Die Bioenergie ist nicht schuld am Hunger
Vorige Woche sagte Brasiliens Präsident Lula de Silva: „Es beleidigt mich, wenn man mit Fingern auf saubere Biokraftstoffe zeigt, mit Fingern, die mit Erdöl und Kohle beschmutzt sind.“ Der Mann hat recht. Und viele deutsche Bioenergie-Kritiker haben unrecht.
Die seit Monaten laufende Kampagne gegen Bioenergie ist nicht nur gegen hiesige Landwirte, sondern auch gegen Brasilien als Bioethanol-Weltmeister gerichtet. Im größten südamerikanischen Land fährt bereits jedes zweite Auto mit sauberem, klimaneutralem Bio-Sprit, zum Segen für die Umwelt.
Die Kampagne gegen Bioenergie wurde jahrelang von der alten Ölindustrie vorbereitet und viele Umweltverbände und kirchliche Hilfsorganisationen sind darauf hereingefallen. Nach einer Studie des „Union of Concerned Scientist“ hat zum Beispiel Exxon Mobil zwischen 1998 und 2005 über 16 Millionen US-Dollar an 43 „klimaskeptische Organisationen“ gespendet, Die britische Royal Society kritisiert, dass ESSO allein im Jahr 2005 beinahe 3 Millionen US-Dollar an Vereinigungen bezahlt habe, die den Klimawandel leugnen.
Die Fakten: Weltweit wird auf stark zwei Prozent der Ackerfläche Bioenergie angebaut, aber mehr als 30% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche liegen brach. Allein diese Zahlen belegen, dass zuallererst die Armut der Bauern in der Dritten Welt, die kein Geld für Saatgut haben, die Hauptursache des Hungers ist und nicht der geringe Anteil von Bioenergie.
Auf 15 Millionen Hektar werden global Tee und Kaffee angebaut, womit bekanntlich kein Hunger gestillt werden kann. Aber es gibt keine Kampagne gegen Tee- und Kaffeeanbau. Und es gibt auch keine Kampagne gegen Tabakanbau, obwohl auf vier Millionen Hektar Tabakpflanzen angebaut werden.
Natürlich ist der Anbau von Tabak, Tee und Kaffee die Existenzgrundlage von Millionen Bauern. Aber das gilt auch für den Anbau von Energiepflanzen. Biomasse-Energie hat allein in Deutschland 100.000 Arbeitsplätze geschaffen, hilft den Treibhauseffekt einzudämmen und stärkt die regionale heimische Wirtschaft. Die Nutzung von Bioenergie hat in Deutschland 2007 mehr als 54 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Bioenergie ist für den Klimaschutz unverzichtbar.
In Brasilien wird der Urwald auch nicht für Bioenergie abgeholzt, sondern hauptsächlich für den Anbau von Viehfutter. Fleischliche Ernährung ist zum Klimaproblem geworden, aber nicht die Bioenergie wie so oft unterstellt wird. Der Bundesverband Bioenergie hat soeben für Deutschland folgende realistische Ziele für das Jahr 2020 formuliert: 10% Bioenergie im Strommarkt, 10% Bioenergie im Wärmemarkt und 12% Bioenergie im Treibstoffmarkt.
Diese Ziele und langfristig mehr sind ohne Konflikt mit dem Lebensmittelanbau erreichbar.
Zur Person:
Franz Alt ist Journalist und Buchautor. Auf seiner Homepage www.Sonnenseite.de gibt er einen Überblick über die Alternativen der Energieerzeugung ‒ erneuerbare Energien, solares Bauen, solares Wirtschaften ‒ sowie über die Themen Klimawandel, ökologische Verkehrswende, Ökolandbau, ökologische Steuerreform, Frieden und Menschenrechte. Im Februar hat er sein neuestes Buch „Sonnige Aussichten – Wie Klimaschutz zum Gewinn für alle wird“ herausgebracht.
Text erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 42/08
Weitere Informationen: Sonnenseite von Franz Alt
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion