: „Die Zahl halte ich nicht für ausreichend.
Seit dem Herbst 2019 wurde die Umwelt- und Landwirtschaftsministerin, Frau Dalbert, immer wieder darauf hingewiesen“, sagte Lohse. Es seien „mobile Löschwasserbehälter“ versprochen worden, „die saisonal in Schwerpunktgebieten aufgestellt werden sollten. Davon ist bis heute nichts umgesetzt worden“, so der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt.
Ministerium arbeitet mit veralteten Daten
Das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium schätzt die Waldbrandgefahr im Landkreis Harz dagegen nur als gering ein: „Aufgrund der bestehenden Waldbrandgefährdung liegt der Landkreis Harz in der Gefahrenklasse C – allgemeine, geringe Wandbrandgefährdung. Es wird nicht davon ausgegangen, dass der höhere Totholzanteil zu größerer Waldbrandgefährdung führt“, teilte eine Sprecherin der „Bild-Zeitung“ mit.
Lohse widersprach der Einschätzung des Ministeriums: „Die Klassifizierung ist uralt und stammt aus Zeiten, in denen Trockenheit und die Folgen des Borkenkäfers quasi nicht spürbar waren. Entscheidend für mich ist der Ist-Zustand, der momentan herrscht. Das sind riesige Mengen Totholz, die nicht beräumt werden. Dazu kommt eine Trockenheit, die nun schon drei Jahre andauert“, sagte er.
Steile Hänge begünstigen schnelle Ausbreitung von Bränden
Bereits im Januar hatte die Forstwissenschaftlerin Bettina Kietz von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen bei einem „Brandschutzforum Harz“ gewarnt.
„Das Szenario eines großen Waldbrandes im Harz wäre deutlich schlimmer als beispielsweise in der Heide. Der Harz hat sehr steile Hänge. Dadurch haben wir auch eine deutlich schnellere Feuerausbreitung. Hangaufwärts hat das Feuer quasi Rückenwind.“
Zudem gebe es in der Region durch die schmalen Täler teilweise nur sehr eingeschränkte Fluchtwege. (dts)
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