Trump twittert ironisch nach Thunbergs Wutrede: „So nett anzusehen“
Beim UN-Klimagipfel erzeugte Greta Thunberg mit ihrer Wutrede offenbar mehr Aufsehen als der Überraschungsgast Donald Trump. „Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?“, fragte die 16-jährige Schwedin mit Tränen in den Augen. „Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen. (…) Die Welt wacht auf, und es wird Veränderungen geben, ob Ihr es wollt oder nicht.“
Was US-Präsident Donald Trump, der als Überraschungsgast auftauchte, von der jungen Klima-Ikone und ihrer Rede hielt, twitterte er prompt im Nachgang. Er teilte einen Link, indem ihre Rede und ihr Wutausbruch thematisiert wurde. Trump schrieb dazu ironisch: „Sie scheint ein sehr glückliches junges Mädchen zu sein, das sich auf eine strahlende und wundervolle Zukunft freut. So nett anzusehen!“
She seems like a very happy young girl looking forward to a bright and wonderful future. So nice to see! https://t.co/1tQG6QcVKO
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) September 24, 2019
Mehr als 60 Länder haben beim UN-Klimagipfel in New York zusätzliche Anstrengungen im Kampf gegen die gefährlich schnell zunehmende Erderwärmung versprochen.
Große Wirtschaftsmächte wie Deutschland, Frankreich und China präsentierten ihre Pläne am Montag ebenso wie Tonga, die Seychellen und andere kleine Inselstaaten, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind. Die Aktivistin Greta Thunberg hatte die Staats- und Regierungschefs zuvor in einer emotionalen Wutrede beschuldigt, zu wenig zu tun.
Merkel: „Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört“
Im Publikum saß auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in ihrer späteren Rede sagte: „Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört.“ Die CDU-Politikerin stellte in New York das Klimapaket der Bundesregierung vor, das von Aktivisten und Wissenschaftlern als zu unentschlossen kritisiert wird. Sie hatte Thunberg schon vor Gipfelbeginn zu einem kurzen Gespräch getroffen.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte den Gipfel einberufen, um die Dringlichkeit eines verstärkten Kampfes gegen den Klimawandel zu verdeutlichen. 70 Ankündigungen neuer Maßnahmen kamen zusammen. Unter anderem verpflichteten sich 77 von 193 Mitgliedern der Vereinten Nationen, bis 2050 klimaneutral zu werden, also unter dem Strich keine Treibhausgase mehr zu produzieren. Auch Deutschland zählt zu diesen Ländern. 102 Städte, 10 Regionen und 93 Konzerne schlossen sich diesem Ziel an. 70 Länder versprachen, ihren nationalen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise ab 2020 zu erhöhen.
Weiteres deutliches Signal: Russland trat am Montag per Regierungsverfügung dem Klimaschutzabkommen von Paris offiziell bei. Unklar blieb aber, wie die Regierung den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 reduzieren will. Die Rohstoffgroßmacht, die vor allem von ihren Gas- und Ölressourcen lebt, gehört zu Ländern mit dem höchsten Ausstoß von Kohlendioxid.
Klimaexperten zeigten sich unzufrieden mit den Gipfelergebnissen. „Es gab nicht die Art von Klarheit und die eindeutigen Aussagen, die wir von diesen Ländern sehen wollen würden“, sagte der Direktor der International Climate Initiative vom World Resources Institute, David Waskow.
Deutsche Umweltorganisationen gingen mit Merkel hart ins Gericht. „Angela Merkel war in New York erneut mutlos – sie hat es versäumt, eine Erhöhung der ungenügenden deutschen sowie europäischen Klimaziele anzukündigen“, erklärte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger.
Thunberg warf den Politikern vor, sie seien nicht reif genug zu sagen, wie ernst die Lage sei. „Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass man das lösen kann, indem man so weiter macht wie bislang – und mit ein paar technischen Lösungsansätzen?“, fragte sie. „Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens, und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum.“
Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung „Fridays for Future“, die vergangene Woche weltweit Millionen Menschen zu einem Klima-Streik auf die Straße gebracht hatte. Zusammen mit 15 weiteren Kindern und Jugendlichen aus zwölf Ländern reichte sie am Montag eine Beschwerde beim Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen ein. Darin werfen sie den UN-Mitgliedsstaaten vor, nicht genug gegen den Klimawandel zu unternehmen und damit gegen die vor 30 Jahren verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention zu verstoßen.
Trump: „Ich glaube an saubere Luft und sauberes Wasser“
Überraschend nahm auch US-Präsident Donald Trump an dem Gipfel teil. Er kam aber zu spät und verpasste Thunbergs Rede. Und er blieb auch nur wenige Minuten, weil er zu einer Parallelveranstaltung zu religiöser Freiheit musste, zu der er selbst eingeladen hatte. Auf die Frage, warum er als Überraschungsgast erschienen sei, sagte Trump später: „Weil ich an saubere Luft und sauberes Wasser glaube. Wir haben die sauberste Luft, wir haben das sauberste Wasser.“
Trump gilt als mächtigster Bremser beim Kampf gegen den Klimawandel. Nach seinem Amtsantritt verkündete er den Ausstieg aus dem zentralen Pariser UN-Klimaabkommen – und das als Staatschef des Landes mit dem zweithöchsten Ausstoß klimaschädlicher Gase.
Die Welt hinkt weit hinter den Zielen des Pariser Abkommens von 2015 hinterher. Ziel ist es, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad. Wenn man alles zusammennimmt, was die Staaten bisher zugesagt haben, steuert der Planet aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf rund 3 Grad zu. Das hat katastrophale Folgen, die jetzt schon in vielen Weltregionen sehr deutlich zu spüren sind, zum Beispiel durch den steigenden Meeresspiegel und die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Wirbelstürme.
UN-Generalsekretär Guterres zeigte sich zum Abschluss des Gipfels zufrieden mit den Ergebnissen. „Heute in dieser Halle hat die Welt klare Handlungen und konkrete Initiativen gesehen“, sagte er. Guterres stellte aber auch klar, dass die Arbeit trotz der neuen Impulse weitergehe: „Wir haben noch einen langen Weg zu gehen, wir sind noch nicht da.“ (nmc/dpa)
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